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Burgau: Burgauer Modehaus Hackenberg bietet im Corona-Lockdown digitalen Schaufensterbummel

Burgau

Burgauer Modehaus Hackenberg bietet im Corona-Lockdown digitalen Schaufensterbummel

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    Michael Hackenberg, Inhaber von Mode Hackenberg an der Stadtstraße in Burgau, geht während des zweiten Lockdowns der Corona-Krise verschiedene Wege, um Ware an seine Kunden zu verkaufen.
    Michael Hackenberg, Inhaber von Mode Hackenberg an der Stadtstraße in Burgau, geht während des zweiten Lockdowns der Corona-Krise verschiedene Wege, um Ware an seine Kunden zu verkaufen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Nachdem ihnen diese Möglichkeit für das Weihnachtsgeschäft noch verwehrt geblieben war, haben Händler seit Jahresanfang die Möglichkeit, ihre Ware im Lockdown per „Click and Collect“ und „Call and Collect“ zu verkaufen. Kunden können also im Internet oder per Anruf Vorbestelltes im Laden abholen – der Versand war auch schon vorher machbar. Doch wie kürzlich eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hatte, ist das für viele nicht profitabel. Und gerade viele Modehändler haben das Problem, auf Bergen unverkaufter Herbst- und Winterware zu sitzen. Zumindest das hat Michael Hackenberg, der in Burgaus Altstadt das bekannte Männermodengeschäft führt, nicht. Wie ist ihm das gelungen?

    Zum einen, sagt er, habe er als Inhaber des Fachgeschäfts einen großen Vorteil: Er kenne sehr viele Kunden persönlich – und ihre Größen. Das erleichtere die Sache bei den Stammkunden sehr, die dem Laden weiter die Treue hielten, wofür er ihnen äußerst dankbar ist. Zum anderen gab es gewissermaßen einen Schaufenster-Winterschlussverkauf: Die Ware wurde dort dekoriert, mit Nummern versehen und über die digitalen Medien wie Facebook und Co. ging die Einladung zum virtuellen Schaufensterbummel in die Welt.

    Die Kunden brauchten so nur die Nummer des gewünschten Kleidungsstücks durchgeben und bekamen es. Fast die komplette Herbst- und Winterware sei so weggegangen, freut sich Hackenberg, wenngleich sie stärker reduziert gewesen sei als zuvor. Aber die Hauptsache sei, dass sie überhaupt gekauft wurde und man im Gespräch bleibt. Für die Frühjahrskollektion soll es dieselbe Aktion geben. Viele Hersteller wollten mit der Lieferung allerdings warten, bis die Geschäfte wieder regulär öffnen dürfen.

    Die festangestellten Verkäufer von Mode Hackenberg sind alle in Kurzarbeit

    Das bisherige (virtuelle) Schaufenstershopping habe gefruchtet, aber es sei schon ein „Mordsaufwand“ für sein Geschäft, sagt Michael Hackenberg – und man verdiene letztlich nichts. Problematisch für ihn und seine Kollegen anderer Läden sei vor allem, dass es keine Perspektive, keinen Fahrplan gebe, wann mit einem Ende der Beschränkungen zu rechnen ist. „Man buttert viel rein“ momentan, doch an die versprochenen staatlichen Hilfen zu kommen sei alles andere als leicht. Derzeit seien auch nur er selbst, seine Frau und der Auszubildende im Laden. Die sieben Festangestellten im Verkauf seien zu hundert Prozent in Kurzarbeit, wobei man die Hilfe für sie aufstocke. Geringfügig Beschäftigte erhielten kein Kurzarbeitergeld, sie bezahle man weiter. Zumindest die Schneiderin könne man hin und wieder für ein paar Aufträge kurz aus der Kurzarbeit holen.

    Was momentan komplett fehle, sei die Beratung zu Festlichkeiten wie einer Hochzeit oder dem Abschluss einer Tanzschule – diese Kleidung sei ein wichtiges Segment für den Umsatz. Dafür komme es vor, dass jemand einen neuen Anzug für ein Bewerbungsgespräch oder andere berufliche Anlässe braucht. Dann ziehe man infrage kommende Stücke einer Kleiderpuppe über und könne so virtuell zeigen, wie es aussieht. Ansonsten, sagt Hackenberg, liefere er immer etwas mehr zur Auswahl, damit die Chance größer sei, dass der Kunde etwas davon kauft. Und das funktioniere gut.

    Schneller geliefert als Amazon, Zalando und Co.

    Seit dem Beginn der Pandemie sei sein Geschäft insgesamt schon fast vier Monate geschlossen gewesen. Er hofft, dass man ab März wieder öffnen darf. Es sei wichtig, bei dem Virus Vorsicht walten zu lassen, aber man habe schließlich Hygienekonzepte, „und wenn man sich anschaut, was in den Supermärkten los ist...“ Ohnehin werde es nicht so sein, dass bei der Wiedereröffnung der Umsatz sofort wiederkomme. Das sei nach dem ersten Lockdown auch nicht so gewesen. Und ohne offene Gasthäuser gebe es auch keine Feiern. Hackenberg findet, dass Handel und Dienstleister gegängelt würden.

    Ihm wäre es lieber gewesen, wenn es über Weihnachten einen wirklich harten Lockdown mit geschlossenen Firmen gegeben hätte – „dann wären die Zahlen stark gesunken“ –, als jetzt nicht zu wissen, wie es wann weitergeht. Zumindest habe ihm die Schaufensteraktion ganz neue Kunden gebracht, und inzwischen hielten sich Lieferung sowie Abholen die Waage. Und er habe schon wiederholt ein schönes Lob erhalten: Er könne schneller liefern als die Internethändler Amazon, Zalando und Co.

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