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Verkehr: Günzburg-Mindelheim: Besserer Takt auf Mittelschwabenbahn hat nur "geringe Priorität"

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Günzburg-Mindelheim: Besserer Takt auf Mittelschwabenbahn hat nur "geringe Priorität"

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    Nur wenige Züge sind auf der Mittelschwabenbahn unterwegs.
    Nur wenige Züge sind auf der Mittelschwabenbahn unterwegs. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Der Bayern-Takt im Schienenverkehr ist das große Mobilitätsversprechen für die Menschen im ganzen Land. Seit fast 25 Jahren scheitern unterschiedliche CSU-geführte Landesregierungen daran, das Versprechen einer mindestens stündlichen Bahnverbindung von frühmorgens bis spätabends für alle bayerischen Bahnhöfe einzulösen, finden die Grünen. Eine aktuelle Anfrage des verkehrspolitischen Sprechers der Landtags-Grünen, Markus Büchler, listet 39 Bahnverbindungen auf, für die es bis heute keine verbindlichen Termine zur Umsetzung des Bayern-Takts und Schließung der teils erheblichen Taktlücken gibt. „Was mich ärgert: Am Geld liegt’s nicht“, stellt Büchler mit Blick auf bald knapp eine Milliarde Euro Haushaltsresten im Bereich der für die Bestellung zusätzlicher Züge nutzbaren Regionalisierungsmittel fest. Besonders betroffen sei die Mittelschwabenbahn.

    Er fordert mehr Anstrengungen insbesondere von Bayerns CSU-Verkehrsministerin Kerstin Schreyer, die für die Bestellung der Züge des Nahverkehrs in Bayern zuständig ist. Besonders kritisch sieht Büchler die vom Verkehrsministerium getroffene Einstufung von 25 der 39 noch nicht eingetakteten Streckenabschnitten als „wenig prioritär“. Konsequenz: Hier blieben viele Menschen auf sehr lange Sicht von einem attraktiven Schienenverkehrsangebot abgehängt. „Für sie heißt das Bahn-Frust statt Bayern-Takt.“

    Oft gibt es auf der Mittelschwabenbahn nur einen Zweistundentakt - wenn überhaupt

    Betroffen ist auch die Strecke Günzburg–Krumbach–Mindelheim, die Mittelschwabenbahn. Sie wird in der Antwort der Staatsregierung auf die Grünen-Anfrage in der Rubrik „Strecken ohne stündliches Grundangebot und ohne derzeit konkreten Termin für Fahrplanverbesserungen“ geführt. Zwischen Günzburg und Krumbach gebe es an Samstagen und Sonntagen nur einen Zweistundentakt, zwischen Krumbach und Mindelheim generell meist nur einen Zweistundentakt und Angebotslücken in Tagesrandlagen. Was eine Verbesserung angeht, wird der Stecke nur eine „geringe Priorität“ zugesprochen.

    „Die Hoffnungen der Menschen in unserer Region auf eine bessere, weil regelmäßige und verlässliche Anbindung durch die Mittelschwabenbahn, sind damit vorerst zerschlagen“, stellt Abgeordneter Max Deisenhofer fest. „Als Grüne-Landtagsfraktion werden wir weiter darauf drängen, dass die CSU-FW-Regierung ihr Bayern-Takt-Versprechen auch bei uns einlöst.“ Zugleich fordert Deisenhofer die politischen Entscheidungsträger aus der Region auf, „sich unabhängig von der Parteizugehörigkeit für eine zügige Eintaktung der Strecke Günzburg–Krumbach–Mindelheim in den Bayern-Takt einzusetzen. Und zwar spätestens dann, wenn auf der Strecke Augsburg–Ulm der Halbstundentakt kommt und die Elektrifizierung München–Memmingen–Lindau abgeschlossen ist.“

    Die Landtags-Grünen forderten für den gesamten öffentlichen Personenverkehr in Bayern seit Jahren eine Mobilitätsgarantie. Alle Orte im Land sollen werktags von 5 Uhr früh bis Mitternacht mindestens stündlich angebunden sein. Ein verbindlicher Stundentakt auf der Schiene sei als Rückgrat eines attraktiven und flächendeckenden ÖPNV unabdingbar.

