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Burgau: Kampf um die beste Torte: Burgauerin backt um "Oscar der Hochzeitsbranche"

Burgau

Kampf um die beste Torte: Burgauerin backt um "Oscar der Hochzeitsbranche"

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    Tortenkünstlerin Diana Schmierer aus Burgau hat als Anschauungsobjekt für die Günzburger Zeitung eine zweistöckige Torte gebacken. Der florale Schmuck ist aus Zuckermasse, selbstgefertigt bis ins kleinste Detail. Oft arbeitet sie mit einer Maske, für das Foto hat sie diese abgenommen.
    Tortenkünstlerin Diana Schmierer aus Burgau hat als Anschauungsobjekt für die Günzburger Zeitung eine zweistöckige Torte gebacken. Der florale Schmuck ist aus Zuckermasse, selbstgefertigt bis ins kleinste Detail. Oft arbeitet sie mit einer Maske, für das Foto hat sie diese abgenommen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Vorsichtig sprüht Diana Schmierer Glanzspray auf die grünen Blätter aus Zucker, dreht sie zu einem Zweig, bindet ihn mit Blumenkrepp zusammen und befestigt ihn mit einem Draht an der Torte, die mit blauer Buttercreme bedeckt ist. Zuvor hat sie einer weißen Zuckerrose mit farbigem Puder und einem dünnen Pinsel leichte Farbtupfer in braun und grün verliehen, damit sie aussieht, als hätte Schmierer sie gerade aus dem Garten gepflückt. Filigranes Arbeiten, das liebt die Tortenkünstlerin. Im Haus der Familie in Burgau hat sich die 31-Jährige ein Studio eingerichtet, das selbst wirkt, als sei es aus einer Hochzeitszeitschrift entsprungen: Zwischen strahlend weißen Schränken und einem roséfarbenen Kühlschrank backt und dekoriert sie Torten für Anlässe wie Hochzeiten oder Geburtstage, Taufen oder Babyparties. Mit ihren Werken ist sie nun zum ersten Mal beim Wedding Award Germany 2022 in der Kategorie Tortendesign: Hochzeitstorten angetreten.

    Die Blüten sind aus Zuckermasse. Mit Farbpuder verleiht ihnen Diana Schmierer ein natürliches Aussehen.
    Die Blüten sind aus Zuckermasse. Mit Farbpuder verleiht ihnen Diana Schmierer ein natürliches Aussehen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Auszeichnung wird Anfang dieses Jahres zum zweiten Mal in Deutschland vergeben. Schmierer hat dafür im Oktober jeweils fünf Fotos von zwei Tortenprojekten eingereicht, die sie für Veranstaltungen gebacken hatte. In einem Projekt hatte sie den Torten Etage für Etage mit Spachteltechnik einen Farbverlauf verpasst. Essbares Blattsilber und Zuckerblüten durften nicht fehlen. Damit steht die Tortenbäckerin im Finale. Für die 31-Jährige etwas ganz Besonderes. Sei dieser Wettbewerb doch der "Oscar der Hochzeitsbranche", wie sie sagt.

    Früher brachte Diana Schmierer lieber einen Salat zu Partys mit, keine Torten

    Dabei waren Torten nicht von Anfang an die Leidenschaft von Schmierer. "Zu einer Feier habe ich früher lieber einen Salat als eine Torte mitgebracht", erzählt sie. Ihre eigene Hochzeitstorte hatte sie 2014 backen lassen, in Form des Pariser Eiffelturms. Beruflich hatte sie zunächst nichts mit Buttercreme, Zuckerblüten oder Biskuit zu tun: Die gelernte Bankkauffrau hatte bei der Sparkasse Günzburg gearbeitet, sich zuerst als Electronic Banking Specialist weiterentwickelt. Nach der zweiten Babypause war sie verantwortlich für die Homepage und Social Media gewesen. "Ich dachte nicht, dass ich irgendwann mal in die Hochzeitsbranche reinrutsche."

    Mit verschiedenen Farben und Pinseln erweckt Diana Schmierer den Eindruck, die Torte sei mit echten Blüten dekoriert.
    Mit verschiedenen Farben und Pinseln erweckt Diana Schmierer den Eindruck, die Torte sei mit echten Blüten dekoriert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Zunächst habe sie nur für Freundinnen, Freunde und Familie gebacken, ihre Torten seien damals auch noch nicht so opulent gewesen. Doch dann seien immer mehr, auch fremde Leute auf sie zugekommen. "Und ich habe gemerkt, dass es mir leicht fällt, schwierige Sachen umzusetzen." 2018 absolvierte sie eine schriftliche und praktische Prüfung bei der deutschen Konditoreninnung München in Teilbereichen und darf seitdem offiziell ihre Torten anbieten. 2019 eröffnete sie neben ihrem eigentlichen Job das "Tortenstudio Sweet Diana", backt nun hauptberuflich Torten. Das bislang größte Exemplar war für ihre Kolleginnen und Kollegen bei der Sparkasse, direkt nach ihrer Prüfung bei der Konditoreninnung: Auf dieser Torte stand ein Modell der neuen Räume der Bank, nachgebaut aus Zucker.

