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Fußball: Der SC Bubesheim steigt aus der Bezirksliga ab – oder doch nicht?

Fußball

Der SC Bubesheim steigt aus der Bezirksliga ab – oder doch nicht?

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    Mit bangen Blicken verfolgen die Bubesheimer den Fortgang des Elfmeterschießens im Finale der Bezirksliga-Relegation. Minuten später wissen sie: Wir sind sportlich abgestiegen.
    Mit bangen Blicken verfolgen die Bubesheimer den Fortgang des Elfmeterschießens im Finale der Bezirksliga-Relegation. Minuten später wissen sie: Wir sind sportlich abgestiegen. Foto: Ernst Mayer

    Als Robin Berger auch den sechsten Elfmeter verwandelte und das schmucke Stadion an der Weinrieder Straße in Babenhausen in eine gelb-schwarze Partyzone mutierte, stand der sportliche Abstieg des SC Bubesheim aus der Bezirksliga fest. Erschöpft, ausgelaugt, körperlich wie geistig einfach leer nahmen die im Mittelkreis des Platzes versammelten Fußballer ihr Scheitern zur Kenntnis. Sie waren einfach zu müde, um in dieser Sekunde große Gefühle zu zeigen. Die werden wohl erst kommen, wenn die nüchterne Erkenntnis reift: Nach mehr als drei Jahrzehnten auf Landes- und Bezirksebene spielt der Dorfverein demnächst in der Kreisliga.

    Ein Hintertürchen bleibt offen

    Doch halt: Ein Hintertürchen bleibt den Bubesheimern ja noch. Falls der SV Mering den Klassenerhalt in der Landesliga schafft, wird für den SC ein Platz in der Bezirksliga frei. So unwahrscheinlich ist das gar nicht, denn das erste Finalspiel ihrer Relegation verloren die Meringer bei der SpVgg Feldmoching nur knapp 1:2. Das Rückspiel steigt am Samstag, 10. Juni, ab 16 Uhr. Erst danach ist klar, wo die sportliche Zukunft der Bubesheimer wirklich liegt.

    Die Fußballer hätten die nun kommenden Tage im Wartehäuschen natürlich lieber vermieden. Und ihr Auftritt in Babenhausen war einmal mehr absolut respektabel. Es ist schon eine bemerkenswerte und vor wenigen Wochen noch unvorstellbare Wandlung, die Trainer Marco Chessa initiiert und zusammen mit der Mannschaft umgesetzt hat. Die entwickelte sich flugs weg von konditionell kaum wettbewerbsfähigen Individuen hin zu einem verschworenen Haufen, der seine Fitness-Defizite mehr und mehr durch brutalen Willen zum Drinbleiben wettmachte. Beinahe wäre der Triumph des Teamgeists sogar geglückt. 

    TSV Ottobeuren ist das spielstärkere Team

    Dass es nicht ganz reichte, lag an einem TSV Ottobeuren, der im Relegations-Finale die spielstärkere Mannschaft war und vor allem in den ersten 45 Minuten sowie später in der Verlängerung Chancen zuhauf hatte, den Sieg ohne die Gratwanderung Elfmeterschießen einzutüten. Unter anderem scheiterte Marc Michels mit einem berechtigten Strafstoß am katzengleich in die richtige Ecke hechtenden Simon Zeiser (97.).

    Aber wie das so ist im Fußball: Wenn du selbst keine Tore schießt, ist der Gegner zur Stelle. So war das schon in der ersten Halbzeit, als Ottobeuren hübsch kombinierte, während sich Bubesheim willensstark wehrte. Mehr als den wunderbar herausgespielten Führungstreffer durch Florian Jakob (27.) brachten die Unterallgäuer aber nicht zustande. Pedro Gomes de Souza stellte den schmeichelhaften Ausgleich her – zu diesem Zeitpunkt (43.) aus dem Nichts und natürlich nach einem Standard, den er allerdings künstlerisch wertvoll verwertete.

    Ein Schocker in der Nachspielzeit der Verlängerung

    Und beinahe, es war ein echter Schocker, wären die Bubesheimer sogar als strahlende Sieger nach Hause gefahren. Es lief die Nachspielzeit der Verlängerung, als sich Tugay Demir den Ball zu einer allerletzten Freistoß-Flanke hinlegte. Was anderes als eine Hereingabe hätte auch kommen können aus seiner Position, unmittelbar an der Seitenauslinie. Doch das Schlitzohr hatte anderes im Sinn. Demir schoss direkt und der Ball klatschte über den verdutzten Ottobeurer Torwart Michael Raith hinweg an den Querbalken.

