Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Burgau: Der frühere Burgauer Bürgermeister Wolfgang Schubaur ist tot

Burgau

Der frühere Burgauer Bürgermeister Wolfgang Schubaur ist tot

    • |
    Wolfgang Schubaur beim Wandern vor knapp einem Jahr in den Pitztaler Bergen (Österreich).
    Wolfgang Schubaur beim Wandern vor knapp einem Jahr in den Pitztaler Bergen (Österreich). Foto: Gabriele Schubaur.

    Sein Leben hatte er umgekrempelt. Weniger Stress, dafür mehr Bewegung. Alkohol hat er keinen mehr getrunken, auf Süßigkeiten ganz verzichtet und an sich weniger gegessen. Mit jedem Pfund, das purzelte, kehrte mehr und mehr Lebensqualität zurück. Über 40 Kilogramm hatte er vor der Krankheit abgenommen. "Mein Mann hatte noch viele Pläne", sagt Gabriele Schubaur. So wollte er diesen Sommer auf dem Fahrrad den Spuren seiner Vorfahren hauptsächlich in den Regionen München und Freising folgen. Ahnenforschung hat Wolfgang Schubaur mit großer Begeisterung betrieben. Den Stammbaum seiner Familie konnte er bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen.

    Im Grab seiner Elten in Thannhausen ist Wolfgang Schubaur am Samstag beerdigt worden.
    Im Grab seiner Elten in Thannhausen ist Wolfgang Schubaur am Samstag beerdigt worden. Foto: Annegret Döring

    Das, was der 63-Jährige sich vorgenommen hatte, kann nun nicht mehr verwirklicht werden. Wolfgang Schubaur, der zwei Legislaturperioden lang (1990 - 2002) Bürgermeister von Burgau war, ist am 9. Mai an den Folgen seiner Corona-Erkrankung gestorben. Am vergangenen Samstag ist der Jurist im Grab seiner Eltern in Thannhausen beigesetzt worden. Etwa 60 Personen nahmen an der Beerdigung mit vorherigem Trauergottesdienst und Rosenkranz teil. Die Feier war bewusst privat gehalten worden. Burgaus Stadtoberhaupt Martin Brenner (CSU) nahm als Privatperson teil. Mit ihm spricht Gabriele Schubaur diesen Mittwoch, ob und gegebenenfalls wie ihrem verstorbenen Mann auch öffentlich gedacht werden könnte.

    Gabriele Schubaur: "Ich war 15, er 18, als wir uns kennenlernten"

    "Er war ein ruhiger, sanfter, angenehmer Mensch", sagt die Witwe über ihren gestorbenen Mann, mit dem sie im September 38 Jahre verheiratet gewesen wäre. "Ich war 15, er 18 als wir uns kennenlernten." Das war der Anfang einer großen Liebe, die bis zum Schluss angedauert und nichts an ihrer Intensität eingebüßt habe. "Wir haben uns als Paar geschätzt, als Freunde und als Kollegen." Die Ehe blieb kinderlos. Umso stärker pflegten die Schubaurs den Kontakt zu ihren insgesamt sechs Patenkindern.

    In Augsburg studierte Wolfgang Schubaur zwölf Semester Jura. Das einstufige "

    Schubaur war erst im Lindauer, dann im Günzburger Landratsamt

    Nach dem Studium vertrat er fünf Monate krankheitsbedingt einen Kollegen im Landratsamt Lindau, ehe er nach Günzburg wechselte. – auch, weil seine Frau noch studierte und er in ihrer Nähe sein wollte. Die Leitung der Kommunalabteilung im

    Auch das Repräsentieren war Bürgermeister Schubaur in seiner Amtszeit nicht so gelegen. Besonders die zweite Wahlperiode sei nicht einfach gewesen. Er habe sich Anfeindungen gegenüber gesehen, die – so beschreibt es die Ehefrau – "auch darauf gründeten, dass maßgebliche Geschäftsleute nicht immer das bekommen haben, was sie sich gewünscht haben".

    Burgau zu verlassen war für ihn letztlich keine Option

    Nach diesen Verletzungen habe es Überlegungen gegeben, Burgau zu verlassen. "Aber wir haben uns in unserer Doppelhaushälfte wohlgefühlt. Wir haben hier viele Freunde gefunden, sind verwurzelt. Warum das alles aufgeben?", fragt die Witwe.

