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Günzburg: 20 Jahre Legoland Günzburg: Die Geschichte des achten Stadtteils

Am 17. Mai 2002 eröffnete das Legoland in Günzburg. Derzeit entsteht ein noch unbekannter Themenbereich, in dem unter anderem eine neue Achterbahn für die Gäste bereitsteht. In diesen neuen, etwa 1,2 Hektar großen Bereich werden mehr als 15 Millionen Euro investiert.
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20 Jahre Legoland Günzburg: Die Geschichte des achten Stadtteils

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    Das Legoland in Günzburg feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen, aus diesem Grund sind viele besondere Veranstaltungen geplant. Dass einmal im kleinen

    Zwei Daten spielen in der Historie des Legolands Günzburg eine große Rolle – eines davon jährt sich nun zum 20. Mal. Da ist zum einen der 17. Mai 2002 zu nennen, der erste Tag, an dem kleine und große Gäste den Familienfreizeitpark nahe der A8 erstmals besuchen konnten. Und dann gibt es den 8. September 1999. An jenem Tag verkündete Lego-Eigentümer Kjeld Kirk Kristiansen, dass der weltweit vierte Legoland-Park in Günzburg errichtet wird – und sich damit völlig unerwartet gegen die japanische Millionen-Metropole Tokio durchgesetzt hat. Etwa 200 Millionen Euro wurden nach Informationen unserer Redaktion in den Bau von Legoland investiert, das sind etwa 50 Millionen Euro mehr als vom Betreiber zunächst gedacht. In den vergangenen 20 Jahren kamen noch etliche Millionen hinzu – und die Investitionen gehen weiter.

    "Das Legoland ist der achte Günzburger Stadtteil."Oberbürgermeister Gerhard Jauernig

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    Oberbürgermeister Gerhard Jauernig will seine Freude über das Legoland in Günzburg gar nicht verbergen. "Das Legoland ist der achte Günzburger Stadtteil", sagt Jauernig fröhlich. Er erinnert sich gerne an seinen 17. Arbeitstag als OB, als er an der offiziellen Eröffnungsfeier des Familienparks teilnahm. Unter den 3000 geladenen Gästen waren hochrangige Politiker wie der damalige Innenminister Otto Schily oder der ehemalige Finanzminister Theo Waigel. Doch wie kam es dazu, dass Günzburg den Zuschlag bekam und damit nach dem dänischen Billund 1968, dem englischen Windsor 1996 und dem kalifornischen Carlsbad 1999 im Jahr 2002 der weltweit vierte Legoland-Standort wurde?

    Legoland-Manager John Jakobsen besuchte 1996 zum ersten Mal das damals noch abgesperrte 140 Hektar große Muna-Gelände an der B16, das nach dem Krieg als Sprengplatz diente. Günzburg war einer von weltweit Dutzenden möglichen Standorten für einen neuen Legoland-Freizeitpark. Immer mehr Bewerber schieden aus und Ende 1997 dann die erste Sensation: Günzburg war in aussichtsreicher Position für die Ansiedlung. Der krasse Außenseiter hat die Verantwortlichen in vielen Punkten überzeugt. Hauptkonkurrent war die japanische Hauptstadt Tokio – ein Duell David gegen Goliath. Zwei Jahre gaben die Dänen den Günzburger Behörden, um das Gelände nahe der A8 für den

    Alfred Sauter hatte als Chef der Obersten Bayerischen Baubehörde in München im laufenden Großverfahren ständig die Hand am Steuer. In Bonn hatte mit Bundesfinanzminister Theo Waigel ein weiterer Politiker aus Günzburg das Sagen. Denn Waigel war in seinem Amt für den Muna-Wald – eine Liegenschaft des Bundes – zuständig.

    Tausende Bomben und Granaten auf ehemaligem Muna-Gelände

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    Bei Probeschürfungen Anfang 1998 ließ sich erahnen, was alles in dem munitionsverseuchten Boden des ehemaligen Militärareals in Günzburg steckte. Mehr als 400 Bomben und 100 kleinere Granaten wurden innerhalb kürzester Zeit gefunden. Die Arbeiten zur Munitionsräumung auf dem Grundstück zwischen A8 und Kötz begannen im Mai desselben Jahres. Am Ende entsorgten die Fachleute 62.000 Kleinbomben, weit über 6000 Granaten und 335 Tonnen Schrott. Die etwa 100 Mitarbeiter der Spezialfirmen fanden unter anderem Hunderte Panzerfäuste, aber auch eine riesige Fünf-Zentner-Fliegerbombe oder eine 240-Kilogramm-Granate.

