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Atommüll: Castoren noch Jahrzehnte im Zwischenlager Gundremmingen

Atommüll

Castoren noch Jahrzehnte im Zwischenlager Gundremmingen

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    In Reih und Glied stehen die Castorbehälter im Standortzwischenlager auf dem Gelände des Atomkraftwerks Gundremmingen.
    In Reih und Glied stehen die Castorbehälter im Standortzwischenlager auf dem Gelände des Atomkraftwerks Gundremmingen. Foto: Bernhard Weizenegger

    In der aktuellen Debatte um die Suche nach einem Endlager für atomaren Abfall hat Günzburgs Landrat eines bereits deutlich gemacht: Hans Reichhart (CSU) erwartet vom Bund, dass das Zwischenlager am Kernkraftwerk Gundremmingen nicht länger als bis zum Jahr 2046 betrieben wird. Dann läuft die Genehmigung aus, und länger will er es hier nicht stehen haben. Doch da derzeit für die Fertigstellung eines Endlagers bereits das Jahr 2050 angepeilt wird, dürfte daraus nichts werden. Dieser Tage wurde im

    Seit 1992 arbeitet Ulrich Kastner in Gundremmingen. Bis zur Abschaltung von Block B im Atomkraftwerk (AKW), zuletzt als Schichtleiter, und seit dem 1. März 2019 bei der BGZ, der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung. Er leitet das Zwischenlager, das sich noch auf dem Gelände des Kraftwerks befindet. Perspektivisch, frühestens aber 2026 oder 2027, soll sich das ändern. Dann wird es autark sein, mit eigener Versorgung, eigenem Wachschutz – auch wenn der wie schon jetzt im AKW wohl von einer Fremdfirma gestellt werden wird – und einem Zaun.

    Nächstes Jahr wird eine Halle des Zwischenlagers Gundremmingen voll sein

    Derzeit hat die BGZ elf Mitarbeiter in Gundremmingen, die meisten wechselten aus dem Kraftwerk hierher, es sollen einmal 18 werden. Hinzu kommen die Wachen. Kastner hätte wie Kollegen in seinem Alter aus dem Kraftwerk in den Vorruhestand gehen können, doch dafür fühlt er sich noch zu jung. Er hat hier eine Aufgabe gefunden, die ihn interessiert – und die mit einem Auf- statt wie nebenan mit einem Abbau zu tun habe.

    Jeder Behälter ist beschriftet – auch mit dem Hinweis auf den Prüftermin.
    Jeder Behälter ist beschriftet – auch mit dem Hinweis auf den Prüftermin. Foto: Bernhard Weizenegger

    Im nächsten Jahr, prognostiziert der 53-Jährige, wird die 92 Plätze bietende Halle 1 voll mit Castoren sein. Halle 2 hat 100. Fürs Beladen ist die Kraftwerksmannschaft zuständig, für das sichere Unterbringen die BGZ. Deren Personal arbeitet in einem Container-Provisorium neben dem Zwischenlager, im Laufe der nächsten Jahre wird hier ein festes Verwaltungsgebäude errichtet.

    Ein Castorbehälter wiegt gut 125 Tonnen - und leer schon 120

    Per Lastwagen kommen regelmäßig leere Behälter vom Hersteller – verwendet wird nur ein Typ – nach Gundremmingen. Während einer in der Regel zwei bis drei Monate dauernden Belade-„Kampagne“ wird im Schnitt alle acht Tage ein neuer Castorbehälter ins Lager gebracht. Vorher stand er dann für zwei bis drei Tage zum Vorwärmen in einer Schleuse des Reaktorgebäudes. Stichprobenartig werden alle zehn Jahre die Behälter überprüft, aber ständig überwacht, um einem Druckabfall vorzubeugen.

    Noch ist das Zwischenlager (die rechte Halle unterhalb des Kühlturms) Teil des Kraftwerksgeländes. Das soll sich ändern.
    Noch ist das Zwischenlager (die rechte Halle unterhalb des Kühlturms) Teil des Kraftwerksgeländes. Das soll sich ändern. Foto: Christopher Mick/BGZ

    Gut 125 Tonnen schwer ist einer, sein Leergewicht beträgt schon gut 120 Tonnen. Denn er selbst soll seinen Inhalt am besten schützen können, die Wände der Halle sollen ein zusätzlicher Schutz sein. Und die Überwachungskameras, die hier hängen, werden per Fernleitung von der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom bedient, erklärt der studierte Produktionstechniker.

    Die Öffentlichkeit muss für eine längere Genehmigung beteiligt werden

    Wenn die beiden Hallen voraussichtlich Ende 2026 voll und das Kraftwerk somit brennstofffrei sein wird, können dort – wenn die Aufsichtsbehörde es gestattet – die Sicherheitsvorkehrungen zurückgefahren werden, um den Rückbau zu erleichtern. 20 Jahre wären es dann noch bis zum Auslaufen der Betriebsgenehmigung für das Zwischenlager.

    Auf dem Areal von Kraftwerk und Zwischenlager werden die Behälter (hier ein leerer) auf der Schiene transportiert, innerhalb des Lagers dann per Kran.
    Auf dem Areal von Kraftwerk und Zwischenlager werden die Behälter (hier ein leerer) auf der Schiene transportiert, innerhalb des Lagers dann per Kran. Foto: Bernhard Weizenegger

    Für die Verlängerung wird ein neues Verfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit notwendig werden, erklärt Pressesprecher Stefan Mirbeth. „Darauf bereiten wir uns schon vor.“ In anderen Lagern wird die Betriebserlaubnis bereits in den 30er-Jahren auslaufen, da hier früher mit der Arbeit begonnen wurde. Alle Standorte, sagt Mirbeth, müssten mit einer Verlängerung rechnen. Deshalb hat die BGZ bereits eine Forschungsabteilung aufgebaut, um zu untersuchen, was zu tun ist, um die Castorbehälter weiter sicher zu halten. Und auch wenn das Endlager fertig ist, könnten die Zwischenlager nicht innerhalb von zwei Monaten geräumt werden. „Das ist ein sukzessiver Prozess.“

    Künftig sollen auch Besuchergruppen empfangen werden

    Und was die Autarkie der Einrichtung angeht: Da kann die Bundesgesellschaft etwa von Grafenrheinfeld lernen, weil das Kraftwerk früher als Gundremmingen abgeschaltet wurde und somit alle Prozesse früher begannen.

    Im nächsten Jahr sollen mindestens 23 Castorbehälter im Zwischenlager Gundremmingen eingelagert werden. Wenn einer „frisch“ hier steht, strahlt er noch spürbar Wärme ab, im Laufe der Zeit ist sie dann nicht mehr wahrzunehmen. Wenn Corona kein Thema mehr ist, will sich die BGZ auch mehr öffnen, kleinere Besuchergruppen ins Lager führen und sich der Diskussion stellen – „natürlich auch der kritischen“, sagt Mirbeth.

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