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Eishockey: Erst als Eisbär fühlt sich Roman Jourkov richtig frei

Eishockey

Erst als Eisbär fühlt sich Roman Jourkov richtig frei

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    Freut sich schon jetzt auf die Saison 2022/23: Roman Jourkov, Torwart des Eishockey-Landesligisten ESV Burgau.
    Freut sich schon jetzt auf die Saison 2022/23: Roman Jourkov, Torwart des Eishockey-Landesligisten ESV Burgau. Foto: Sara Murari

    "Ich kann die Gegner richtig nerven und auch ihre Träume zerstören", erzählt Roman Jourkov. Der 28-Jährige ist einer der Torhüter des Eishockey-Landesligisten ESV Burgau - ein sogenannter "Goalie". Als Vierjähriger stand er zum ersten Mal auf dem Eis, mit sechs war er dann endlich im Eishockey-Verein und seitdem hat er fast jede Saison gespielt. Wobei das nicht immer so einfach war. Als Kind jedenfalls hätte Jourkov nicht im Traum daran gedacht, dass seine Staatsbürgerschaft einmal zum größten Problem seiner Sportler-Leidenschaft werden könnte.

    Geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist Jourkov in Deutschland - eine ganz normale Kindheit. Eigentlich. Denn zum Sorgenfall mit langen Nachwirkungen wurde, dass Jourkovs Mutter mit ihm kurz nach seiner Geburt mehrere Wochen in ihr Heimatland Russland zurückkehrte. Auf diese Weise bekam Roman Jourkov damals einen russischen Pass. Und den wurde er so schnell nicht mehr los.

    Als die Mutter ein Jahr lang streikte

    Über seinen Vater, früher selbst Spieler, sei er zum Eishockey gekommen, erzählt Jourkov. Nachdem er in Germering mit dem Sport angefangen hatte, stand er jeden Winter auf dem Eis – mit einer Ausnahme: „Meine Mutter hat in einer Saison gestreikt und meinte, ich darf erst wieder spielen, wenn meine Noten besser werden.“ In seinen ersten Spieljahren war er noch Verteidiger, aber als der Torwart einmal gefehlt hat, versuchte sich Jourkov mit ungefähr acht Jahren im Tor. „Das hat mir ganz gut gefallen. Ich war auch anscheinend nicht so schlecht und bin dann dabei geblieben“, sagt er mit einem Schmunzeln.

    Aufmerksam beobachtet Roman Jourkov das Geschehen vor seinem Kasten.
    Aufmerksam beobachtet Roman Jourkov das Geschehen vor seinem Kasten. Foto: Ernst Mayer

    Seit 2016 spielt Roman Jourkov bei den Eisbären Burgau. Davor war er in München, Landshut, Landsberg, Riessersee, Erding und Königsbrunn aktiv gewesen. Sofern ihm das gelang, denn sein russischer Pass hinderte ihn oft daran, im Team zu spielen. In

    Dabei hatte Jourkov bereits in der zehnten Schulklasse den deutschen Pass beantragt und einen Einbürgerungstest gemacht. Bis das Verfahren allerdings beendet war, vergingen Jahre. "Ich saß nur da und wollte Eishockey spielen, aber konnte es nicht wegen dieser Passangelegenheit", berichtet Jourkov.

    Fünf Jahre auf den deutschen Pass gewartet

    Doch dann kam der ESV Burgau, zahlte ihm seine Transferkarte und er konnte die erste Saison absolvieren. Es war zugleich seine letzte als Ausländer. Nachdem er fünf Jahre lang auf den deutschen Pass gewartet hatte, kann er nun seit 2017 ohne die Transferkarte spielen und Burgau musste nichts mehr zahlen.

    Bis heute ist Eishockey seine große Leidenschaft, auch wenn Jourkov gerne mal einen Tag mehr Pause hätte. Am Anfang der mit dem Heimspiel gegen den EV Pfronten am 9. Oktober beginnenden Landesliga-Saison 2022/23 haben die Eisbären drei Mal die Woche Training, später dann zwei Mal. Dazu kommen noch die Spiele, häufig freitags und sonntags im Doppelpack. Für Jourkov geht allein schon eine halbe Stunde für die Fahrt von seiner Wohnung in Augsburg zum Eispalast in Burgau drauf.

    Trotzdem vergisst er nie, was er an seinem Hobby am meisten mag: Wie er gerade noch einen Puck halten kann, obwohl die andere Mannschaft schon dachte, er sei drin. Wie sein Team ihn unterstützt. Und wie alle zusammen nach dem Spiel noch ein Bierchen oder zwei trinken. Es kommt für ihn keine andere Sportart mehr infrage, sagt der 28-Jährige.

    Er würde gerne eine Bier-Regel einführen

    Trotzdem: Eine Sache gibt es, auf die er gerne verzichten kann, nämlich den Puck an den Kopf zu bekommen. Zwar ist er gut geschützt durch den Helm, nach einer solchen Szene hat er aber trotzdem ein Ringen im Ohr. Jourkov möchte dafür eine Regel einführen: Wer ihm einen Kopfschuss verpasst, schuldet ihm ein Bier. "Ob ich dann am Ende der Saison noch so gut bin, weiß ich aber nicht", sagt er und lacht.

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