    Während der Entmunitionierung des Muna-Geländes sah das Areal wie eine Kraterlandschaft aus.
    Während der Entmunitionierung des Muna-Geländes sah das Areal wie eine Kraterlandschaft aus. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Die Kosten für diese gefährliche Arbeit waren enorm: Mehr als sechs Millionen D-Mark kostete die Altlastensanierung samt chemischer Analysen und Abtransport des Erdreichs im westlichen Bereich des Geländes, für die Entmunitionierung und Rodung von rund 57 Hektar Wald fielen 14,5 Millionen D-Mark an. Die Gesamtkosten der Arbeiten im Westteil des Geländes beliefen sich damit auf etwa 21 Millionen D-Mark. Die Sanierungs- und Entmunitionierungsarbeiten im Ostteil wurden mit weiteren rund zehn Millionen D-Mark veranschlagt – macht insgesamt mehr als 30 Millionen D-Mark, die der Bund zu berappen hatte. Im Mai 1999 ereignete sich während der Arbeiten ein schlimmes Unglück: Beim Hantieren mit einer Panzergranate kam ein 54-jähriger Feuerwerker ums Leben. Er war dabei, eine Fünf-Zentimeter-Panzergranate zu reinigen und für den Abtransport vorzubereiten, als sich der Federzünder löste und die Granate detonierte.

    Wohin mit dem Verkehr durch das Legoland?

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    Tokio gegen Günzburg, wer bekommt am Ende den Zuschlag für das ursprünglich 300 Millionen D-Mark teure Projekt? Neben der bereits angesprochenen Befreiung von Munition war in Günzburg die Erschließung ein wichtiges Kriterium. Denn die Besucherinnen und Besucher sollen den Freizeitpark erreichen, ohne den Verkehr in der Region lahmzulegen. Der mögliche Günzburger Standort überzeugte den dänischen Spielzeug-Hersteller durch seine günstige Lage nahe dem Kreuz A7 und A8. Lego hatte damals ermittelt, dass innerhalb von zwei Stunden 16 Millionen Menschen den Park erreichen können, innerhalb von drei Stunden sogar 25 Millionen Menschen. Es passt also gut, dass die A8 inzwischen sechsspurig ausgebaut ist und die B16 im Bereich Günzburg auf vier Spuren verbreitert wurde.

    Trotz aller Bemühungen passierte es über Jahre vor allem in der Ferienzeit immer wieder, dass es sich wegen der Legoland-Gäste bis zur oder gar auf der Autobahn staute. 2019 wurde Abhilfe geschaffen: Wer seitdem von Richtung Augsburg die Günzburger A8-Ausfahrt nimmt und in die Große Kreisstadt will, kann die neu gebaute Abbiegespur nutzen, auf der Autofahrer nicht länger von einer Ampel ausgebremst werden. Die 110 Meter lange Rampe sowie die 180 Meter lange Einfädelspur zur B16 kosteten 1,2 Millionen Euro. Durch diese Erweiterung waren zwei Linksabbiegespuren von der Autobahn kommend Richtung Legoland möglich, seitdem fließt der Verkehr im Bereich des Freizeitparks deutlich besser.

    Nicht nur beim Verkehr lief nicht immer alles glatt: Zwischen Lego-Management und der Günzburger Stadtverwaltung kriselte es zwischendurch, Projektleiter Mads Ryder und Oberbürgermeister Rudolf Köppler lieferten sich hinter den Kulissen 1998 einen heftigen Schlagabtausch. Ryder sah demnach das geplante Großprojekt in einer sehr kritischen Phase, weil das Rathaus wichtige Informationen und Verträge zur Kostenplanung nicht beisteuere. Köppler warf den Dänen im Gegenzug vor, sie hätten Zeitverzögerungen durch permanente Umplanungen verursacht. Die Unstimmigkeiten wurden behoben und dann passierte am 8. September 1999 das, was kaum jemand für möglich gehalten hat: Günzburg setzt sich gegen Tokio durch und wird der weltweit vierte Legoland-Standort. Legoland kaufte die 140 Hektar große Fläche nach Informationen unserer Redaktion für knapp 17 Millionen D-Mark, das sind circa 8,7 Millionen Euro.

