Das Problem ist omnipräsent und hat sich seit der Pandemie nochmals verschärft. Den Vereinen fehlt der Nachwuchs. Aktive Mitglieder werden immer weniger und jene, welche der Organisation noch die Treue halten, sind oft auch in anderen Vereinen tätig. So steigt die Belastung der noch verbliebenen Mitglieder. Ein Teufelskreis, wie das Beispiel des Historischen Vereins Bibertal zeigt. Zuletzt war es noch eine Handvoll Mitglieder, die zur Versammlung gekommen waren, welche über die Auflösung des Historischen Vereins Bibertal zu entscheiden hatten. Mit der satzungskonformen 4⁄5 Mehrheit wurde dessen Liquidation beschlossen; das Vereinsvermögen ging an die Gemeinde Bibertal. Hannes Schwarz war derjenige, der dagegen stimmte. Er wollte die Gruppe weiterführen. Doch es war niemand mehr bereit, sich darin zu engagieren.
Vor 22 Jahren gründeten begeisterte Bibertaler den Historischen Verein
Dabei hatte vor gut 20 Jahren alles so vielversprechend begonnen: Man schrieb das Jahr 2002, als der damalige Bibertaler Bürgermeister Robert Strobel zusammen mit dem Kirchenmaler Richard Rau historisch begeisterte Bürgerinnen und Bürger aus dem Biber- und Osterbachtal um sich sammelte, um einen entsprechenden Verein zu gründen. Strobel amtierte sogleich als der Erste Vorsitzende, wenngleich der damalige Kreisarchivar Georg Kreuzer die Bezeichnung „Historischer Verein“ für etwas überdimensioniert empfand.
Das tat der Anziehungskraft der jungen Vereinigung jedoch keinen Abbruch: Schon bald pendelte sich die Mitgliederzahl zwischen 30 und 40 ein, wie Schwarz rückblickend erläutert. Für ihn, den gebürtigen Offinger, der kurz zuvor nach Anhofen gezogen war, eine gute Möglichkeit, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. Allerdings noch nicht innerhalb des Vorstands, denn die Interessenten für einen entsprechenden Posten standen damals noch Schlange, wie der rüstige Rentner erklärt. Dies war auch die Zeit, als Bestrebungen erwuchsen, in der alten Anhofer Schule eine Räumlichkeit zu Vereinszwecken einzurichten.
Fotografien aus allen Ortsteilen von Bibertal wurden gesammelt
Die Bemühungen kamen jedoch nach dem Rücktritt des Zweiten Vorsitzenden Richard Rau zum Erliegen, wie auch das gesamte Vereinsleben „anfing, vor sich hin zu dümpeln“. Vielleicht war es ein Brief, den Hannes Schwarz an Bürgermeister Strobel schrieb, der neuen Schwung in die Angelegenheit brachte. Zunächst beantragte Strobel die Eintragung ins Vereinsregister, was die offizielle Bezeichnung „e.V.“ zur Folge hatte. Unter Mitwirkung von Manfred Weber aus Silheim begann nun ein systematisches Sammeln von alten Fotografien aus allen Ortsteilen.
Durch das hiermit erweckte Interesse der Einwohnerschaft konnten wiederum einige Mitglieder dazugewonnen werden und sogar der Vorstand brauchte sich keine Sorgen um ausbleibende Postenbesetzungen zu machen. Allerdings schwand der Enthusiasmus auch wieder recht schnell, sobald es nicht mehr den eigenen Wohnort betraf. Ein Gemeinschaftsgefühl, die gesamte politische Gemeinde Bibertal betreffend, kam wohl in historischen Fragen nicht ganz auf. Dann starb plötzlich auch noch Manfred Weber, der „Motor des Vereins“, wie Schwarz mit Anerkennung und Bedauern sagt.
Das Gedächtnis des Ortes soll weitergeführt werden
Vorsitzender war zwischenzeitlich Bürgermeister Oliver Preußner, Schwarz selbst amtierte als Schriftführer und Archivar. In dieser Funktion pflegt der 66-jährige die Bestände an Fotografien, Dokumenten und Alltagsgegenständen im kleinen Depot in der Schule Kissendorf. Dieses Gedächtnis des Ortes möchte das geschichtsbegeisterte Schwarz liebend gerne weiterführen und hofft daher, dass die politische Gemeinde diesem Ansinnen auch in Zukunft wohlwollend gegenübersteht. Der Verein selbst hatte zuletzt zwar noch 60 Mitglieder; das sukzessive Erreichen einer bestimmten Altersstruktur führte jedoch dazu, dass die meisten Aktivitäten eingestellt wurden – ein Todesstoß für den Historischen Verein Bibertal e.V.
Mit der verzweifelten Suche nach Mitgliedern - und vor allem nach Menschen, die sich in der Vereinsführung engagieren wollen - ist der Verein in Bibertal nicht allein. Wie berichtet, kämpft unter anderem beim TSV Burgau darum, einen neuen Präsidenten zu finden. Auf der Delegiertenversammlung am Freitagabend werden in Burgau die Weichen gestellt, ob der Verein vor dem Aus steht. Weil seit drei Jahren auch das Amt des Vizepräsidenten unbesetzt ist, wäre kein Mitglied verfügbar, das den TSV Burgau rechtsgeschäftlich vertreten darf. Sollte sich kein Nachfolger finden, wird das Vereinsregistergericht eingreifen und einen Notvorstand bestimmen, meist einen externen Rechtsanwalt. Diese Übergangslösung ist teuer und muss vom Verein bezahlt werden. Wenn der Notvorstand keinen Nachfolger findet, bleibt nur die Auflösung.
Auch bei den Altstadtfreunden Günzburg läuten die Alarmglocken - wenn sich hier nicht Menschen finden, die im Vorstand Verantwortung übernehmen wollen, könnte sogar der durch den Verein sanierte und betreute Stadtturm für die Öffentlichkeit geschlossen werden.
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