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Gericht: Warum ein Rentner Pfandbehälter knackt

Gericht

Warum ein Rentner Pfandbehälter knackt

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    Um an ein wenig Geld zu kommen, knackte ein 61 Jahre alter Mann in Krumbach einen Pfandbehälter. So hatte er einige Dosen als Wertstoffe „erbeutet“. Dafür musste er sich jetzt vor Gericht verantworten.
    Um an ein wenig Geld zu kommen, knackte ein 61 Jahre alter Mann in Krumbach einen Pfandbehälter. So hatte er einige Dosen als Wertstoffe „erbeutet“. Dafür musste er sich jetzt vor Gericht verantworten.

    Der Mann steht nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Er kommt gerade so über die Runden, manchmal aber auch nicht. Dann wird der Frührentner wiederholt zum Gesetzesbrecher. Auf illegale Weise hatte sich der 61-Jährige in Krumbach leere Getränkedosen aus einem Pfandbehälter besorgt, weil die kleine Rente gegen Monatsende nicht mehr reichte für Lebensmittel und Katzenfutter. Dafür kassierte der Angeklagte vom Amtsgericht eine ziemlich milde Geldstrafe.

    Der hagere Senior, er wirkte mit seinen längeren krausen Haaren und Vollbart optisch wie eine Mischung aus Karl Marx und Forrest Gump, nahm kein Blatt vor den Mund. „Mein Gott, was soll ich sagen“, seufzte der 61-Jährige, nachdem der Staatsanwalt die Delikte vorgetragen hat, „es stimmt, was in der Anklage steht“. Im Juli knackte der Mann am Waschpark in Krumbach innerhalb von wenigen Tagen zweimal einen Pfandbehälter. Er holte sich mehrere Dosen, „was Anderes war ja nicht drin“, um dafür pro Stück 25 Cent zu kassieren.

    Flaschen zu sammeln, wie der Staatsanwalt nachfragte, kam für den Rentner nicht in Betracht, „die wirft in Krumbach kaum einer weg“. Was für einen Hintergrund die Tat habe, fragte Richter Martin Kramer. Der Angeklagte beschrieb die desolate finanzielle Situation: Wir hatten kein Geld mehr, brauchten was für die Lebensgefährtin und ihn, kam die Antwort. Der 61-Jährige bekommt eine Erwerbsunfähigkeitsrente in Höhe von 450 Euro, davon gehe noch was weg für Telefon und Internet, „das braucht man ja heute“. Eigentlich erwartet er ja zusätzliche 100 Euro, aber das Verfahren beim Sozialgericht laufe noch.

    Der Mann hat eigentlich eine solide Berufsausbildung als Informationselektroniker, aber nach einem Unfall mit anschließenden Schulterproblemen seit vielen Jahren keinen Job mehr. Und mit 61 noch eine Anstellung zu finden, sei in Krumbach so gut wie unmöglich, erklärte er nach der Verhandlung.

    „Sie stehen nicht das erste Mal vor Gericht“, verdeutlichte Richter Kramer dem Angeklagten die Lage. Alles, was offen war, habe er abgeleistet, sagte der.

    Bei den beiden Diebstählen hat der 61-Jährige Dosen im Pfandwert von circa sieben Euro erbeutet, dazu noch zweimal die Griffe der Tonne demoliert und damit Sachschaden in Höhe von 20 Euro verursacht. Ob er den Schaden ersetzt habe, fragte der Richter. Bis jetzt habe noch niemand etwas von ihm haben wollen, so der Angeklagte.

    Die Dosenbox am Waschpark habe er zufällig beim Spazierengehen entdeckt und sei dann auf den Einfall gekommen, sich daran zu bedienen.

    „Ich hoffe, dass ich nicht schon wieder eingesperrt werde“, bat der Rentner in seinem Schlusswort. Schon wegen seiner kranken Lebensgefährtin, für die er einkaufen gehe.

    Immerhin zehn Mal war der aus dem niederbayerischen Deggendorf stammende 61-Jährige schon als Gesetzesbrecher aktenkundig, darunter wegen Betruges, Urkundenfälschung, Verletzung der Unterhaltspflicht und Diebstahl, was ihm neben Geld- auch Freiheitsstrafe eingebracht hatte.

    Die vom Staatsanwalt geforderte Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro reduzierte Richter Kramer auf 60 Tagessätze zu zehn Euro, die in Raten zu 20 Euro gezahlt werden dürfen. Grund für das angesichts der vielen Vorstrafen recht milde Urteil: Das Geständnis und dass der Angeklagte keine Luxusgüter gestohlen habe, „verboten ist es trotzdem“. Er möchte ihn nicht wiedersehen, gab der Richter dem Rentner mit auf den Weg: „Ich versuch’s“, kam vom 61-Jährigen zurück, der das Urteil sofort annahm.

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