    Günzburg wird durch das Legoland deutschlandweit bekannt

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    Der Bau und der Betrieb des 200 Millionen Euro teuren Klötzchenparks sorgten bisweilen für Goldgräberstimmung in der Region. Jeder wollte etwas vom Kuchen abhaben. Gastwirte rüsteten ihre Bettenkapazitäten vor allem zu Beginn auf: von 2300 im Jahr 2004 auf 3300 in 2012. In der Region gab es aber auch kritische Stimmen, die die Wirtschaftlichkeit des Projekts anzweifelten. Von den Touristen, die den Freizeitpark besuchten, habe die Region sicher gar nichts, mutmaßten die Kritiker. Der geplante

    So sah die Baustelle für das Legoland Günzburg im Oktober 2001 aus, immer deutlicher wurden die einzelnen Attraktionen.
    So sah die Baustelle für das Legoland Günzburg im Oktober 2001 aus, immer deutlicher wurden die einzelnen Attraktionen. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Im Oktober 2000 begannen die Bauarbeiten auf dem Muna-Gelände. Der Park umfasste zunächst 60 Hektar. 200 Millionen Euro investierten die Dänen, 50 Millionen Legosteine wurden von 80 Modellbauern verbaut. Legoland sprach damals davon, dass 600 neue Arbeitsplätze entstehen. Etwa 500 Mitarbeiter würden für den siebenmonatigen Saison-Betrieb gesucht, circa 100 Beschäftigte hätten das ganze Jahr über einen festen Job. Mit etwa 1,2 Millionen Gästen rechnete Legoland-Manager Jakobsen im ersten Jahr.

    1,3 Millionen Gäste im Legoland im Eröffnungsjahr 2002

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    Zur Eröffnung am 17. Mai 2002 kamen 3000 geladene Gäste, es war das Happy End einer Erfolgsgeschichte, wie es Oberbürgermeister Jauernig damals formulierte. Mehr als 40 Attraktionen und Fahrgeschäfte nahmen ihren Betrieb auf, 120 Festangestellte und knapp 600 Saisonkräfte arbeiteten anfangs im Legoland – und damit etwa 120 mehr als gedacht. Im Anfangsjahr 2002 kamen 1,3 Millionen Besucher. "Vor allem die Spitzentage waren für uns damals eine riesige Herausforderung. Inzwischen sind solche Zahlen für uns normal", sagt die jetzige Legoland-Chefin Manuela Stone, die bereits seit 2002 im Günzburger Legoland tätig ist, zunächst im Gastronomiebereich. Mit den 1,3 Millionen Besuchern löste der Freizeitpark sogar Schloss Neuschwanstein als besucherstärkste Attraktion Bayerns ab.

    Bei der Eröffnung vor 20 Jahren gab es sieben Parkbereiche: unter anderem das Herzstück "Miniland" mit Nachbauten berühmter Sehenswürdigkeiten wie dem Brandenburger Tor in Berlin oder dem Dogenpalast in Venedig. Im Land der Ritter können die Gäste mit einer Feuerdrachenbahn eine Burg erkunden. Das Land der Abenteuer entführt die Besucherinnen und Besucher in einen Dschungel, wo Dinosaurier, Krokodile und Löwen herrschen. Die größte Fahr-Attraktion des Günzburger Legoparks ist die Wasserbahn.

