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Freihalden, London: Wie Ramona Fuchs der verstorbenen Elizabeth II. Respekt erweist

Freihalden, London

Wie Ramona Fuchs der verstorbenen Elizabeth II. Respekt erweist

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    Ramona Fuchs hat sich am späten Freitagnachmittag zum Buckingham-Palast aufgemacht, um der verstorbenen britischen Königin ihren Respekt zu erweisen.
    Ramona Fuchs hat sich am späten Freitagnachmittag zum Buckingham-Palast aufgemacht, um der verstorbenen britischen Königin ihren Respekt zu erweisen. Foto: Ramona Fuchs

    "Am Donnerstagnachmittag", erzählt Ramona Fuchs, "sind die Telefone schon heiß gelaufen." Viele Freundinnen und Freunde wollten von der Wahl-Londonerin Näheres wissen. Es stand ganz offensichtlich nicht gut um die britische Königin Elisabeth II. Ein Beleg für die aus Feihalden stammende Frau, die am Mittwoch ihren 39. Geburtstag feierte, war die königliche Familie. Die war Medienberichten zufolge auf dem Weg ins schottische Schloss Balmoral, westlich von Aberdeen gelegen. Die 96-jährige Monarchin liebte schon immer das Landleben.

    Selbst fotografiert: Königin Elizabeth II. zeigt sich mit Sohn Charles und der Familie ihres Enkels William auf dem Balkon des Buckingham-Palastes zum 70. Thronjubiläum.
    Selbst fotografiert: Königin Elizabeth II. zeigt sich mit Sohn Charles und der Familie ihres Enkels William auf dem Balkon des Buckingham-Palastes zum 70. Thronjubiläum. Foto: Ramona Fuchs

    Später saß Fuchs mit Freunden in einem Pub. Plötzlich verstummten die Gespräche an den Tischen und an der Bar. Einer schaltete den Ton des Fernsehers lauter. Die BBC meldete den Tod der Regentin, die unsterblich schien. Generationen von Briten kannten nur diese eine Frau, deren 70. Thronjubiläum vor drei Monaten im Vereinigten Königreich prachtvoll gefeiert wurde. Noch einmal wurde "God Save the Queen" am Donnerstag im TV gespielt. Alle Gäste standen auf und blieben stumm. Die Melodie und der Text des Liedes verbreiteten sich im Pub bis in die hintersten Winkel. Die Trauer über den Tod der Königin hatte bei den Menschen schlagartig eingesetzt.

    Elizabeth II. war eine Klasse für sich

    "Ich bin dann nach Hause gegangen, weil ich für mich sein und möglichst viel über das Geschehen durch die BBC mitbekommen wollte", sagt Ramona Fuchs, die Elisabeth II. ungemein schätzte. "Sie ist eine tolle Persönlichkeit gewesen und wurde selbst von Leuten bewundert, die sonst nichts für die Monarchie und das Königshaus übrig haben."

    Vor 13 Jahren ist die Frau aus dem Landkreis Günzburg nach London gezogen. In Erfurt hat sie nach einer Bankausbildung Kommunikationswissenschaften studiert. Einen Job aber in Deutschland auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008/2009 zu finden, sei unheimlich schwer gewesen. Ihr ist es nicht geglückt. Deshalb entschied sich Ramona Fuchs, die seit Februar 2018 neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, zum Masterstudiengang Marketing-Kommunikation an der Westminster Business School. 26 weitere Studierende aus knapp zwei Dutzend Ländern taten es ihr gleich.

    Leben im "Mikrokosmos" London

    Fuchs wohnt mitten in London. Zum Buckingham-Palast sind es mit der Tube, der Londoner U-Bahn, 20 Minuten. Sie ist fasziniert von der Geschichte Großbritanniens und davon, nun als Bürgerin Teil des gigantischen Commonwealth sein zu können. Das Leben in diesem "Mikrokosmos" sei deshalb so interessant, "weil du die Möglichkeit hast, mit vielen Leuten ganz unterschiedlicher Kulturen und Herkunft auf einem kleinen Raum zusammen zu sein". Ihre internationale Freundesgruppe eröffne viele Blickwinkel.

    Und dann ist da noch etwas, das Ramona Fuchs hierzulande nicht findet: die Royals. Sie stand am Buckingham-Palast, als die Prinzen William und Harry heirateten und sich auf dem Balkon mit der Großfamilie dem Volk zeigten. Sie war beim 60. und nun auch beim 70. "Dienstjubiläum" Elizabeths in der ersten Reihe, winkte ihr zu, war fasziniert von der Ausstrahlung und der Anziehungskraft Ihrer Majestät. Dafür nahm sie gerne in Kauf, vier oder fünf Stunden am Straßenrand oder vor dem Stadtschloss zu stehen, bevor überhaupt etwas passierte. "Mit meiner Anwesenheit wollte ich meinen Respekt und ja, auch meine Zuneigung zeigen", sagt Fuchs. Sie hat sich selbstständig gemacht hat und berät kooperierende Technologieunternehmen, wie eine gelungene Kommunikation auch die Umsatzzahlen steigen lässt.

    "Teatime" mit der Königin

    Der erwiesene Respekt spielt nun wieder eine Rolle, allerdings aus dem traurigsten Anlass, den man sich vorstellen kann. Was schätzt sie so an der verstorbenen Königin? "Sie hat es geschafft, Tradition in die Moderne zu bringen, und Elemente der Moderne auch in den der Tradition verhafteten Königspalast einzupflanzen", lautet die Erklärung. Sie sei eine lebensfrohe Frau gewesen, die auch für einen Spaß zu haben war, wie das Video beweise, das sie und den Paddington-Bären gemeinsam beim Tee trinken zeige. Und auch wenn ihr manches nicht gefallen haben mag (etwa der Wegzug des Enkels Harry mit seiner Ehefrau), habe sie darüber nie öffentlich lamentiert, ganz dem Motto verhaftet: never complain, never explain (niemals klagen, niemals erklären).

    Am späten Freitagnachmittag stand Ramona Fuchs vor dem Buckingham-Palast. Am Samstag möchte sie wegen Elizabeth II. wieder dort sein, Blumen ablegen und dann zum nahe gelegenen St. James-Palast wechseln, wo Prinz Charles offiziell zu König Charles III. proklamiert wird. Charles habe "keine leichte Rolle. Ich bin gespannt, wie er sie meistert", sagt Ramona Fuchs, die eines genau weiß: Seit Donnerstag "fehlt uns was".

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