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Wettenhausen: Das Kloster Wettenhausen feierte ein zweitägiges Festival

Wettenhausen

Das Kloster Wettenhausen feierte ein zweitägiges Festival

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    Das erleuchtete Kloster in Wettenhausen lockte beim zweitägigen Klosterfestival die Besuchermassen an.
    Das erleuchtete Kloster in Wettenhausen lockte beim zweitägigen Klosterfestival die Besuchermassen an. Foto: Gertrud Adlassnig

    Mit einem Klosterfestival bot das Kloster der Dominikanerinnen in Wettenhausen für Kulturfreunde einen besonderen Höhepunkt. Das erstmals vom Kloster organisierte zweitägige Event ( In Wettenhausen steigt das erste Klosterfestival) begann mit einer „langen Nacht im Kloster“, das Tausende von Besuchern in die bunt angestrahlten Klosteranlagen lockte.

    Das ambitionierte Programm ermöglichte es, in Räume zu gelangen, die nur selten oder sogar nie der Öffentlichkeit zugänglich sind, wie Priorin Amanda Baur in der von Vera Hupfauer und Olaf Ude launig gestalteten Begrüßung versicherte.

    Im Eiskeller wurden historische Aufnahmen des Klosterlebens gezeigt

    So ein Gebäude ist der Eiskeller mit Tonnengewölbe, dessen Eingang gegenüber der ehemaligen Turnhalle liegt. In diesem blau ausgeleuchteten Raum liefen in Endlosschleifen Bilder und Filmsequenzen über eine Leinwand. Gezeigt wurden historische Aufnahmen aus dem alltäglichen und religiösen Leben in Wettenhausen.

    Das ist das Kloster Wettenhausen

    Wann das Kloster Wettenhausen angelegt wurde, ist nicht ganz klar. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1130, die vier Hektar umfassende Anlage könnte aber auch schon 1000 Jahre alt sein.

    Die Nutzfläche des Klosters, ein Gebäude von nationalem Rang, umfasst rund 12 500 Quadratmeter, mehr als 260 Zimmer hat die rundum denkmalgeschützte Anlage.

    Das Kloster war als Augustiner-Chorherren-Stift gegründet worden, 1865 wurde es von den Dominikanerinnen übernommen. Sie hatten sich vor allem für die Bildung von Mädchen eingesetzt, das St. Thomas Gymnasium in Wettenhausen zeugt von diesem pädagogischen Anliegen.

    Nach den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg erhielt das Kloster im ausgehenden 17. Jahrhundert sein heutiges Aussehen. (kai)

    Für eine längere Auseinandersetzung aber reichte die Zeit nicht. Das war die Crux der Veranstaltung: Eine Fülle von exquisiten Angeboten, die jeweils drei Mal eine halbe Stunde geboten wurden, allerdings immer zeitgleich zur vollen Stunde. Schon ein erster Blick in das umfangreiche Programmheft machte klar: Man muss auswählen, sich entscheiden. Doch auch die Auswahl konnte einen nicht immer zum Ziel führen. Die Massen an Besuchern überrannten die Veranstaltungsorte förmlich. Wer pünktlich erschien, war oft schon zu spät, der Zugang von Ordnern verwehrt, die wegen Überfüllung niemanden mehr einlassen durften. Aufgrund strenger Brandschutzregeln musste der Besuch vieler Vorträge begrenzt werden.

    Kaisersaal musste kurzfristig gesperrt werden

    Besonders hart traf es den Kaisersaal. Der war kurzfristig für Großveranstaltungen gesperrt worden. Die Einführung konnte in den Zehentstadel verlegt werden, doch „Viva la Opera“ mit Susanne Steinle fand fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gerade einmal drei Reihen Stühle durften aufgestellt werden, aus dem großen Konzert war eine kleine Kammermusik geworden. Im Prälatenzimmer mit seiner prachtvoll stuckierten Decke konnte wenigsten die Tür offen gelassen werden. Wer einen Sitzplatz zum Konzert des aus Schülern und ehemaligen Thomasianern bestehenden „Blechquartetts für alle Fälle“ ergattert hatte, konnte sich eine genussvolle halbe Stunde mit feierlicher, mit schmissiger und mit fetziger Musik gönnen.

    In der Klostermühle faszinierte Ruth Atzinger mit ihrer jazzigen Stimme die eng gedrängten Zuhörer. Sie hatte die Filmmusikkomponistin Simone Gruber als Klavierbegleitung mitgebracht. Im Kreuzgang konnte sich der Menschenauflauf etwas entzerren.

    Querschnitt klassischer Musik

    Zu den rund 50 Sitzplätzen rund um das Graf-Carabas-Quartett unter der Leitung von Bratschistin Christiane Friedrich gab es ausreichend Stehplätze, die übergangslos in die Ausstellung KunstWerkZukunft reichten. Die „Vier auf einen Streich“ begeisterten die Zuhörer mit einem Querschnitt durch die klassische und unterhaltende Musik. Daneben die gestalterischen Antworten der St.-Thomas-Schüler auf Fragen der Nachhaltigkeit: Aus der intensiven Beschäftigung mit der Agenda 2030 sind Bilder, Videoinstallationen und Objekte entstanden, die beim Betrachten Anstoß erregen sollen. Anstoß zum Nachdenken, Umdenken.

    Etwas abseits hinter dem geöffneten Böhmbau mit der Ausstellung „Einsicht“ von Jan Davidoff gelegen, doch nicht weniger besucht, steht das Wachhaus. Auch in diesem wunderschönen Bau konnten bei Weitem nicht alle Interessenten eingelassen werden, die sich auf die Brüder Wiedenmann freuten. Die drei sind ehemalige Thomasianer, die einen jazzigen, coolen, rockigen Groove zum Besten gaben. Die Brüder, gekleidet im Retrostil mit weißem Hemd und schwarzer Hose und ernsthaften Gesichtern, verstanden es, ihre Zuhörer immer mehr in ihre Musik hineinzuziehen, sie mit in ihre Welt zu nehmen und die Eventbesucher in eine mitswingende Gruppe zu verwandeln.

    Schwesternkapelle wird mit Kerzenlicht erleuchtet

    Auch Nachdenkliches, Meditatives, Heiteres bot das Kulturfestival. In der üblicherweise nur den Konventmitgliedern geöffneten Schwesternkapelle konnten die Besucher zur Ruhe kommen. Der mit Kerzen in schummriges Licht getauchte Prachtbau gab den Rahmen für eine durch die Ordensfrauen instrumental begleitete Andacht. Beim gemeinsamen Singen und Beten konnten die gläubigen Besucher die Atmosphäre der klösterlichen Glaubensgemeinschaft spüren. Das Orgelkonzert in der großen Domherrenkirche von Markus Michel zeigte eine weitere Dimension klösterlicher Frömmigkeit: dominierend, prachtvoll, die Göttlichkeit verherrlichend. Maria verehrend.

    Kein Instrument versteht dies so gut wie die Orgel, auf der Michel einen Streifzug durch die Jahrhunderte der Kirchenmusik unternahm. Doch nicht nur Musik und bildende Kunst bot das Wettenhauser Klosterfestival. Mit der Lesung von Lieblingstexten steuerte Peter Berger den Aspekt der Poetik bei.

    Zehntstadel wird zur Theaterbühne

    Genau hinhören und auf Draht sein musste man bei den Sequenzen des Neuen Theaters Burgau, das mit seinem Erfolgsstück „Flotte Lotte“ zu Gast im Zehentstadel war. Das Improstück, bei dem keine Aufführung identisch mit der anderen ist, lebt aus dem Augenblick und von der Teilnahme der Zuschauer. Improvisation war an diesem Abend besonders großgeschrieben, da durch die kurzfristige Sperrung des Kaisersaals der Theaterraum zunächst als Bühne für die Veranstaltungseröffnung genutzt werden musste. Doch die hoch professionellen Spieler um Eva Hupfauer und Olaf Ude konnte das nichts anhaben.

    Nach ihrem letzten Auftritt erfolgte erneut ein Umbau: Die Theaterbühne wurde zum Podium für „Lui & the funky bananas feat“, einer Band ehemaliger Thomasianer und Münchner Pestalozzi-Schüler, die mit ihrer Mischung aus bayerischem Funk und schwäbischem Soul das inzwischen jüngere Publikum in ihren Bann zog.

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