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Dürrlauingen: Was Auszubildende zur Förderungswerk-Krise sagen

Dürrlauingen

Was Auszubildende zur Förderungswerk-Krise sagen

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    Ein Dorf im Dorf, aber doch integriert: das Förderungswerk St. Nikolaus in Dürrlauingen und ein Teil des Ortes aus der Luft betrachtet.
    Ein Dorf im Dorf, aber doch integriert: das Förderungswerk St. Nikolaus in Dürrlauingen und ein Teil des Ortes aus der Luft betrachtet. Foto: Winfried Karg/KJF (Archiv)

    Das Förderungswerk St. Nikolaus in Dürrlauingen musste Arbeitsplätze abbauen, die Wäscherei muss fremdvergeben oder geschlossen werden, die Zahl der besetzten Ausbildungsstellen sinkt – kurzum: Es gibt massive Schwierigkeiten in der Einrichtung. Doch wie sehen die jungen Leute, die hier ihre Ausbildung machen und wohnen, die Situation?

    Der 20-jährige Julian ist der Vorsitzende der Teilnehmervertretung. Er ist seit September 2012 in Dürrlauingen, steckt gerade in den Prüfungen und wird im März eine Arbeitsstelle in seiner Heimatregion Nürnberg in einer Landschaftsgärtnerei antreten. Sein Nachname soll hier nicht geschrieben werden, damit er nicht im Internet gefunden werden kann. Er sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Nachricht zur Wäscherei die jungen Leute in der Einrichtung sehr schockiert habe.

    Nicht nur, weil sich viele fragten, wer jetzt die Wäsche wasche, sondern vor allem, weil man sich eben kennt auf dem Gelände – und weil die Sorge umgeht, ob der eigene Ausbildungsbereich auch von so gravierenden Veränderungen betroffen sein könnte. Aber in anderen Sparten „läuft’s ja“. Es seien Gerüchte im Umlauf, die Teilnehmervertretung erkläre viel und versuche, sie zu entkräften. Aber nicht jede Information, die er von der Einrichtungsleitung bekommt, könne er weitergeben. Das Gremium fühle sich jedenfalls gut informiert, es gebe regelmäßigen Austausch.

    Werkstatt-Zusammenlegung wird nicht als Problem gesehen

    Die sinkenden Ausbildungszahlen zeigten sich mitunter auch im Wohnbereich, sagt Julian, „die Gruppen sind leerer geworden“. Es gebe Fluktuationen, aber bei den Gruppenleitern gebe es keine Veränderungen, sie blieben feste Ansprechpartner. Zwar gibt es Schwierigkeiten, im Wohnbereich Stellen zu besetzen, das führe aber nicht zur knapperen Besetzung, betont Verwaltungsleiter Alfred Just.

    Sonst sei die Aufsichtspflicht nicht gewährleistet. Stattdessen werde nicht alles an Aktivitäten angeboten, was eigentlich wünschenswert sei. Und im Falle Langzeitkranker müssten Gruppen geteilt werden. Dass wegen weniger Personals Werkstätten zusammengelegt werden mussten, empfinden die Auszubildenden Julian zufolge übrigens nicht als Nachteil, die Betreuung funktioniere.

    Jugendliche sind Teil der Gesellschaft in der Region

    Untereinander werde viel über die Situation gesprochen, erzählt er. Von den Leuten im Dorf seien sie aber noch nicht darauf angesprochen worden. Hingegen sagt Stefan Görge, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung, dass er schon erlebt hat, dass sich Kunden im Supermarkt darüber unterhalten haben – und auch über Dinge, die so nicht stimmten. Generell gebe es natürlich einen Austausch mit der Bevölkerung alleine dadurch, dass viele der Beschäftigten im Ort leben. Das Förderungswerk ist auch „kein Dorf im Dorf“, wie es Raphael Doderer, Leiter der Stabsstelle Marketing und Kommunikation des Trägers Katholische Jugendfürsorge, formuliert. Zudem leben Jugendliche auch in Außenwohngruppen, sie sind Teil der Gesellschaft in der Region und beispielsweise bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, worauf sie auch sehr stolz seien.

    Julian schätzt das, was in Dürrlauingen geboten wird, sehr. Denn er hat sich auch schon mit Jugendlichen unterhalten, die ihre Ausbildung in einem „normalen“ Betrieb machen. Dort könne beispielsweise die Prüfungsvorbereitung nicht so gewährleistet werden wie im Förderungswerk, es gebe weniger Pausen und mehr Druck, dort wünschten sich viele mehr Unterstützung. Auch durch Praktika würden die jungen Leute in der Einrichtung auf den Berufsalltag vorbereitet. Man tue sich im Förderungswerk leichter – was nicht bedeute, dass hier von einem nicht auch viel verlangt werde. Aber man gehe eben individueller auf die Auszubildenden ein.

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