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Ettenbeuren: In den Wäldern der Region ist der Borkenkäfer auf dem Vormarsch

Ettenbeuren

In den Wäldern der Region ist der Borkenkäfer auf dem Vormarsch

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    Auch im Forstrevier Ettenbeuren ist der Borkenkäfer auf dem Vormarsch. Revierleiter Hubert Bonath lässt 1400 Festmeter Fichtenholz aufarbeiten.
    Auch im Forstrevier Ettenbeuren ist der Borkenkäfer auf dem Vormarsch. Revierleiter Hubert Bonath lässt 1400 Festmeter Fichtenholz aufarbeiten. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Urlauber jammern, die Natur jubelt: Es regnet seit mehreren Tagen. 140 Liter je Quadratmeter wurden in Ettenbeuren im Juli gemessen, deutlich mehr als im Durchschnitt. Am Mittwoch regnet es seit den Morgenstunden und Staatsförster Hubert Bonath zeigt ein zufriedenes Lächeln, als er in einer Lichtung in seinem Forstrevier steht. "Der Regen ist gut für den Wald, er gibt den Fichten wieder Kraft." Die brauchen sie, denn der trocken-heiße Junimonat hat die Population der Schädlinge explodieren lassen. Der Borkenkäfer ist massiv auf dem Vormarsch.

    In den Wäldern müssen vom Borkenkäfer befallene Bäume entfernt werden. Daher sind Wege und Waldbereiche vorübergehend gesperrt.
    In den Wäldern müssen vom Borkenkäfer befallene Bäume entfernt werden. Daher sind Wege und Waldbereiche vorübergehend gesperrt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Nahe dem Funkmast zwischen Ichenhausen und Ettenbeuren ist ein Forstweg mit rot-weißem Flatterband abgeriegelt. Stopp! Forstarbeiten! Lebensgefahr! Ein Totenkopf und ein Verbotsschild mit Fußgänger, die auf einem Plakat prangen, sollen auch die uneinsichtigen Zeitgenossen davon abhalten, dort entlangzugehen. Denn mit schwerem Gerät holen Forstarbeiter derzeit Fichten aus dem Waldbestand, die vom Borkenkäfer befallen sind. "Das muss schnell gehen, damit sich die Schädlinge nicht weiter verbreiten können", sagt Revierleiter Hubert Bonath. Mit seiner deutschen Jagdterrier-Hündin Bonny schreitet er die Stämme ab, die am Wegesrand für den Abtransport bereitliegen. Ein Teil der Stämme wird sofort verarbeitet, für andere fehlen die Kapazitäten in den Sägereien. "Wir haben das Nasslager in Riedheim wieder aktiviert, um die Stämme zwischenzulagern, weil in der Ferienzeit viele Unternehmen Urlaub machen", erklärt Bonath. Etwa 80 Bäume mussten in einem nahe gelegenen Waldabschnitt gefällt werden. Allein 60 Stämme haben eine große Lichtung entstehen lassen. "Wir haben hier noch Glück, weil der Waldrand stabil ist und der Westwind nicht so viel Angriffsfläche hat", sagt Bonath. 

    Problem Borkenkäfer: Der Wald soll in Zukunft widerstandsfähiger werden

    Mit seiner Hündin streift er durchs Unterholz. Begutachtet die vom vielen Regen aufgeweichte Rückegasse. "Wir mussten schnell handeln, um die Bäume herauszuholen. Es war keine Zeit zu warten, bis es trocken ist", sagt der Revierleiter. Er muss schwierige Entscheidungen treffen in diesen Tagen. Hier ging der Schutz des Waldbestands vor dem des Bodens. Doch seine sorgenvolle Miene hellt sich auf, als er die flächige Verjüngung sieht, die zwischen den Stümpfen der gefällten Bäume gen Himmel strebt. Gepflanzte junge Buchen, die bereits über zwei Meter hoch gewachsen sind, deren nasser Blätterglanz im Gegenlicht vor den grün-schwarzen Fichtenstämmen spiegelt. Dazwischen Fichten-Sprösslinge, vereinzelt Douglasien - alles Naturverjüngung, die Teil des erwünschten Waldumbaus zu einem widerstandsfähigen Zukunftswald sind. 

    Unter der Rinde befallener Bäume ist die Brut neuer Käfer in verschiedenen Stadien gut zu beobachten.
    Unter der Rinde befallener Bäume ist die Brut neuer Käfer in verschiedenen Stadien gut zu beobachten. Foto: Bernhard Weizenegger

    1400 Festmeter Fichtenholz hat die erste Generation des Borkenkäfers in diesem Jahr gefordert. Das sind zehn Prozent des geplanten Einschlags im Forstrevier Ettenbeuren. Bis zum Jahresende wird die Menge an Käferholz noch steigen. Denn die Vermehrung der Käfergeneration ist exponentiell. Etwa 300 erfolgreich brütende Käfer reichen aus, einen Baum absterben zu lassen. Bei idealen Brutbedingungen können dann bis zu 20.000 Käfer ausschlüpfen. Sind die Fichten gesund, können sie sich gegen einen normalen Schädlingsbefall wehren. Bohrt sich ein Käfer in die Rinde, produziert der Baum Harz und tötet den Schädling ab. 

    Sind die Bäume nach langen Trockenperioden und hohen Temperaturen geschwächt oder ist die Schädlingspopulation zu groß, haben die Schädlinge größere Chancen, sich unter die Rinde zu bohren. Dann fressen die Käfer einen Muttergang und legen dort ihre Eier ab. Die Raupen fressen von dort aus Quergänge, die unter der Rinde das typische Erscheinungsbild hinterlassen, das an einen Buchdruck erinnert. Daher rührt der Name der Schädlinge: Buchdrucker. 

    Durch den Borkenkäfer fehlt dem Baum Nahrung und er stirbt ab

    Weil die Quergänge unter der Rinde den Nährstoff-Transport des Baumes unterbrechen, wird er geschwächt oder stirbt ab. Innerhalb einer Woche verfärben sich die Äste der Fichtenkrone von unten beginnend rot. Ein weiteres Merkmal sind abplatzende Rindenstücke. Spätestens dann ist klar: Der Baum stirbt. Darum ist es so wichtig, die ersten Anzeichen eines Schädlingsbefalls zu erkennen. 

    "Wenn sich die Borkenkäfer erst in die Rinde und danach den Muttergang bohren, rieselt aus dem kleinen Loch Bohrmehl am Stamm hinab auf den Waldboden", erklärt Hubert Bonath. Darum ist ein Befall bei trockener Witterung gut zu erkennen. Regnet es, wird das

    Auf dem Foto hat ein Borkenkäfer einen Muttergang gebohrt und darin die kleinen hellen Eier abgelegt.
    Auf dem Foto hat ein Borkenkäfer einen Muttergang gebohrt und darin die kleinen hellen Eier abgelegt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Den Stürmen Anfang Juli sind weitere 300 Festmeter Holz zum Opfer gefallen, die nun mit dem Käferholz aufgearbeitet werden. Die Regenfälle in den vergangenen Tagen unterbrechen zumindest den Schwärmflug der Käfer. "Normalerweise ist der Juni der feuchteste Monat des Sommers. Wäre es damals so feucht gewesen wie jetzt, hätte dies die Massen-Vermehrung verhindert", weiß Hubert Bonath. Darum sei es jetzt auch für Privatwald-Besitzer wichtig, den Baumbestand engmaschig zu kontrollieren und Käferholz schnellstmöglich aufzuarbeiten. 

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