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Wettenhausen: Beim Landkreis-Kulturfestival in Wettenhausen spielt selbst der Weihbischof mit

Wettenhausen

Beim Landkreis-Kulturfestival in Wettenhausen spielt selbst der Weihbischof mit

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    Animiert vom kulturellen Flair des Festivals in Wettenhausen gab Weihbischof Florian Wörner nach dem Festgottesdienst Kostproben seines musikalischen Könnens an der Zither. Gar nicht geplant, dafür aber umso gelungener war die Begleitung durch Lea Maria Löffler an der Harfe.
    Animiert vom kulturellen Flair des Festivals in Wettenhausen gab Weihbischof Florian Wörner nach dem Festgottesdienst Kostproben seines musikalischen Könnens an der Zither. Gar nicht geplant, dafür aber umso gelungener war die Begleitung durch Lea Maria Löffler an der Harfe. Foto: Sandra Kraus

    Das an Höhepunkten und bemerkenswerten Momenten so reiche Festival „Come ToGZer“ fand mit einem Open-Air-Gottesdienst und einem zünftigen Frühschoppenkonzert des Musikvereins Wettenhausen mit Weißwurst, Bier und Brezeln am Sonntag seinen Abschluss. Zusammengekommen im Klostergarten

    Auch Weihbischof Florian Wörner, der aus Augsburg angereist war, freute sich über die nach seinen Worten „in ungewohnt großer Zahl gekommen Gläubigen“. 200 Gottesdienstbesucher verteilten sich auf den mit großzügigem Abstand aufgestellten Bänken vor der Open-Air Bühne, jeder hatte am Klostereingang seine Kontaktdaten hinterlassen.

    Hintersinnig und humorvoll beendete der Weihbischof seine Predigt in Wettenhausen

    Am Sitzplatz durfte die Maske während des Gottesdienstes und später beim Frühschoppen ausgezogen werden. Schwere Kost hatte Weihbischof Wörner zuvor in seiner Predigt dabei. Hat der Slogan „Leben und leben lassen“ seine Grenzen?, fragte er. Müssen Christen, um Gefahren vorzubeugen oder Not zu lindern, nicht vielmehr Verantwortung übernehmen und auf Andere zugehen? Ganz klar ja, meinte Weihbischof Wörner, der nicht von oben herab predigte, sondern mit seinem Mikrofon unten auf dem Rasen stand und frei sprach.

    Hintersinnig und humorvoll beendete Wörner seine Predigt: „Anstatt andere auszurichten, was regelmäßig Thema in der Beichte ist, beten Sie lieber für sie. Am besten zu zweit oder zu dritt. Das merken Sie sich bitte, auch wenn Sie sich sonst nix von meiner Predigt merken!“

    Der Weihbischof hatte in der vierten Klasse mit dem Zitherspiel begonnen

    Mit klassischer Musik ging es nach dem Gottesdienst weiter. Harfenistin Lea Maria Löffler, vielfach ausgezeichnete Instrumentalistin, entlockte ihrer Harfe mit ihrem gefühlvollen Spiel Tonkaskaden, die weithin durch den Klostergarten perlten. Der heimliche Star des Sonntags aber war Weihbischof Wörner. Die Ankündigung, dass der Bischof höchstpersönlich auf seiner Zither spielen würde, ließ viele auf ihrer Bank bis zur Mittagsstunde ausharren. Wörner hatte als Bub in der vierten Klasse mit dem Zitherspiel begonnen.

    Zwei graue Herren, die (von links Karl Jordan, Andreas Werner) im Stück Striptease höchst unterschiedlich mit ihrer Freiheit umgingen.
    Zwei graue Herren, die (von links Karl Jordan, Andreas Werner) im Stück Striptease höchst unterschiedlich mit ihrer Freiheit umgingen. Foto: Till Hofmann

    Der Lehrer sei zu ihm nach Hause gekommen, auf dem Dorf sei das üblich gewesen, erklärt Wörner im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Kauf der Zither musste sich Wörner mit seinem Taschengeld beteiligen, das hatte der Vater so festgelegt. Wie gut der Bub von damals geübt hatte, war 40 Jahre später im Wettenhauser Klostergarten zu hören. Der Weihbischof engagierte spontan Lea Maria Löffler mit ihrer Harfe als Begleitung und zeigte mit einem Ländler sein Können. Viel Applaus und die geforderte Zugabe gab es auch.

