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Fußball: Wie Fußballer im Landkreis Günzburg über den Ligapokal denken

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Wie Fußballer im Landkreis Günzburg über den Ligapokal denken

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    Viele Gedanken hat sich Donau-Kreisspielleiter Franz Bohmann (links, hier im Gespräch mit Karl Dirr vom SC Bubesheim) gemacht, wie die abgebrochene Saison 2019/2020 fortgesetzt werden kann.
    Viele Gedanken hat sich Donau-Kreisspielleiter Franz Bohmann (links, hier im Gespräch mit Karl Dirr vom SC Bubesheim) gemacht, wie die abgebrochene Saison 2019/2020 fortgesetzt werden kann. Foto: Ernst Mayer

    Weitestgehend normal auf dem Platz bewegen dürfen sich die Fußballer im Freistaat immerhin wieder; Zweikämpfe und Mannschaftstraining sind seit 8. Juli zugelassen. Spiele gegen andere Teams dürfen auf bayerischem Boden freilich noch nicht ausgetragen werden. Jedoch hoffen Funktionäre und Vereinsverantwortliche darauf, dass auch dieses Verbot bald der Vergangenheit angehören wird. Vorsorglich haben viele Klubs für den August bereits Testspiele vereinbart. Offiziell fortgesetzt werden soll die Saison im September – auf Ebene des heimischen Fußball-Kreises Donau mit den ersten Begegnungen im neu eingeführten Ligapokal.

    Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie verursachten bis hinunter an die Basis der Fußball-Familie Kopfzerbrechen. Nach vielen Gesprächsrunden, Videokonferenzen und Planungsspielen hat Kreisspielleiter Franz Bohmann nun einen Rahmen-Terminkalender für die Fortsetzung der schon so schmerzhaft lang unterbrochenen Saison 2019/20 zusammengestellt.

    Anstoß zum Ligapokal am 6. September

    Grundsätzlich wird die Rest-Saison im Fußball-Kreis Donau zeitlich wie inhaltlich in zwei Blöcke gegliedert. Gespielt wird von Anfang September bis Ende November 2020 und von Mitte März bis Mitte Mai 2021. Den Start markieren am 6., 13. und 20. September drei Gruppen-Spieltage im neuen Ligapokal. Es folgen bis Jahresende vier Spielrunden in der Meisterschaft sowie nach Möglichkeit alle bis dahin offenen Nachholpartien. Im neuen Jahr geht’s dann am 21. März weiter mit den entscheidenden Runden im Ligapokal, ehe am 18. April das Saisonfinale in der Meisterschaft eingeleitet wird. Gegen Ende Mai stehen dann die Relegationsspiele an.

    Bohmann betonte in den vergangenen Wochen immer wieder, dass die Teilnahme am Ligapokal auf freiwilliger Basis erfolgt. Entsprechend positiv überrascht hat den Kreisspielleiter die Zahl der Anmeldungen, die ihm am Donnerstag vorlag und eine breite Akzeptanz über alle Spielebenen hinweg signalisierte. Alle 15 Mannschaften der Kreisliga West sind dabei, auch die Kreisklassen West 1 und 2 machen komplett mit. Aus den A-Klassen West 1 und 2 liegen Bohmann 24 von 27 möglichen Anmeldungen vor. Erst im Bereich der B-Klassen haben sich Vereine in nennenswerter Zahl gegen das neue Format entschieden – wobei es ganz überwiegend zweite Mannschaften sind, die auf eine Teilnahme verzichten.

    Sieben Teams können aufsteigen

    Es geht ja auch um einiges. Immerhin können Mannschaften über diese Hintertür den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse realisieren beziehungsweise den Abstieg vermeiden. Wie Bohmann mitteilt, dürfen am Ende des Ligapokals aus dem Kreis Donau ein Kreisligist sowie jeweils zwei Mannschaften aus den Kreisklassen, A-Klassen und B-Klassen nach oben.

    Zur Zusammenstellung der einzelnen Gruppen kann Bohmann erst in einigen Tagen Genaues sagen. Sicher ist, dass sie nach geografischen Gesichtspunkten gebildet werden, um möglichst kurze Fahrtstrecken zu erhalten. Genau hier sieht Thomas Vogel, Trainer des Kreisklasse-Vereins TSV Balzhausen, den größten Vorzug des Wettbewerbs. „Auf uns kommen da viele Derbys zu. Damit kann man die Jungs natürlich schon reizen“, sagt er.

