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Günzburg: Abwasser wird in Günzburg zum Energielieferanten

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Abwasser wird in Günzburg zum Energielieferanten

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    Von außen vergleichsweise unscheinbar ist die Energiezentrale im Bereich der Kläranlage. In ihrem Innern ist allerdings modernste Technik eingebaut.
    Von außen vergleichsweise unscheinbar ist die Energiezentrale im Bereich der Kläranlage. In ihrem Innern ist allerdings modernste Technik eingebaut. Foto: Michael Lindner/ Stadt Günzburg

    Die Stadtwerke Günzburg investieren seit Monaten in den Aufbau einer kommunalen regenerativen Wärmeversorgung. Eine neue Energiezentrale wird derzeit im Bereich der Kläranlage errichtet und das Wärmeleitungsnetz weiter ausgebaut. Egal, ob Erdgas, Heizöl, Holz, Pellets oder Strom - zum Heizen gibt es viele unterschiedliche Energieträger. In Günzburg wurden sich bereits vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dem daraus resultierenden Energiekrieg und der Frage nach der Versorgungssicherheit Gedanken über die künftige Energieversorgung gemacht. Das Ziel Günzburgs ist es, einen möglichst hohen Grad an Unabhängigkeit gegenüber fossilen Energiemärkten zu erreichen und so die Energiewende vor Ort zu schaffen.

    Alternative Energieformen lassen sich dabei insbesondere durch die Verwertung ohnehin vorhandener rund bislang ungenutzter Ressourcen, zum Beispiel durch Abwasser aus der Günzburger Kläranlage, realisieren. Lothar Böck, Vorstand der Stadtwerke Günzburg, erklärt den Ablauf wie folgt: „Konkret geht es darum, dem Abwasser in der Kläranlage Wärme zu entziehen und zum Heizen von Gebäuden zu nutzen.“ Jährlich werden etwa drei Millionen Kubikmeter Abwasser aus Günzburg in der Kläranlage aufbereitet, das dann in guter Qualität an die Donau zurückgegeben wird, so der Stadtwerke-Chef.

    Versorgungsleitungen wurden schon im vergangenen Jahr verlegt

    2023 wurden Versorgungsleitungen auf einer Länge von 1,2 Kilometern im Auweg-Areal zwischen der Donau und den Bahngleisen im Zuge des Umbaus von Gewerbebrachen hin zu Wohnfläche verlegt. Weitere Leitungen für die Fernwärme wurden und werden dieses Jahr in der Dillinger und Augsburger Straße gelegt, insgesamt rund 1,5 Kilometer. Zudem gibt es bereits Planungen für die kommenden Jahre.

    Ende vergangenen Jahres wurde mit dem Bau der Energiezentrale vor der Kläranlage begonnen. Die baurechtliche Genehmigung hierfür sowie für die Nutzung der Umweltwärme aus dem gereinigten Abwasser mittels Wärmetauscher wurde von der Stadt Günzburg erteilt. Damit stehen für den im Herbst 2025 geplanten Versorgungsbeginn pro Jahr rund 3 Millionen Kilowattstunden zur Verfügung, schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung.

    „Mit den von den Stadtwerken begonnen Maßnahmen könnte im ersten Bauabschnitt mit der vor Ort gewonnenen regenerativen Energie der Bedarf von 150 Einfamilienhäusern mit einer durchschnittlichen Bausubstanz gedeckt werden. Im Endausbau mit dann zehn Millionen Kilowattstunden können es dann mehrere hundert Einfamilienhäuser sein“, so Stadtwerke-Vorstand Lothar Böck. Es können auch Verwaltungsgebäude, Behörden, Schulen sowie Bank- und Geschäftsgebäude entlang der zu bauenden Leitungstrassen mit Fernwärme aus Günzburg versorgt werden.

    Minister Glauber sieht Günzburg als Vorreiter

    Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber (Freie Wähler) betonte anlässlich der im Aufbau befindlichen klimafreundlichen Wärmeversorgung in Günzburg: „Fernwärme aus Abwasser zu gewinnen bedeutet Versorgungssicherheit, Klimafreundlichkeit und zugleich Preisstabilität. Sie kann einen wichtigen Beitrag zur klimaneutralen Wärmeversorgung in Bayern leisten. Die Große Kreisstadt Günzburg geht hier mit gutem Beispiel voran.“

    Die Investitionen in die Günzburger Energiezentrale betragen in der ersten Ausbaustufe rund 3,4 Millionen Euro, in das Leitungsnetz am Auweg und in der Dillinger und Augsburger Straße werden insgesamt 2,8 Millionen Euro investiert. Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig hebt die Bedeutung der kommunalen Wärmeversorgung hervor: „Früher oder später muss sich jeder von uns mit der Frage auseinandersetzen, wie muss und will ich die persönliche Energie- und Wärmeversorgung in meinen eigenen vier Wänden umstellen, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und eine finanzierbare Heizung auf Dauer zu gerechtfertigten, nachvollziehbaren und marktunabhängigen Konditionen zu erhalten. Die Fernwärme ist eine Möglichkeit der klimafreundlichen Versorgung, die für viele Menschen attraktiv ist. Wir sind damit Vorreiter im Landkreis und können eine echte Alternative zur bisherigen Energieversorgung anbieten. Mit dem Kommunalunternehmen Stadtwerke Günzburg erhalten die Kunden einen ehrlichen, verlässlichen und fairen Partner.“

    Mit der Fernwärme durch die Kläranlage geht die Stadt einen weiteren Schritt in Richtung ihres im Dezember 2021 verabschiedeten Klimaleitbilds. So soll der Anteil erneuerbarer Wärme im Stadtgebiet bis 2030 auf 50 Prozent und bis 2035 auf 100 Prozent steigen. Ein wichtiger Bestandteil hierfür ist die Fernwärme. Am Montagabend beschloss der Stadtrat außerdem den Kommunalen Wärmeplan, der Möglichkeiten und Chancen für weitere Projekte aufzeigen soll, die eine weitgehend klimaneutrale Energieversorgung in Günzburg ermöglichen. (AZ)

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