    Eisenbahngesellschaft: Fahrgastnachfrage ist zu gering

    Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die für die Bestellung der Nahverkehrs-Leistungen im Freistaat zuständig ist – das Ministerium selbst lässt die Anfrage unbeantwortet –, dass die Hauptursache für die Einstufung der Mittelschwabenbahn die geringe Fahrgastnachfrage sei. Sie liege im Nordabschnitt zwischen Günzburg und Krumbach bei gut 600 Reisenden-Kilometern pro Kilometer Streckenlänge und im Südabschnitt zwischen Krumbach und Mindelheim bei unter 300 – die Daten wurden 2019 montags bis freitags an Schultagen erhoben.

    „Die geringe Siedlungsdichte im Bereich der Mittelschwabenbahn lässt auch bei einer Taktverdichtung nur vergleichsweise geringe Nachfragesteigerungen erwarten.“ Langfristiges Ziel der Staatsregierung bleibe es jedoch, in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln auf allen Strecken ein stündliches Grundangebot von 5 bis 23 Uhr herzustellen, samstags ab 6 und sonntags ab 7 Uhr.

    Von anderen Projekten sollen auch Fahrgäste der Mittelschwabenbahn profitieren

    Die Mittelschwabenbahn profitiere innerhalb des kommenden Jahres gleichwohl von verschiedenen Verbesserungen. So würden im Zuge des Wettbewerbsprojektes „Dieselnetz Ulm“ bis zum Frühjahr alle Fahrzeuge einem Re-Design unterzogen und erhielten vergrößerte Mehrzweckbereiche, eine elektronische Fahrgastinformation und eine optische Auffrischung.

    Erste erneuerte Fahrzeuge seien bereits im Einsatz. Ab Dezember 2021 werde das Angebot auf der Strecke München–Mindelheim– Memmingen–Lindau verbessert. Die Fahrgäste der Mittelschwabenbahn erhielten dadurch Anschlüsse in Mindelheim mit kürzeren Reisezeiten nach München und neue Direktverbindungen von Mindelheim über Memmingen nach Lindau.

    Was sagt Günzburg Landrat und Ex-Verkehrsminister Hans Reichhart?

    Stellt sich die Frage, warum Hans Reichhart (CSU), heute Günzburger Landrat, sich in seiner vorherigen Funktion als Bayerischer Verkehrsminister nicht für seine „Heimatstrecke“ stark gemacht hat. Auf Anfrage erklärt er: „Die Entscheidung zu den Kriterien erfolgte bereits im September 2018 und damit noch vor meinem Antritt als Minister im November 2018. Die Entscheidungen über Prioritäten wurden auf einer objektiven Grundlage getroffen, gerade um alle Regionen Bayerns gleich zu behandeln.“

    Sobald der Bayerische Landtag Mittel zur Verfügung stellt, werde auch auf der Mittelschwabenbahn ein Stundentakt eingerichtet, was bedeute, dass Züge immer zur gleichen Zeit fahren würden. Gleichzeitig bedeute dies aber auch, dass dann in keinem Fall mehr auf den Unterrichtsbeginn an Schulen Rücksicht genommen werden könne. Die Strecke stehe immer im Fokus, was auch die Verbesserungen beispielsweise im Bereich der Fahrgastinformation zeigten. „Zudem wurde ein deutlicher Ausbau des Nahverkehrs für die Ausbauplanung der Bahnstrecke Augsburg–Ulm in meiner Amtszeit angemeldet, die sich auch auf die Mittelschwabenbahn auswirken wird“, betont Reichhart. (mit zg)

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