    Vogel räumt ein, dass er zunächst zu den Skeptikern des bayerischen Sonderweges zählte. Immerhin ist der Bayerische Fußball-Verband (BFV) der Einzige unter den 21 Landesverbänden im Deutschen Fußball-Bund (DFB), der die Saison 2019/20 in der Corona-Krise nicht abgebrochen hat, sondern sie bis ins Jahr 2021 fortführen möchte. Vogel führt aus, was viele Fußballfreunde bei diesem Gedanken besonders beschäftigte: „Wir haben gedacht, dass wir für diese lange Zeit einfach zu wenige Spiele übrig haben. Ich hatte zum Beispiel klare Zeichen von den reiferen Spielern in meiner Mannschaft, dass sie wegen drei, vier für den Herbst verbleibenden Punktspielen keine sieben Wochen Vorbereitung machen würden. Und das muss man auch verstehen.“ Hier komme ihm und vielen anderen der Ligapokal entgegen. Zudem biete das Format die Chance, junge Spieler in die Mannschaft zu integrieren und sie gleichzeitig besser zu machen. „Ich verlange von meinen Jungs, dass sie mehrere Systeme beherrschen“, argumentiert Vogel. Die Aufstiegsmöglichkeit dagegen habe für die Entscheidung der Balzhauser, am Ligapokal teilzunehmen, keine Rolle gespielt. „Zumal wir das Thema in der Liga noch nicht abgehakt haben“, wie der Coach hinzufügt.

    Manfred Schuster ist "total begeistert"

    Geradezu euphorisch begrüßt unterdessen Manfred Schuster den Ligapokal. Auch der Vorsitzende des Kreisligisten TSV Offingen hatte zunächst einen Saison-Abbruch befürwortet. Nun lobt er die Väter des neuen Modells über den Schellenkönig und sagt mit einem Glitzern in den Augen: „Der BFV hat das Beste aus dieser Situation gemacht. Ich bin total begeistert. Ganz einfach aus dem Grund, weil man mit wenigen Spielen aufsteigen kann.“

    Die unverhoffte Aussicht, die Rückkehr in die Bezirksliga auf einem zweiten sportlichen Weg schaffen zu können, sieht Schuster als großen Ansporn für den TSV Offingen – und wohl auch für mindestens einen weiteren Kandidaten, wie er aus dem Umfeld des VfR Jettingen erfahren haben will. Für den Offinger Vereinschef jedenfalls ist die Rechnung einfach: „Wenn zum Beispiel der TSV Ziemetshausen Meister der Kreisliga West wird und der FC Gundelfingen II Ligapokalsieger, könnte der Dritte Relegation spielen und auf diesem Weg aufsteigen. Und auf den dritten Platz spekulieren wir schon noch.“

    Philipp Schmid hat gemischte Gefühle

    Mit gemischten Gefühlen startet dagegen der Kreisligist SG Reisensburg-Leinheim in den Ligapokal. Abteilungsleiter Philipp Schmid kritisiert für die nun beendete Phase der Meinungsbildung die Informationspolitik seitens des BFV. „Wir hatten am vergangenen Sonntag ein Webinar und bis Mittwoch hätten wir uns anmelden sollen – obwohl noch einige Fragen offen waren.“ So spricht auf Kreisliga-Ebene viel dafür, dass alle Teilnehmer der Vorrunde in die Zwischenrunde aufsteigen dürfen. „Das ist dann halt eine Ansammlung von Freundschaftsspielen“, urteilt Schmid über diese erste Phase. Auch für den weiteren Verlauf bezweifelt er aus Perspektive der SG Reisensburg-Leinheim den sportlichen Wert. „Einen Anreiz sehe ich hier nur für die Topmannschaften. Welche Ambitionen sollen wir da haben, wenn wir in der Liga schon schlecht sind?“

    Ein weiteres Problem erkennt Schmid in der Unvorhersehbarkeit der Pandemie-Entwicklung. Der Reisensburger Spartenchef sagt nach Abwägung der verschiedenen Planungsmöglichkeiten: „Wenn die Liga für den Verband tatsächlich Priorität hat, hätte ich auch im Kreis mit der Liga angefangen und nicht mit dem Ligapokal.“

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