    Burgaus Bürgermeister Brenner zeigte sich am Montag „tief betroffen“. Gegenüber unserer Redaktion sagte er, alle im Rathaus seien "geschockt" gewesen über die Nachricht. „Es ist tragisch und trifft uns hart“, so Brenner. In kürzester Zeit habe Burgau gleich drei verdiente Persönlichkeiten verloren. Im November vergangenen Jahres musste die Stadt mit dem Tod von Peter Jendruscsik einen Ehrenbürger betrauern, im Januar war mit Konrad Barm der "Altbürgermeister" zu Grabe getragen worden, und jetzt ist mit Wolfgang Schubaur ein weiterer ehemaliger Bürgermeister gestorben. Ähnlich wie Barm sei Schubaur völlig überraschend und zu jung aus dem Leben geschieden. Das Mitgefühl aller gelte der Familie Schubaurs.

    Schubaur hat Grundstücke für das Sportzentrum zusammen bekommen

    In Schubaurs Amtszeit fielen Projekte wie der Bau des neuen TSV-Sportzentrums, des Bauhofs und die Sanierung der Hauptschule. Die Grundstücksverhandlungen habe ihr Mann mit großer Weitsicht geführt, sagt Gabriele Schubaur, sonst hätte die Stadt niemals so viel zusammenhängenden Grund erwerben können.

    Bürgermeister Brenner, der selbst erst 2008 in den Burgauer Stadtrat eingezogen ist, hat die Schubaur-Ära nicht miterlebt. Dessen Bekanntschaft habe er erst im CSU-Ortsverband gemacht, wo Schubaur jahrelang die Ortsverbandswahlen kompetent durchgeführt habe. Er habe den Verstorbenen als eine Person wahrgenommen, die immer mitgeholfen habe. Zeitgleich lernte Brenner auch Schubaurs Fähigkeiten als Rechtsanwalt kennen, der die Interessen der Bürger vertrat und somit einige Male auf der Gegenseite der Stadt gestanden habe. Brenner betonte, dass der Umgang und Austausch untereinander immer fair gewesen sei. Das berichten auch andere Rathauschefs, die auf den Juristen Schubaur angesprochen wurden. Der 63-Jährige besaß nicht nur theoretische Kompetenz. Als Chef einer Stadtverwaltung war er später auch mit deren praktischem Verwaltungshandeln bestens vertraut. "Das Augsburger Verwaltungsgericht war sein zweites Wohnzimmer", spielt Gabriele Schubaur auf die vielen Verhandlungen an, in denen der Mann oft Bürgerinnen und Bürger gegenüber dem Staat vertrat.

    Massive Corona-Erkrankung trotz Drittimpfung

    Ende März begann seine Corona-Erkrankung, an der er trotz Boosterung starb. Bis jetzt haben die Ärzte nicht herausfinden können, was den Ausschlag für diese immer schwerer verlaufende Krankheit gegeben hat. Nur an Ostern sei er noch einmal nach Hause gekommen, aber die Schmerzen seien immer stärker geworden. Deshalb war das Bundeswehrkrankenhaus Ulm, in das sich Wolfgang Schubaur begeben hatte, "vermutlich der beste Ort, um Schmerzen zu lindern und zu helfen".

    Letztlich aber war nichts mehr zu machen. In den letzten Stunden saß Gabriele Schubaur am Krankenbett ihres Mannes und hielt seine Hand. "Er hat in all den Tagen und Wochen nie geklagt und nie gejammert", sagt seine Witwe, die am Montag am Telefon davon sprach, "dankbar zu sein, mit meinem Mann ein so intensives Leben geführt zu haben".

    Den geplanten gemeinsamen Weg geht sie nun allein

    Zwei Tage nach der Beerdigung war sie wieder in ihrer Kanzlei, "weil Termine und Fristen zu beachten sind". Und dann möchte sie so weitermachen, wie ihr Mann und sie das beschlossen hatten: Weniger annehmen, die Kanzlei langsam auslaufen lassen. Seit vielen Jahren habe sich das Ehepaar darauf gefreut, sich juristisch nicht mehr um die Belange anderer kümmern zu müssen und sich auf sich selbst zu konzentrieren. "Aber die Zugabe ist uns verwehrt geblieben." Das hindert Gabriele Schubaur nicht daran, den vorgeplanten gemeinsamen Weg allein weiterzugehen. Das wäre, wie sie sagt, "ganz im Sinne meines Mannes".

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden