Eigentlich hätten die Günzburger Handballer dieses Aufsteiger-Duell der Dritten Liga gewinnen müssen. Ihr Saisonstart wäre dann nicht nur gefühlt beachtlich, sondern messbar großartig gewesen. Letztlich blieben aber nur lobende Worte für einen unheimlich tollen Kampf über 55 Minuten. Die Partie bei der SG Pforzheim/Eutingen endete entschieden zu deutlich 22:27 (15:15). Und die Günzburger kehrten in der Nacht zum Sonntag nicht nur mit leeren Händen, sondern auch mit großen Sorgen in ihre bayerisch-schwäbische Heimat zurück. Die Verletzung ihres Torwarts Patrick Rösch und die damit einhergehenden Ereignisse hinterlassen jedenfalls einen faden Nachgeschmack zum ansonsten handballerisch zwar nicht hochwertigen, aber fairen Spiel.
Die beiden Spieler stießen unglücklich zusammen
Es geschah wenige Minuten nach anpfiff zur zweiten Halbzeit. Ein Pforzheimer Spieler sprang zwischen den Abwehrreihen der Weinroten hindurch und warf den Ball Richtung Tor. Rösch hielt. Allerdings stießen die beiden Spieler bei dieser Aktion unglücklich zusammen. Rösch blieb am Boden liegen. Zunächst eilte VfL-Physio Hans-Peter Beer, sehr bald jedoch auch die anwesenden Sanitäter zum Torwart und behandelten ihn am Spielfeldrand.
Schnell stand der Besorgnis erregende Verdacht einer Wirbelsäulenverletzung im Raum. Dem Hinzuziehen eines Notarztes und dem schnellstmöglichen Transport des Spielers in ein Krankenhaus musste deshalb nach allgemeiner Einschätzung höchste Priorität eingeräumt, das Sportliche dagegen in den Hintergrund gerückt werden.
Vorläufige Diagnose am Sonntagmittag
Das in der dritten Liga durch Externe besetzte Kampfgericht jedoch urteilte anders. Es verwehrte Beer die Möglichkeit, für einen Rettungseinsatz das Spiel zu unterbrechen. Nach den Richtlinien des Deutschen Handball-Bundes (DHB) war das sogar die richtige Entscheidung. Denn der Physio war lediglich an der vierten Stelle auf der Günzburger Bank.
Die formell dazu berechtigte Person wäre die mit dem „A“ um die Brust. Letztlich kassierte Beer für sein Engagement die Gelbe Karte – doch Rösch kam wenigstens noch ins Spital. Am Sonntagmittag gab es eine vorläufige Diagnose. Zwar sind einige Wirbel arg lädiert, viele geprellt, aber glücklicherweise ist keiner gebrochen. Eine abschließende Untersuchung von Rösch lag bei Redaktionsschluss zwar noch nicht vor, jedoch lassen die bisherigen Untersuchungsergebnisse auf eine weniger schwerwiegende Verletzung hoffen.
Viel Kampf und überdurchschnittlich arbeitende Abwehr
Sportlich war das Spiel geprägt von viel Kampf und überdurchschnittlich arbeitenden Abwehrreihen. Beide Teams wollten das Spiel über die Defensive gewinnen. Das etwas bessere Konzept hatten vor 350 Zuschauern in der Bertha-Benz-Sporthalle über weite Strecken die Gäste. Günzburg führte mit bis zu drei Toren Vorsprung, Pfozheim/Eutingen kämpfte sich immer wieder heran. Nach dem Seitenwechsel legte erneut Günzburg vor. Das 19:17 (37.) sah gut aus. Auch nach der Verletzung ihres Torwarts ging es zunächst viel versprechend weiter für die Günzburger um ihren besten Abwehrspieler an diesem Tag, Julian Ruckdäschel. Beim 21:20 (46.) gelang noch einmal ein Führungstreffer.
Danach ging, fast ujnerklärlich, nichts mehr. Teils vernagelte der ehemalige Erstliga-Torhüter Bastian Rutschmann seinen Kasten, teils vergaben die Günzburger reihenweise freie Würfe. Dann netzte Tim Ganz zur Zwei-Tore-Führung für die SG ein (55.), der VfL kassierte zwei Zeitstrafen und die immer fairen Gastgeber zogen davon.
Aus Sicht von VfL-Coach Gábor Czakó ließen lediglich die letzten fünf Minuten der Partie Raum für Kritik – allerdings lediglich an der Kopflosigkeit und nicht am Willen der Spieler. (zg)
SG Pforzheim/Eutingen Rutschmann, Studentkowski; Seifried, Reisinger, Wohlfarth, Schöttle, Mönch (2), Broschwitz (5/2), Kirchenbauer, Schlögl (3), Catak, Lupus (2), Ganz (6), Süsser (5), Buck (4), Kusch
VfL Günzburg Bieber, Rösch; Kaulitz, Pfetsch, Kunst (6/1), M. Jahn (1), S. Jahn, Buck (3), Grabher, Tóth (1), Meye (1), Ruckdäschel, Jensen (3), Pauli (6), Köppel, Jäger (1)
Schiedsrichter Franz/Wießmeyer
Zuschauer 350
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