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Foto: Peter Wieser
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Einer der Brennpunkte ist die Heimstättensiedlung. Dort musste der Strom abgeschaltet werden.

Burgau
03.06.2024

Burgau versinkt in den Hochwasser-Fluten: So lief die Rettung ab

Von Peter Wieser

Seit Sonntag hat es nun auch Burgau mit voller Wucht getroffen. Große Hilfe kommt von der Bevölkerung. Es bleibt die Frage, warum der Pegel erst jetzt so angestiegen ist.

Am Sonntagnachmittag hatten noch unzählige freiwillige Helferinnen und Helfer im Burgauer Bauhof in der Remsharter Straße Sandsäcke befüllt. Unheimlich viele Jugendliche hätten geholfen und ein Kommen und Gehen sei es gewesen, berichtet ein Bauhof-Mitarbeiter. Montagfrüh herrschte hier Ruhe. Denn inzwischen war auch der Bauhof teilweise durch das Jahrhunderthochwasser im Landkreis Günzburg überflutet. Seitdem ist nun auch Burgau massiv betroffen.

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Foto: Peter Wieser
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Die Feuerwehren sind im Dauereinsatz.

Unter Wasser, teilweise einen Meter tief und mehr, steht praktisch alles, was sich östlich der Mindel befindet, ab dort die komplette Unterstadt mit dem Industriegebiet. Die Straßen sind abgeriegelt, ohne einen triftigen Grund darf an diesem Montag keiner in die Markgrafenstadt. Passierbar sind ohnehin nur noch wenige Zufahrten. Am Sonntagabend hatte noch einmal starker Regen eingesetzt. Schon am Nachmittag waren die Brühlmindel und der Erlenbach immer höher angestiegen. Viele haben noch ihre Pkw in Sicherheit gebracht, in die Augsburger Straße oder an höher gelegene Orte. 

Jahrhundert-Hochwasser trifft Burgau: Einwohner müssen Häuser verlassen

„Wir haben unser Haus am Sonntagabend verlassen und sind bei unserem Sohn untergekommen“, berichtet ein Ehepaar, dessen Anwesen sich in der Haldenwanger Straße, knapp hundert Meter von der Brühlmindel, entfernt befindet. Zuvor hätten sie mit mehreren Pumpen gegen das Grundwasser angekämpft, dann sei die Mindel hinzugekommen und die Situation habe sich als immer unkontrollierter gezeigt. Am frühen Abend und innerhalb von nur einer Viertelstunde sei das Wasser dann rasant angestiegen. Wegen der starken Strömung der Hauptmindel habe die Brühlmindel keine Chance, in diese einzumünden und staue sich zurück. 

Noch prekärer ist die Situation im Bereich Bruckmähder, wo die Bewohnerinnen und Bewohner am Sonntag komplett evakuiert wurden, mit der Mittelschule Burgau als erste Anlaufstelle. Nicht viel besser sieht es in der Heimstättensiedlung aus, wo zudem der Strom abgeschaltet werden musste. Hier wurde zunächst von einer Evakuierung abgesehen. Dennoch: Wer Hilfe braucht, bekommt sie, wird mit Lebensmitteln versorgt oder wird mit dem Schlauchboot abgeholt. Sogar Privatpersonen sind mit Radladern und Bulldoggs gekommen, um zu helfen. Ein anderer Brennpunkt ist das Therapiezentrum Burgau, wo entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, auch wenn dort bis jetzt kein Hochwasser angekommen ist.

Auch in Offingen ist die Hochwasser-Lage dramatisch

Erst hatte die Burgauer Feuerwehr in Offingen ausgeholfen, wo es ebenfalls dramatisch ist, jetzt sind es neben den Wehren der Stadtteile auch die aus der Nachbarschaft. Weitere Unterstützung kam zuvor schon aus Würzburg, am Montag sind Hilfskräfte der Feuerwehr Erlangen eingetroffen. Vor Ort sind auch der Wasserrettungszug Sigmaringen und die Bundeswehr. „Wir haben vielfache Hilfe von überall her, für die wir sehr, sehr dankbar sind“, erklärt Burgaus Bürgermeister Martin Brenner im Gespräch beim Burgauer Feuerwehrgerätehaus vor Ort am Montag. Wir werden, sobald die Pegelstände gesunken sind, jede helfende Hand für die Aufräumarbeiten brauchen." Wann das der Fall sein werde, darüber kann keine Aussage getroffen werden.

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Foto: Peter Wieser
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Auch wenn das Hochwasser nicht zum Therapiezentrum reichte: Es mussten Vorkehrungen getroffen werden, damit der Betrieb auch im schlimmsten Fall aufrechterhalten werden kann.

„Wir können es uns nicht erklären, warum die Pegel in Burgau dermaßen massiv angestiegen sind und erst zu diesem Zeitpunkt“, fährt Brenner fort. Es ist mehr als ein HQ100. Unsere Einsatzkräfte sind seit mehreren Tagen pausenlos und rund um die Uhr im Einsatz. Das verdient großen Respekt und ihnen spreche ich großen Dank aus.“ Das gelte auch für die Bevölkerung, die unterstützt habe, wie beim Sandsackschaufeln oder in einer anderen Art und Weise. Hans-Peter Merz, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Burgau erklärt: Man habe die Situation keinesfalls unterschätzt, aber man habe es nicht einordnen und nicht erwarten können, dass das Hochwasser dermaßen massiv gekommen sei. „Der Rückhalt und die Eigeninitiative aus der Bevölkerung, von Einzelpersonen und auch aus der Nachbarschaft ist unglaublich.“ 

Die Hilfe untereinander ist groß in Burgau

Eine Anwohnerin beispielsweise hat am Montagmittag die Menschen in ihrer Straße mit warmem Essen und sogar frischem Gebäck versorgt.

Und die Kita Heilig Kreuz etwa möchte am kommenden Samstag eine Betreuung anbieten. Das erst kürzlich bezogene Gebäude liegt auf dem Berg und ist nicht vom Hochwasser betroffen, wie Leiterin Carina Held mitteilt. "Wir haben im Notbetrieb geöffnet." Viele Kinder beziehungsweise Familien und auch Kolleginnen sind allerdings betroffen oder als Helfer im Einsatz. Angesichts der akuten Lage wird auch das Einweihungsfest am Samstag abgesagt. Stattdessen möchte das Team am Samstag die Kinderbetreuung anbieten, sodass Eltern und Kollegen mit den Aufräumarbeiten beginnen können. "Wir als Kita-Familie wollen füreinander da sein und uns gegenseitig unterstützen. Für die Kinder, die heute bei uns waren, war es sicherlich eine gute Ablenkung in dieser schwierigen Situation", so Held. (mit sohu)

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