    Die Priorin des Klosters Wettenhausen sagt: "Es hat allen gut getan"

    Ebenfalls eine Doppelfunktion hatte beim Festival auch Elias Smalko. Der junge ehemalige Thomasianer rockte am Samstagabend mit Keyboard und Backgroundgesang die Bühne, am Sonntag hatte der Burgauer als Ministrant Dienst mit dem Weihrauchfass und packte beim Abbau mit an. Smalko findet: „Obwohl alles so kurzfristig lief, kam so eine Vielfalt zusammen. Theater, Rock, Pop, Messe, Blasmusik. Das spricht viele Altersklassen an. Und gerade jetzt während Corona war das Wochenende ein Aha-Erlebnis. Alle sind doch ausgehungert.“

    Am Donnerstag beim Aufbauen, am Samstag beim Konzert und am Sonntag beim Gottesdienst waren Sandra Müller und Markus Frick aus Waldstetten dabei. Sie sind sich einig: „Das ist total krass, in welch kurzer Zeit Künstler und freiwillige Helfer gefunden worden sind. Die Kulisse im Klostergarten ist ein Traum mit der Kirche und den Apfelbäumen. Die Stimmung ist trotz Corona großartig und alle halten sich an die Regeln. Super fanden wir, dass die Klosterschwestern immer dabei waren.“ Priorin Schwester Amanda gehörte auch zu denen, die sich über das Festival gefreut haben: „Es hat allen gut getan.“

    Ein Stück gegen Totalitarismus

    „Come ToGZer“ hieß es auch schon die Tage zuvor: Am Freitag ging es, wenn man so will, um nichts weniger als um Krieg und Frieden – und um die Freiheit. Die neue Bühne Ichenhausen zeigte den grotesk-absurden Einakter des polnischen Dramatikers Slawomir Mrozek. Zwei Herren (Karl Jordan, Andreas Werner) – durch eine unheimliche Macht in einen Raum geworfen – sind sich äußerlich zwar ähnlich. Doch ihre Haltung zur Freiheit und damit auch der Umgang mit dieser offenbar bedrohlichen Situation – ist eine völlig andere. Was ist besser? Gegen die Macht aufbegehren oder sich (scheinbar) eine innere Freiheit mit kleinen Fluchten bewahren?

    Das Stück wendet sich gegen Totalitarismus, erhält aber in Corona-Zeiten eine andere, aktuelle Färbung. Im Anschluss daran sangen das Paar Mark Poppe und Monika Reichelsdorfer 13 ihrer Lieblingslieder – von Stings „Fields of gold“ über Leonhard Cohens „Dance me to the end of love“ bis hin zu Aretha Frankling mit „Say a little prayer“. Aber auch vier Eigenschöpfungen waren darunter, meist eher leise, manchmal laut gesungen, und immer zum Nachdenken anregend – was für die Auswahl der Stücke spricht. Und trotz der Beschwernisse durch das Coronavirus erinnerte Poppe an das wohl wertvollste Gut überhaupt, das in vielen Teilen der Welt bedroht sei: der Frieden.

    Das Kloster Wettenhausen diente drei Tage lang als prächtige Kulisse für das Landkreis-Kulturfestival „Come ToGZer“.
    Das Kloster Wettenhausen diente drei Tage lang als prächtige Kulisse für das Landkreis-Kulturfestival „Come ToGZer“. Foto: Till Hofmann

    Am Samstag präsentierten sich elf Einzelkünstler – fast alle aus der Region – auf der Bühne vor der Kulisse des Klosters knapp drei Stunden lang den rund 200 Gästen. Zu den Premieren des Abends gehörte Daniel Tomann-Eickhoff, Flötist des NDR Elbphilharmonie Orchesters, der als besonderer musikalischer Gast nach Wettenhausen gekommen war, um mit Mitorganisator Hermann Skibbe einen gemeinsamen Song erstmals auf der Bühne vor Publikum zu spielen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Till Hofmann:

    Erbauer sind gefragt - gerade auch in der Kultur

    Einen weiteren Bericht über das Festival finden Sie hier:

    Flötentöne zum Abrocken beim Landkreis-Kulturfestival in Wettenhausen

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