Ihr Verbleib ist unbekannt. Und doch spielen die Krücken des Freiherren Andreas von Stain aus Ichenhausen in der Geschichte der Wallfahrt in Deubach eine maßgebliche Rolle. Überliefert ist, dass sich der Adlige, der sich nur mühsam auf Krücken halten konnte, Beistand von der Deubacher „Gnadenmutter“ erhoffte. Seine Hoffnung erfüllte sich. Stain, der seine Lebensfreude wieder gefunden hatte, ließ die Krücken in Deubach zurück- und all das sprach sich sehr schnell herum. Als Wallfahrtsort wurde der heute rund 380 Einwohner zählende Ichenhauser Ortsteil bekannt. Höhepunkte waren die Vollendung des Kirchenbaus und die Gründung der Bruderschaft vom reinsten Herzen Mariens vor 280 Jahren, im Jahr 1744. So konnte Deubach jetzt ein besonderes Doppeljubiläum feiern. Den Festgottesdienst zelebrierte Manfred Gromer.
Manfred Gromer war von 1992 bis 1996 Stadtpfarrer in Ichenhausen
Gromer, aktuell Pfarrer in Altusried im Allgäu, war von 1992 bis 1996 Stadtpfarrer in Ichenhausen und als Geistlicher auch für Deubach zuständig. So wurde das Jubiläum auch für ihn persönlich zu einer besonderen Rückkehr. „Ich kenne fast niemanden mehr nach dieser langen Zeit. Aber es ist schön, wieder da zu sein.“ Gromer hat sich in seiner Zeit als Pfarrer für Deubach des Themas Wallfahrt in einer sehr intensiven Weise angenommen.
In Deubach werde gerne gefeiert, dies sei ein Dank für das Leben und die schönen Dinge, „die uns gegeben worden sind“. Während des Festgottesdienstes widmete er sich ausführlich der besonderen Marienfrömmigkeit, für die Deubach stehe. Diese Marienfrömmigkeit ist die Basis für die Deubacher Kirchengeschichte. Die Geschichte der 1744 vollendeten Kirche ist eng mit den bekannten Baumeistern Simpert und Johann Martin Kraemer verbunden. Nach der Gründung der Bruderschaft vom reinsten Herzen Mariens durch Probst Melchior Gast erlebte die Wallfahrt einen geradezu fulminanten Aufschwung.
Die prachtvolle Deubacher Barockkirche ist der dritte Kirchenbau im Ort. Ein erstes Gotteshaus war bereits im Jahr 1325 erwähnt worden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) mit seinen schrecklichen Verwüstungen machten sich die Deubacher an den Aufbau einer neuen Kirche, die allerdings schon wenige Jahrzehnte später wieder baufällig war. So wurde im Jahr 1739 von Reichsprälat Bartholomäus Koppenhofer der Bau einer neuen Kirche auf den Weg gebracht.
Diese prachtvolle Kirche ist vielen auch durch herausragende Kunstwerke bekannt. Dazu gehört die „Bruderschaftsmadonna“, sie ist ein Werk des bekannten aus Neuburg/Kammel stammenden Künstlers Christoph Rodt (um 1575 bis 1634).
Pfarrer Gromer sprach über das mitspürende, achtsame und fürsprechende Herz der Gottesmutter. Reinheit des Herzens bedeute, sich auf Gottes Wort einzulassen und es anzunehmen. Achtsam sein bedeute auch, zu spüren, wie es anderen Menschen gehe, das Herz zu öffnen für die Not der anderen. Gromer sprach darüber, wie wichtig es sei, zusammenzuhalten, sich unter die Arme zu greifen, füreinander zu sorgen, auch jemandem zu verzeihen. Es sind Botschaften, deren Zeitlosigkeit wohl gerade in diesen krisenaufgewühlten Zeiten sichtbar wird. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden vier neue Mitglieder in die Bruderschaft aufgenommen. Einst gehörten etwa 8000 Mitglieder der Bruderschaft an, heute sind es rund 190.
Das Deubacher Kirchenkonzert wird zu einem weiteren Höhepunkt
Der Höhepunkt des Sonntagnachmittags war ein Gemeinschaftskonzert in der Kirche St. Martin mit dem Kirchenchor Deubach/Oxenbronn, dem Vokalensemble Ichenhausen sowie heimischen Organistinnen und Solisten/Solistinnen. Zu hören waren unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach, Georg-Friedrich Händel und Joseph Haydn. Beim Konzert war einmal mehr zu spüren, welch ein besonderer Raum die Deubacher Kirche für Konzerte dieser Art ist.
Der Ichenhauser Ortsteil Deubach hat in denen vergangenen Wochen und Monaten so manchen besonderen Moment erlebt. Im Juli hatte der 92-jährige Ludwig Spengler zusammen mit seiner Frau Edeltraud (85) im Festsaal des Unteren Schlosses in Ichenhausen eine neue Chronik für Deubach vorgestellt. Die Deubacher Geschichte reicht bis ins Jahr 1325 zurück. Und dieser Beginn ist intensiv mit einer Urkunde verbunden, die Papst Johannes XXII. im südfranzösischen Avignon unterzeichnete. Die enge Verbindung Deubachs zum benachbarten Kloster Wettenhausen ist eine besondere Konstante der Ortsgeschichte. Immer wieder spürbar wurde diese Verbindung auch bei den Jubiläumsfeierlichkeiten.
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