    Bubesheims Trainer Marco Chessa tröstet Adam Kunz, der im Elfmeterschießen am Torwart des TSV Ottobeuren gescheitert war).
    Bubesheims Trainer Marco Chessa tröstet Adam Kunz, der im Elfmeterschießen am Torwart des TSV Ottobeuren gescheitert war). Foto: Ernst Mayer

    Der Rest war Nervensache. Die ersten fünf Elfmeterschützen jeder Mannschaft trafen mal mehr, mal weniger sicher. Dann ging Adam Kunz zum Punkt, lief an, schoss aus seiner Sicht in die linke Ecke, gar nicht mal unplatziert, aber doch recht schwach und wenn ein Torwart in einem solchen Fall die richtige Ecke ahnt, hat er den Ball halt. Berger entledigte sich des nun auf seinen Schultern lastenden Drucks angstfrei und durfte sich Sekunden später feiern lassen.

    Platzverweis als Knackpunkt?

    Den Knackpunkt in dieser Partie erkannten die Bubesheimer in der abschließenden Aktion der ersten 90 Minuten, es war die gelb-rote Karte gegen Hakan Polat. Müßig ist die Spekulation darüber, ob der SCB mit elf Mann wesentlich besser ausgesehen hätte in der Verlängerung; die 606 Zuschauenden dürften der Meinung „eher nicht“ zuneigen. Chessa beurteilte den Sachverhalt anders, sprach gar von der spielentscheidenden Szene und wetterte: „Das war eine Dummheit des Schiedsrichters.“ 

    Die gelb-rote Karte gegen Hakan Polat war nicht nur aus Sicht des SCB-Fußballers mindestens fragwürdig und womöglich tatsächlich mitentscheidend für den Spielausgang.
    Die gelb-rote Karte gegen Hakan Polat war nicht nur aus Sicht des SCB-Fußballers mindestens fragwürdig und womöglich tatsächlich mitentscheidend für den Spielausgang. Foto: Ernst Mayer

    Tatsächlich hätte man die Angelegenheit anders lösen müssen, als es Tim Bruckner tat. Der Mann aus dem Oberallgäu war zuvor schon mit unterschiedlichen Bewertungen beim Kartenziehen aufgefallen. Nun wollte er partout den Bubesheimer Torwart Simon Zeiser mit einer Handbewegung aufgefordert haben, den Ball ins Spiel zu bringen. Die Bank des SCB schwor aber Stein und Bein, er habe ihnen signalisiert, Polat nach Ablauf einer Zehn-Minuten-Strafe wieder ins Spiel zu schicken. „Der schaut uns an und winkt mir. Ich bin doch nicht blöd!“, ereiferte sich Chessa. Der hatte freilich ebenso Glück wie Abteilungsleiter Karl Dirr, dass er die Verlängerung überhaupt noch von der Linie aus mitverfolgen durfte, waren die beiden doch zornentbrannt auf den Platz gestürmt und hatten Bruckner ihre Sicht der Dinge lautstark um die Ohren gehauen.

    Relegation Bezirksliga Schwaben Runde 3; SC Bubesheim (rot) - TSV Ottobeuren (gelb); hier der SC Bubesheim Spieler raus aus der Bezirksliga im Elfmeter schießen ausgeschieden
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    Die Fußballer des SC Bubesheim sind sportlich aus der Bezirksliga abgestiegen. Unsere Galerie zeigt Szenen aus den Spielen gegen den TSV Ottobeuren und die TSG Thannhausen.

    Wie auch immer: Bubesheim hatte, mit den Kräften längst am Ende, zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Minuten in Unterzahl in den Beinen und wusste nun, dass weitere 30 hinzukommen würden. Auch die überstand das Team als Einheit. Zu eigenen Nadelstichen reichte allerdings die Puste nicht mehr – bis zum erwähnten Lattenkracher von Tugay Demir.

    Und nun? Noch ist es zu früh für konkrete Zukunftspläne. Dass Coach Marco Chessa gehen wird, hat er unmissverständlich klargestellt. Im Herzen aber bleibt er und wie alle Bubesheimer hofft er nun, „dass die Meringer das Ding ziehen.“ Auf seine Jungs sei er stolz, versicherte der 56-Jährige. „Die haben das wirklich gut gemacht.“ 

    So haben sie gespielt

    TSV Ottobeuren Raith, Kofler, Schäffler, Aust (78. A. Zuka), Jakob, Kofler, Böhning, Albrecht, Michels (110. Berger), D. Zuka, Dietrich (67. Mang) 

    SC Bubesheim Zeiser, Ta. Demir, Lacic, Tamm, Hespeler, Kunz, Yilmaz, Polat, Gomes de Souza (75. Ün), Tu. Demir, Akpaloo 

    Schiedsrichter Bruckner (Waltenhofen) 

    Zuschauer 606 

    Tore 1:0 Jakob (27.), 1:1 Gomes de Souza (43.); im Elfmeterschießen: 1:2 Lacic, 2:2 A. Zuka, 2:3 Ta. Demir, 3:3 D. Zuka, 3:4 Yilmaz, 4:4 Albrecht, 4:5 Tu. Demir, 5:5 Kofler, 5:6 Tamm, 6:6 Schäffler, 7:6 Berger 

    Zeitstrafen Aust (65./Ottobeuren), Polat (82./Bubesheim) 

    Gelb-Rot Polat (90.+2/SC Bubesheim)

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