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Waldschäden: Borkenkäfer wird mit der Hitze zur ernsten Gefahr

Waldschäden

Borkenkäfer wird mit der Hitze zur ernsten Gefahr

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    Forstrevierleiter Hubert Bonath markiert in einem Privatwald nahe Schnuttenbach die untersuchten Bäume. Diese Fichte muss schnell gefällt und entfernt werden.
    Forstrevierleiter Hubert Bonath markiert in einem Privatwald nahe Schnuttenbach die untersuchten Bäume. Diese Fichte muss schnell gefällt und entfernt werden.

    Harzspuren, braunes Rindenmehl, abfallende Rindenstücke und dürre Baumgruppen – was zunächst harmlos klingt, kann für Waldbesitzer diesen Sommer vor allem im nördlichen Landkreis Günzburg verheerend werden. Der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, die in jedem Fichtenwald heimisch ist, verbreitet sich rasant. Und je heißer und trockener der Sommer bleibt, desto schlimmer wird es.

    Wenn ein Baum befallen ist, können bis zu 50.000 neue Käfer schlüpfen

    Forstdirektor Peter Birkholz, Bereichsleiter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), und Forstrevierleiter Hubert Bonath, stehen in einem Privatwald nahe Schnuttenbach und malen ein düsteres Szenario. „Jetzt kann noch etwas unternommen werden“, sagt Birkholz und erklärt, warum die Zeit so drängt.

    Es sind vor allem die von der Sturmnacht Ende Juni 2012 betroffenen Waldgebiete, die den Forstexperten Sorgen machen. Allein in den Privatwäldern nahe Offingen wurden über 2000 Festmeter Einschlag nach dem Sturm entfernt. Viele Fichten sind jedoch noch geschwächt, die Wasseraufnahme über die Wurzeln ist reduziert und der Baum dadurch weniger widerstandsfähig. „Das nasse und kalte Frühjahr war eine Freude für den Wald, weil die Ausbreitung der Schädlinge dadurch verhindert wurde“, so Birkholz. Doch jetzt schlägt die Natur mit voller Wucht zurück. Die Borkenkäfer finden nun beste Bedingungen vor, um sich zu vermehren. „Wenn ein Baum komplett von Käfern befallen ist, können bis zu 50000 neue Käfer schlüpfen“, rechnet Hubert Bonath vor. Wenn diese Käfer sich innerhalb von sechs bis zehn Wochen wieder fortpflanzen – das ist in diesem Jahr dreimal zu erwarten – wachsen die Populationen exponentiell. So kommt es auch, dass derzeit in einem Privatwald nahe Kleinkötz 65 Bäume auf engem Raum betroffen sind.

    Mit Spraydose bewaffnet kontrolliert der Forstrevierleiter seit Wochen die Fichtenbestände und markiert betroffene Bäume. Sind erste Anzeichen wie Harzspuren am Stamm zu erkennen, was auf einen versuchten Befall schließen lässt, wird der Stamm mit einem Fragezeichen markiert. Ein Kreis mit Datum weist auf den Tag der Kontrolle hin. Ein Punkt ist jedoch das Todesurteil:

    Revierleiter Hubert Bonath meldete im konkreten Fall dem Waldbesitzer umgehend den Befall. Dieser hat laut Landesverordnung zur Bekämpfung schädlicher Insekten geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Kann er die befallenen Bäume nicht selbst entfernen, muss er jemanden beauftragen, der dies übernimmt. „Die Fortbetriebsgemeinschaft ist ein verlässlicher Partner. Sie organisiert schnellstmöglich die Aufarbeitung der Käfernester und vermarktet den Einschlag“, weiß Bonath aus Erfahrung.

    Reagiert der Waldbesitzer schnell, hält sich der Wertverlust laut Birkholz in Grenzen: „Zehn Prozent des Holzpreises wird bei Käferbefall üblicherweise abgezogen.“ Nach Abzug der Vergabekosten bleibt noch ein Ertrag.

    Anders verhält es sich jedoch, wenn der Waldbesitzer nichts unternimmt. Dann kann aus dem Einzelbefall ein Flächenbrand werden. „Da ist es mit der Freiwilligkeit schnell vorbei“, sagt der Forstdirektor und verweist auf das bayerische Waldgesetz: „Der Wald ist vor Schäden zu bewahren.“ Das AELF setzt eine angemessene Frist, die je nach Entwicklungsstadium des Käfers auch recht kurz sein kann. Ist gar der Bestand im Nachbarwald gefährdet, ordnet das Amt nach Ablauf der Frist eine „Ersatzmaßnahme“ an. Die Aufarbeitung des Befalls wird organisiert und ohne Holzvermarktung in Rechnung gestellt. „Das kann teuer werden, dazu kommt es aber nur selten“, weiß Birkholz aus der Praxis, denn letztlich siegt doch die Vernunft.

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