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Bibertal: Bibertalerin wartet seit über einem Jahr auf Fotovoltaik-Anschluss

Bibertal

Bibertalerin wartet seit über einem Jahr auf Fotovoltaik-Anschluss

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    Elisabeth Eiband aus Ettlishofen wartet seit mehreren Monaten auf den Netzanschluss ihrer Fotovoltaikanlage. Die Anlage wurde im Mai 2021 beauftragt und im Juli genehmigt. Ende Mai 2022 soll sie endlich ihren Strom einspeisen dürfen. Die Zuständigen vom LEW-Verteilnetz finden dafür verschiedene Ausreden.
    Elisabeth Eiband aus Ettlishofen wartet seit mehreren Monaten auf den Netzanschluss ihrer Fotovoltaikanlage. Die Anlage wurde im Mai 2021 beauftragt und im Juli genehmigt. Ende Mai 2022 soll sie endlich ihren Strom einspeisen dürfen. Die Zuständigen vom LEW-Verteilnetz finden dafür verschiedene Ausreden. Foto: Felix Gnoyke

    Etwas für die Umwelt tun, die Energiewende vorantreiben und dabei noch einen kleinen Nebenverdienst erwirtschaften. Hört sich gut an, oder nicht? Das dachte auch Elisabeth Eiband aus Ettlishofen im Bibertal, als sie ihre Fotovoltaikanlage bauen ließ. Da gibt es nur ein Problem: den Netzbetreiber. Um ihren Strom einspeisen zu können, muss dieser die PV-Anlage an das örtliche Netz anschließen. Darauf wartet sie bereits seit über einem Jahr. So verliert sie nicht nur Nerven, sondern auch potenzielle Einnahmen.

    Am 21. April vergangenen Jahres meldete der von Eiband beauftragte Elektrofachbetrieb den Bau ihrer Fotovoltaikanlage beim zuständigen Netzbetreiber, der LEW Verteilnetz GmbH (LVN). Im Juli genehmigte dieser die Anlage und schickte ein Schreiben an Eiband und den Betrieb. Der Anschluss der PV-Anlage ist möglich, sie kann in Zukunft ihren Strom einspeisen. Allerdings erst nach Ausbau des Verteilnetzes: Eine neue Stromleitung sowie eine neue Trafostation sind notwendig. Einen Termin für die Fertigstellung erfuhr sie nicht. Erst nach einer Nachfrage im September äußerte sich die LVN. Ein Anschluss der PV-Anlage für 2021 konnte nicht garantiert werden.

    Langwierige Verhandlungen mit Anwohnern führten zu Verzögerungen

    "Bei Anschlüssen von PV-Anlagen auf Hausdächern, bei denen keine Netzverstärkung (neue Leitung, neuer Trafo) notwendig ist, dauert es von der Anmeldung bis zum Anschluss üblicherweise etwa acht bis zehn Wochen", teilt die LVN unserer Redaktion mit. In diesem Fall kämen verschiedene Umstände zusammen, die zur Verzögerung des Anschlusses der PV-Anlage führen. Laut LVN wurden im August zunächst andere laufende Projekte fertiggestellt, ehe Anfang September eine Ortsbesichtigung stattfand. Dabei wurde der Standort für die notwendige Trafostation ermittelt. Als dieser feststand, wurde die Station Anfang Oktober bestellt. Bereits zu diesem Zeitpunkt verwies die LVN auf eine lange Wartezeit bei der Bestellung von Trafostationen.

    Lediglich die Einwilligung der Anwohner fehlte noch zur Verlegung der neuen Kabel. Der zuständige Projektant rechnete Anfang Oktober mit einem Abschluss der Verhandlungen innerhalb von zwei Wochen. Eine Einigung konnte jedoch erst im Februar dieses Jahres erzielt werden. Gründe dafür nennt die LVN nicht. Eiband vermutet, dass das geplante Aufstellen von Strommasten auf verschiedenen Grundstücken für Unmut bei den Anwohnern sorgte. Letztlich wird die neue Trafostation über unterirdische Kabel an das Stromnetz angeschlossen. Warum diese Option nicht von Anfang an in Betracht gezogen wurde, bleibt unklar.

    Geplanter Standort für Trafostation plötzlich nicht möglich

    Erst als die Verhandlungen abgeschlossen waren, konnte das Bauprojekt ausgeschrieben werden. Dies war wegen der Kosten der Maßnahmen rechtlich erforderlich. Geringe Kapazitäten im Tiefbau führten laut LVN nochmals zu Verzögerungen bei der Auftragsvergabe, die dann im März erfolgte. Eine Fertigstellung war zu diesem Zeitpunkt für Mai geplant. Auf Anfrage unserer Redaktion zum aktuellen Stand schreibt die LVN am Dienstag: "Als wir vor Ort mit den Bauarbeiten beginnen wollten, wurde vom Grundstückseigentümer plötzlich die Zusage für den Standort der neuen Ortsnetzstation zurückgezogen. Daraufhin haben wir uns sofort an die Gemeinde gewandt und einen Alternativ-Standort am Feuerwehrhaus vorgeschlagen. Der Gemeinderat Bibertal wird sich kurzfristig damit befassen."

    Für Eiband bedeutet das weitere verpasste Einnahmen. Seit Anfang März rechnet sie aus, wie viel Geld sie mit ihrem eingespeisten Strom hätte verdienen können. Aktuell werden pro Kilowattstunde ungefähr sieben Cent gezahlt. Im März hätte sie knapp über 200 Euro verdient, in den ersten drei Aprilwochen ungefähr 150 Euro. Das ist zwar ärgerlich, aber für Eiband nicht ausschlaggebend: "Der monetäre Schaden ist da, aber für mich war der Umweltaspekt wichtiger." Nicht nur deshalb ist sie froh, dass sie wenigstens einen Teil ihrer PV-Anlage nutzen kann. Bis zu 60 Kilowattstunden (kW) kann sie erzeugen, bis zu 30 kW könnte sie einspeisen. Den restlichen Strom nutzt eine Schreinerei, an die sie Räumlichkeiten verpachtet hat. Einen weiteren Teil nutzt ihr Mann, um sein Elektroauto zu laden.

    Eiband kontaktierte bereits ihre Anwälte, um gegen die LVN vorzugehen. Diese sagten ihr jedoch geringe Erfolgschancen voraus, da die LVN nie einen genauen Termin für die Fertigstellung nannte. Dieses Vorgehen sei den Anwälten bekannt. Eiband zeigt kein Verständnis für die Verzögerungen. Für sie ist es unerklärlich, wie die Energiewende vorangetrieben werden soll, wenn die Prozesse so langsam ablaufen. Selbst die LVN äußert sich ähnlich kritisch: "Das Vorhaben zeigt, wie schwierig eine zügige Umsetzung der Energiewende vor Ort sein kann. Der Netzausbau in den Gemeinden ist auf die Mitwirkung und Zustimmung zahlreicher Akteure angewiesen." Sie möchte gemeinsam mit anderen Netzbetreibern Gespräche mit der Politik suchen, um den Netzausbau in Zukunft effizienter gestalten zu können.

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