    Aktuell ist die 31-Jährige in Elternzeit, danach entscheide sich, ob sie in ihren ursprünglichen Beruf zurückkehrt. Die Töchter Alina, fünf, und Fiona, ein Jahr, haben erst teilweise begriffen, was ihre Mutter eigentlich so macht. "Die Große sage: 'Mama geht halt zum Arbeiten'", berichtet Schmierer. "Aber sie hat schon gesagt: 'Mama, du machst die tollsten Torten der Welt!'" Ihr Vater Alexander Greilich, von Beruf Schweißer, und ihr Mann Konstantin unterstützen sie, indem sie teilweise die Bögen und Etageren bauen, auf denen die Torten dann präsentiert werden. Die Verwandten haben auch etwas davon, eine Tortenkünstlerin in ihren Reihen zu haben: Sie dürften sich aussuchen, ob sie eine Torte oder ein anderes Geschenk zum Geburtstag möchten.

    Die Burgauerin arbeitet für ihre Torten mit Dummys

    Geburtstagstorten kann man bei der Burgauerin ebenso bestellen wie Hochzeitstorten: Einfache Cremetorten bietet sie zum Beispiel für 100 Euro an, größere und individuell designte Hochzeitstorten sind teurer. Die Torte, die sie beispielsweise beim Wettbewerb eingereicht hat, würde heute um die 800 Euro kosten. Damit sich die Kundinnen und Kunden vorstellen können, wie ihre spätere Torte aussieht, arbeitet Schmierer mit Dummys, also Tortenattrappen aus Styropor, die sie dekoriert und mit Toppern, also Torteneinsteckern, wie "Happy Birthday" krönt. Für die Beratung buchen die Kundinnen und Kunden einen Termin. Der Samstag sei der beliebteste Tag und für den Sommer fast ausgebucht, sagt Schmierer.

    Die Torteneinstecker verraten, dass Diana Schmierer nicht nur für Hochzeiten backt, sondern auch für Geburtstage oder Taufen.
    Die Torteneinstecker verraten, dass Diana Schmierer nicht nur für Hochzeiten backt, sondern auch für Geburtstage oder Taufen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Doch Corona macht vor der Hochzeits- und Festtagsbranche nicht halt. Auch die Burgauerin musste erleben, dass Anfragen storniert wurden. Damals habe sie, im Gegensatz zu heute, noch keine Anzahlung verlangt, aber schon ein bis zwei Stunden in die Beratung der Brautpaare investiert. Schließlich solle auch die Torte zum Gesamtkonzept der Feier passen. Die 31-Jährige zeigt als Beispiel Fotos eines Shootings in einer Branchenzeitschrift: Das Motto "chic & dirty" sollte sich auch in der Torte wiederfinden, die einen Verlauf von altrosa zu bräunlich hat. Über solche Kooperationen habe sie viele Kundinnen und Kunden gewonnen.

    Im Tortenstudio "Sweet Diana" kommt oft Buttercreme zu Einsatz

    Mit denen ist sie gleich per Du, eine Hochzeitstorte ist schließlich eine Angelegenheit, die Vertrauen erfordert. "Früher wurde ich auch oft umarmt." Schmierer bietet auch an, die Hochzeitstorte vor Ort zu schneiden, zu servieren und den Gästen die verschiedenen Füllungen zu erklären. "Ich liebe es, wenn ich beim Anschneiden der Torte dabei sein darf", sagt sie und strahlt über ihre Maske hinweg, die sie beim Arbeiten trägt. Dazu kommt noch das Ausliefern. Für eine Hochzeitstorte kommen schon einmal 20 Arbeitsstunden zusammen.

    Die Zuckerblumen lassen sich als Erinnerung aufbewahren.
    Die Zuckerblumen lassen sich als Erinnerung aufbewahren. Foto: Bernhard Weizenegger

    "Nicht nur hübsch, sondern auch lecker" sollen die Torten sein. Dazu verwendet die Tortenbäckerin Standardrezepte aus der Konditorlehre, an denen sie zusätzlich zwei Jahre lang gefeilt hat. Die Füllungen sollten weniger süß und nicht zu schwer sein, zusätzlich nimmt sie frisches Obst für ihre Füllungen, zum Beispiel für Erdbeer-Frischkäse mit frischen Früchten. Und sie ist eine Verfechterin der Buttercreme, die viele als schwere, übersüße Füllung in Erinnerung haben: "Sie ist geeignet für diverse Torten, und Frischkäse-Buttercreme ist sehr frisch! Das ist auch nicht zu süß, wirklich eine feine Sache!"

    Ob sie die Jury beim Award mit ihren Torten überzeugen konnte, wird sich am 3. März zeigen. Die Preise werden online verliehen, auch Diana Schmierer wird die Übertragung bei YouTube verfolgen. Vielleicht belegt sie dann wie Tanja Naumann aus Bobingen den ersten Platz. Die Make-up-Artistin wurde im vergangenen Jahr in der Kategorie Brautstyling ausgezeichnet.

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