Knapp 60 Besucher waren am Sonntagnachmittag in das Jugendbistro in der Augsburger Straße in Burgau gekommen. Dort fand der Auftakt zur Gedenkveranstaltung mit zwei Kurzvorträgen zu NS-Verbrechen in Burgau statt. Martina Wenni-Auinger skizzierte in ihrem Vortrag, dass Juden, Ausländer aus Osteuropa, Sozialdemokraten sowie Kommunisten und sonstige „Volksschädlinge“ wie Kranke oder Arbeitslose bereits zu Machtbeginn der Nationalsozialisten stigmatisiert und ausgegrenzt wurden.
Im Laufe der Machtausübung wurden politische Gegner durch das Instrument der „Schutzhaft“ zum Schweigen gebracht. Und da diese Maßnahmen nach NS-Recht und Gesetz angewandt wurde, konnte auch in der damaligen Tageszeitung davon berichtet werden, wie Wenni-Auinger in einigen Beispielen ausführte. Dies diente zur Abschreckung politischer Gegner. Juden und politische Gegner wurden auch in Konzentrationslager deportiert. Eine Außenstelle des KZ Dachau befand sich Anfang 1945 in Burgau. Es lag südlich der heutigen Augsburger Straße angrenzend zum ehemaligen Sportgelände. Anhand von Bildern, auch Luftbildern der Amerikaner, konnten Unterkünfte von jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, Versorgungs- und Bewachungseinrichtungen nachvollzogen werden. Auch eine Baracke mit französischen Zwangsarbeitern gab es nahe dem Sportplatz. Mit Bildern von jüdischen Zwangsarbeiterinnen gab Wenni-Auinger den Opfern ein Gesicht.
Magdalena Beuer stellte ihre Untersuchungen zu Zwangssterilisierungen zur Unterbindung der Weitergabe von „nichtwertem Leben“ von Menschen vor, die das Regime als krank definiert hatte. Sie konnte dabei auf Akten der Katholischen Jugendfürsorge zugreifen. Dort wurde ein geringer Prozentsatz der Insassen zu Zeiten des Dritten Reiches sterilisiert. Es wurde jedoch niemand aufgrund seiner Erkrankung in ein Todeslager überwiesen. Die meisten wurden nach Hause entlassen.
Im Anschluss fand durch die Burgauer SPD an der Augsburger Straße das Gedenken an die 1000 Jüdinnen statt, die aus den Konzentrationslagern Bergen-Belsen und Ravensbrück nach Burgau gebracht wurden. Die Frauen waren als Arbeitskräfte für das neu entstandene Waldwerk Kuno I im Scheppacher Forst vorgesehen, in dem für die Messerschmitt-AG das Düsenflugzeug ME 262 produziert wurde. Noch in der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurden die jüdischen Zwangsarbeiterinnen für die Rüstungsproduktion ausgebeutet. Uschi Böck sprach in Erinnerung an die KZ-Insassinnen am Gedenkstein zwei Gedichte. Der Ortsvorsitzende der SPD, Peter Hirsch, legte ein kleines Blumengebinde ab und appellierte an die Teilnehmer, die Demokratie zu schützen. Sie sei nicht perfekt, aber das Beste, was wir haben. Es gilt, sie gegen die aufkommenden undemokratischen Populisten vor allem aus der rechten Ecke zu verteidigen. (AZ)
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