Es sind Szenen, die sich niemand vorstellen möchte. Sekunden und Minuten, die wie in Zeitlupe ablaufen. Ein vierjähriger Bub ist in Burgau am Samstagnachmittag in die Mindel gestürzt und untergegangen. Die Mutter muste alles mitansehen. Ein dramatischer Einsatz, der am Ende zwei Helden hervorbrachte.
Die Mutter des Vierjährigen verlor ihren Sohn am Samstag für einen kurzen Moment aus den Augen. Der Bub stürzte dann ohne Fremdeinwirkung in die Mindel und wurde flussabwärts getrieben. Zwei Zeugen konnten den Vorfall beobachten, verloren jedoch den Jungen nach kurzer Zeit wieder aus den Augen, da dieser unterging und schnell abtrieb. Dies hat mit dem Umstand zu tun, dass die Mindel aktuell aufgrund der Regenfälle der vergangenen Tage mehr Wasser als üblich führt.
Feuerwehr Burgau hat zwei Einsätze zur selben Zeit
Die Freiwillige Feuerwehr befand sich zu dieser Zeit auf der Anfahrt zu einem Verkehrsunfall auf die Autobahn 8. Dort war um 13.35 Uhr ein Unfall mit mehreren Fahrzeugen und einer eingeklemmten Person gemeldet worden. Keine leichte Aufgabe für den 1. Kommandanten der Feuerwehr Burgau, Hans-Peter Merz, der schnell handeln musste. Er lies über die Leitstelle die Sirene in Burgau auslösen. Einige Fahrzeuge, die bereits in Richtung Autobahn unterwegs waren, drehten ab und eilten zur Mindel in Burgau, um den Jungen zu retten. Ein Fahrzeug mit Boot fuhr vom Gerätehaus aus los.
Etwa 30 Meter flussabwärts der Unglücksstelle in Burgau befindet sich ein Wasserkraftwerk. Der sich zufällig vor Ort befindliche Betreiber des Kraftwerkes war gerade dabei, mit dem Wasserrechen, der motorisch betrieben ist, Treibgut zu entfernen. Dabei entdeckte der Mann, der von dem verunglückten Kind zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste, neben anderen Unrat auch zwei kleine Kinderschuhe.
64-Jähriger beginnt in Burgau mit Wiederbelebungsmaßnahmen
Er dachte sich aber nichts dabei, da oft verschiedenste Dinge im Rechen landen. In einem weiteren Schritt fuhr der Betreiber anschließend den hydraulischen Greifarm des Wasserrechens aus der Mindel nach oben. Hierbei kam plötzlich der bereits leblose Vierjährige zum Vorschein. Der Betreiber des Kraftwerkes und sein Angestellter zogen den Jungen sofort aus dem Wasser. Der 64-jährige Angestellte des Kraftwerksbetreibers begann unverzüglich mit den Wiederbelebungsmaßnahmen, während der Kraftwerksbetreiber einen Notruf absetzte.
Nach einigen Minuten erlangte das Kind allmählich wieder das Bewusstsein. Ein hinzugerufener Rettungshubschrauber brachte den Jungen in die Kinderklinik nach Augsburg. Nach derzeitigem Ermittlungsstand der Polizei schwebt der Junge nicht mehr in Lebensgefahr.
Der Vierjährige verdankt sein Leben allein dem beherzten Eingreifen der beiden Ersthelfer vom Wasserkraftwerk. Auch der Rettungsdienst war im Einsatz. Da der Bub bereits gerettet war, kümmerte sich die Feuerwehr um die Landung des Rettungshubschraubers. Erschwerend für die Burgauer Wehr war zudem, dass der Voraus-Rüstwagen zusammen mit dem Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwache 2 aus Großanhausen sich bei einem Fahrsicherheitstraining befand.