Im Hintergrund das Kloster, daneben unzählige Apfelbäume, prall mit Äpfeln behangen, vor der Bühne ein erwartungsvolles Publikum: Alle Reihen haben sich gefüllt, Platz ist ohnehin genügend da. „Ein starkes Zeichen setzen, Kultur auch trotz Corona erlebbar zu machen – mit Künstlern, die für und von ihrer Kunst leben,“ nennt Landrat Hans Reichhart das dreitägige
Events in dieser Art hat es schon lange nicht mehr gegeben und eines namens „Come ToGZer“ schon gar nicht. Was also würde am Samstag besser passen, als Mitorganisator Hermann Skibbe, der sich mit John Lennons „Come together“ („Kommt zusammen“) mit der akustischen Gitarre völlig unplugged an das Publikum wendet. Das wiederum klatscht unverzüglich mit und zu Robbie Williams’ „Let me entertain you“ erst recht. Mit MS Good Company, der eigens für das Festival gegründeten Band, gesellen sich vier weitere bekannte Gesichter zu Skibbe: Elias Smalko (Keyboard), Lukas Grimm (Posaune und Gitarre), Moritz Fischer (Schlagzeug) und Frontmann Peter Miller, der – das war der Wunsch von Moderatorin und Sprecherin des Landratsamts Jenny Schack – im Anschluss vom „Summer of 69“ von Bryan Adams erzählt.
Eine weitere Bühnenpremiere in Wettenhausen
Die Bühne wird frei für Skibbe & Friends mit Bassmann Benny Welz, Dieter Endris am Akkordeon, Schlagzeuger Tobi Wiedenmann, der nebenbei zu Johann Sebastian Bachs „Toccata und Fuge“ zum Piano greift und dem Urgestein der Mendlschbiz-Combo, Johann Eberle: Bei Neil Youngs „Rockin’ in the free world“ ist alles, was an Corona erinnert, ganz weit in den Hintergrund gerückt.
Eine weitere Bühnenpremiere gibt es, als „Dad“ Eberle seine Tochter Stella Mae zu „To love somebody“ an der Gitarre begleitet. Dass zuvor die Technik bei Chris Isaaks „Wicked Game“ nicht ganz so gewollt hat, stört wenig. Auch das auf der Bühne zu überbrücken, ist kunstfertig. Das Publikum singt selbst. Und das Glockenläuten von der Klosterkirche zum „Hotel California“ von den Eagles ist ebenfalls einmal etwas Neues.
![Ihre Premiere überzeugte: Stella Mae (rechts), die von ihrem Vater, dem „Rock-Urgestein“ Johann Eberle begleitet wurde. Ihre Premiere überzeugte: Stella Mae (rechts), die von ihrem Vater, dem „Rock-Urgestein“ Johann Eberle begleitet wurde.](https://images.mgpd.de/img/100391629/crop/c1_1-w100/318523429/505124124/copy20of208e1a69901tif.jpg)
Eigentlich hätte man ja „Lady in Black“ (Uriah Heep) spielen wollen, erklärt Skibbe. Aber dann habe man sich entschieden, eine solche auf die Bühne zu holen: Susanne Rieger, als Lady in Black, jazzig mit „Summertime“ und stimmgewaltig mit dem Song „Bird set free“ der australischen Sängerin und Songwriterin Sia.
In Schwarz, mit weißem Hemd und Fliege, zeigt sich Joe Gleixner: Schließlich sei er kein Rocker, sondern ein Mensch, der sich dem Swing verschrieben habe und da komme man im entsprechenden Outfit.
Große Freude beim Publikum und den Ordensschwestern
Auch schwäbische Poesie, sogar noch auf Französisch, gibt es mit Peter Mader, der von Chapeau, Parapluies und von allerlei Bagagen parliert. Und dass man wisse, dass man ins schöne Schwaben gehöre, das kann der Schorsch von Schwablantis nur bestätigen.
Mit Daniel Tomann-Eickhoff, Flötist des NDR Elbphilharmonie Orchesters, trat ein besonderer Gast auf – zugleich eine weitere Premiere: Erstmals wird der Song „Rain“ – eine Komposition Skibbes mit Flöte und Rockgitarre auf der Bühne gespielt. Tomann-Eickhoff setzt zu Jethro Tulls „Locomotive Breath“ dann noch eins drauf und das Publikum weiß spätestens jetzt, warum er nicht nur in der Elbphilharmonie, sondern auch im Wettenhauser Klostergarten spielen darf.
![Die Dominikanerinnen waren sichtlich angetan von den Darbietungen auf dem Klostergelände. Links die Priorin, Schwester Amanda Baur. Die Dominikanerinnen waren sichtlich angetan von den Darbietungen auf dem Klostergelände. Links die Priorin, Schwester Amanda Baur.](https://images.mgpd.de/img/101318465/crop/c1_1-w100/1348007267/416974864/copy20of208e1a69991tif.jpg)
Nach knapp drei Stunden neigt sich das Event dem Ende zu, bei „Hey Jude“ stehen alle Künstler samt Landrat Reichhart auf der Bühne, das Publikum singt mit und die MS Good Company darf vor selbigem noch posieren.
Es gab im Kloster schon viele musikalische Darbietungen, eine solche im Klostergarten noch nie – und die Freude war dem Publikum anzusehen. „Das war etwas Besonderes, dieses Ambiente“, betont Schwester Amanda Baur, die Priorin des Dominikanerinnenklosters Wettenhausen.
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