Mit einem neuen Kochbuch überrascht das Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum St. Nikolaus zum Jubiläum. Es ist zugleich ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit in der Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge in Dürrlauingen. Seit mehr als 100 Jahren wird dort Kindern und Jugendlichen "Mut zum Leben“ gegeben, so das Motto der Festveranstaltung. Zum Nikolausmarkt und beim Tag der offenen Tür der Einrichtung kamen am Samstag zahlreiche Besucherinnen und Besucher.
Ohne die Idee von Johann Nepomuk Doldi, des damaligen Ortspfarrers von Dürrlauingen, und der Franziskaner-Schwestern, wäre es nicht zu dieser Einrichtung gekommen, sagte Markus Wolf vom Pastoralen Dienst zum Auftakt der Festveranstaltung in der Hauskirche der Einrichtung. Der Pfarrer hatte 1921 zwei ehemalige Lazarettbaracken ergattert und auf dem Gelände der Kirchenstiftung St. Nikolaus aufgestellt. Dort wurden mit Hilfe der Schwestern im Dezember die ersten Ferienkinder aus Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Wolf appellierte an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, im Sinne des Mottos die jungen Menschen weiter zu unterstützen.
Antonia Wieland: Gemeinsam "auf einem guten Weg"
Auf die Veränderungsprozesse in der Einrichtung ging Gesamtleiterin Antonia Wieland ein. Durch andere Rahmenbedingungen änderten sich Funktionen in St. Nikolaus, aber gemeinsam sei man "auf einem guten Weg“. Geprägt durch gegenseitige Unterstützung werde der Zusammenhalt in der Einrichtung gestärkt, sagte Antonia Wieland. Wegen der Corona-Pandemie sei auf ein großes Jubiläumsfest im vergangenen, dem eigentlichen Gründungsjahr verzichtet worden, sagte Markus Mayer, Vorsitzender der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg. Bis heute sei der Auftrag der KJF, Kindern und Jugendlichen zu mehr Bildung zu verhelfen, ihnen eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen, damit sie ihr Leben und ihre Beteiligung an der Gesellschaft meistern können.
Bei der Entwicklung des Standortes in Dürrlauingen müsse berücksichtigt werden, dass der bislang große Anteil der beruflichen Ausbildung und Vorbereitung zurückgegangen sei, sagte Mayer. Andererseits steige jedoch der Bedarf an Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe wegen der Zunahme psychischer Erkrankungen. Der Rückgang der Betreuungszahlen müsse akzeptiert werden, zugleich seien die Intensität der Betreuung und die Herausforderungen der täglichen Arbeit größer und schwieriger geworden. Aufgrund der zukunftsorientierten Weiterentwicklung innerhalb der KJF werde der Standort Dürrlauingen künftig Mittelpunkt der neu strukturierten Einrichtung "Soziale Angebote Nordschwaben“ werden.
Das St.-Nikolaus-Zentrum gehöre zu Dürrlauingen wie der Rosenmontagszug zu Köln, sagte Bürgermeister Friedrich Bobinger. Statt eines bei Einheimischen oft vorhandenen Eindrucks, das Heim sei eine geschlossene Einrichtung, gelte vielmehr das Gegenteil: Es sei ein offenes Haus und wirke sich positiv auf die Gemeinde aus. Er sei zuversichtlich, dass es in Dürrlauingen eine Zukunft für die Einrichtung gebe, sagte Landrat Hans Reichhart, denn kirchliche Projekte habe es schon seit Jahrhunderten in Deutschland gegeben und daher rechne er mit dem Bestand auch in den nächsten 100 Jahren.
Zum Ende des Festaktes, der vom Lehrerchor in St. Nikolaus umrahmt wurde, überraschte Leiterin Wieland mit der Präsentation eines neuen Kochbuches. Die darin enthaltenen Grundrezepte und Schmankerl der schwäbischen Küche wurden in den vergangenen Jahren bei der Ausbildung in den Berufen Koch/Köchin sowie Hauswirtschafter/Hauswirtschafterin entwickelt.
Zum traditionellen Nikolausmarkt, verbunden mit der Informationsmöglichkeit über Ausbildungsberufe und weitere Angebote der Einrichtung, kamen am Samstag zahlreiche Besucherinnen und Besucher, den Abschluss des Jubiläumsfestes bildete ein Konzert in der Hauskirche.