Nach einer schlaflosen Nacht hatte Markus Deibler immerhin die Wut abgelegt, die sich während des Bezirksliga-Derbys gegen den FC Günzburg in ihm aufgestaut hatte. 1:2 (0:2) hatte sein TSV Ziemetshausen dieses in Sachen Klassenerhalt so wegweisende Heimspiel verloren. Und das, obwohl die Gäste mit einer absoluten Rumpfmannschaft angetreten waren. Den Unterschied machte wie so oft im Fußball die Einstellung.
Weil die bei den Gästen um Spielertrainer Christoph Bronnhuber passte, durften sie sich nach dem Schlusspfiff zum Klassenerhalt gratulieren lassen. Im Rückblick sagte der Coach: „Wir waren mentalitätsmäßig weit über dem Level, das die Ziemetshauser zeigten. Ich bin brutal stolz auf meine Jungs, die von der ersten Minute an alles reingeworfen haben.“
Markus Deibler: "Leblos, lustlos, teilnahmslos"
Für Ziemetshausen dagegen ist nach dieser Pleite der Weg ans rettende Ufer noch länger geworden. Der Frust war Deibler auch einen Tag nach dem demoralisierenden Auftritt der Seinen noch anzumerken. Und den redete sich der Coach dann auch von der Seele. „Leblos, lustlos, teilnahmslos“ – so sei seine Elf in der ersten Halbzeit aufgetreten, zürnte der Coach. Weiter wetterte er: „So einen blutleeren Auftritt habe ich in dieser Saison noch nicht gesehen. Das war ein Armutszeugnis, eine Bankrotterklärung. Da frage ich mich, ob die Mannschaft überhaupt in der Spielklasse bleiben will.“
Diese Frage stellten sich die 150 Zuschauenden auch. Günzburg brachte genau jenes Feuer auf den Rasen, das Deibler von seinem Team gefordert hatte. Nickolas Tress und Benjamin Wahl sorgten mit ihren Treffern für die verdiente und beruhigende Pausenführung. Nach dem Donnerwetter in der Kabine waren auch die Ziemetshauser endlich wach und spielten gegen müde werdende Gäste phasenweise Einbahnstraßenfußball. Zu mehr als dem Anschlusstreffer durch Tobias Hillenbrand reichte es aber nicht. „Es nützt halt nichts, wenn ich erst in der zweiten Halbzeit aufwache“, kommentierte Deibler. Er betonte nach einem Moment des Überlegens ausdrücklich, er nehme die jungen und unerfahrenen Spieler von allzu scharfer Kritik aus. „Die Etablierten sollen sich an die Nase fassen“, sagte der Trainer.
Pokaltriumph ist 1600 Euro wert
Gut kämpfen und wieder besser spielen wollen die Günzburger an diesem 30. April im Kreispokal-Finale. Der Titel, den Bronnhuber als „Kirsche auf der Torte“ bezeichnet hat, ist immerhin 1600 Euro wert – so hoch ist die Siegerprämie, die Lotto Bayern als Partner des Bayerischen Fußball-Verbands ausschüttet. Noch wichtiger ist, dass alle Kreisgewinner in der ersten Hauptrunde auf Verbandsebene antreten dürfen und dort mit ein wenig Losglück einen Zuschauermagneten auf ihrer Sportanlage begrüßen dürfen.
Das aber wäre, um im Bild zu bleiben, schon die Soße auf der Kirsche. Erst einmal gilt es, beim FSV Reimlingen zu bestehen. Anpfiff zur Partie beim Tabellensiebten der Kreisliga Nord ist um 14.30 Uhr. Und Corona-Fälle im Kader hin, Überlastung durch die Englische Woche her: Günzburg muss hier als Favorit gelten. Bronnhuber nimmt diese Rolle an und macht eine Tugend daraus, indem er sagt: „So wollen wir auch auftreten und wenn wir erneut die Mentalität des Spiels in Ziemetshausen zeigen, werden wir das Ding auch holen.“
Fans des FC Günzburg können kostenfrei im Mannschaftsbus mitfahren. Abfahrt am Auwaldstadion ist am Samstag um 11.30 Uhr.
So haben sie gespielt
TSV Ziemetshausen Mayer, Bettighofer, Kvachov, Endres, Miller (70. Akyel), Greiner (46. Cisowski), Leitenmaier, Hillenbrand, Yilmaz (59. Klimm), Vihl, Schneider (46. Seibold)
FC Günzburg Möhnle, Chessa (43. Liebrecht), Megyes, Casamayor-Bell, Wachs, Buchta (91. Kuchenbaur), Wahl, Schmid, Bronnhuber, Nerdinger, Tress
Schiedsrichter Lang (Walkertshofen)
Zuschauer 150
Tore 0:1 Tress (25.), 0:2 Wahl (35.), 1:2 Hillenbrand (72.)