    2008 wurde das millionenschwere Legoland-Feriendorf eröffnet

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    Bei diesen Attraktionen und Themenbereichen blieb es jedoch nicht. Bereits 2003 wurde die neue Attraktion "Drachenjagd", eine Einsteigerachterbahn für Kinder, eröffnet. Ab 2007 gab es dann auf 5000 Quadratmetern das Land der Piraten. Seit 2008 können Gäste direkt neben dem Legoland übernachten. Etwa acht bis neun Millionen Euro kostete das weltweit erste Legoland Feriendorf, das auf acht Hektar entstand. Der Campingplatz und die Ferienhaus-Siedlung wurden stetig erweitert. 2013 ging das erste Themenhotel im Feriendorf an den Start, die Ritterburg. Kurz danach folgten die Königsburg und 2016 die Drachenburg sowie die Campingfässer. 2018 entstand das Pirateninsel-Hotel für 27 Millionen Euro. Zuletzt wurden 14 Millionen Euro in die energetische Sanierung der Themenhäuser und in den Bau des Ninjago-Quartiers mit 288 Betten investiert, welches ab Pfingsten Gäste beherbergt. Mit dem Ninjago-Quartier erhöht sich die Gesamtkapazität des Feriendorfs auf 2836 Gäste. 278.000 Übernachtungen gab es übrigens im Landkreis Günzburg im Jahr der Legolanderöffnung 2002. Zehn Jahre später waren es deren 506.000.

    Das Land der Pharaonen wurde im Legoland 2019 eröffnet.
    Das Land der Pharaonen wurde im Legoland 2019 eröffnet. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Auch im Park selbst wurde in den vergangenen Jahren viel investiert. Bis Ende Mai 2009 entstand mit "Legoland Atlantis by Sea Life" eine 2023 soll der nächste Themenbereich, der noch nicht öffentlich bekannt ist, eröffnet werden. 15,5 Millionen Euro soll er kosten und die Parkfläche um 1,2 Hektar Richtung Osten ausdehnen. Unter anderem soll eine actionreiche Achterbahn gebaut werden. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens wird es im Mai eine Weltpremiere geben: die weltweit erste Legoland-Parade. Am 21. Mai werden die acht Themenwagen im jeweiligen Bereich des Legolands nacheinander enthüllt. Insgesamt 500 Meter werden die Fahrzeuge während der etwa 20-minütigen Parade zurücklegen. An 138 Tagen wird es dieses Jahr die Parade zu sehen geben, Start ist immer um 16 Uhr.

    Corona wirbelte viele Pläne des Legolands durcheinander

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    Dass dies nicht die letzte Erweiterung sein wird, dürfte klar sein. "An allen Standorten gibt es einen Fünf- und einen Zehnjahresplan. In Zeiten von Corona ist vieles durcheinandergewirbelt worden, bei uns war das zum Glück nicht so", sagt Manuela Stone im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir haben viele Ideen für die Zukunft – und auch die Erweiterungsflächen." Welche das sind, werde aber von Legoland nicht verraten. Denn Verschwiegenheit gehört zum Geschäft.

    Der fünfmillionste Besucher kam 2005 in den Freizeitpark, 2016 war Gast Nummer 20 Millionen an der Reihe und 2020 dann der 25-millionste Besucher. Die Besucherzahlen stiegen von anfangs 1,3 Millionen auf 1,85 Millionen Gäste im bisherigen Rekordjahr 2019. Wegen der Corona-Pandemie brach diese Zahl 2020 auf etwa 760.000 ein und stieg 2021 auf knapp eine Million. Inzwischen gibt es im Park über 60 Attraktionen (etwa 20 mehr als 2002), wo inzwischen bis zu 1300 saisonale Mitarbeiter und 250 Festangestellte – ungefähr doppelt so viele wie vor 20 Jahren – arbeiten.

    Weltweit gibt es neun Legoland-Themenparks

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    Weltweit gibt es inzwischen neun Legoland-Themenparks und einen Wasserpark. Auch Japan besitzt seit 2017 ein Legoland, allerdings in Nagoya und nicht in Tokio. Doch die japanische Hauptstadt, vor mehr als 20 Jahren Günzburg im Kampf um Legoland unterlegen, hat seit 2012 immerhin ein Legoland Discovery Center, eine Indoor-Attraktion für Kinder und eine Art Miniversion des Legolands.

    Übrigens gehören seit 2005 alle Legoland-Parks zur britischen Merlin Entertainments Gruppe. Merlin zählt jährlich über 67 Millionen Besucherinnen und Besucher an 130 Standorten in 25 verschiedenen Ländern auf vier Kontinenten. Das Unternehmen ist der größte Anbieter von Freizeitattraktionen in Europa und belegt hinter Disney Platz zwei weltweit. Das ist den Besucherinnen und Besuchern in Günzburg aber egal: Für sie ist das Legoland die Nummer eins.

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