Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Verkehr: B16: Gegenwind aus dem Kammeltal

Verkehr

B16: Gegenwind aus dem Kammeltal

    • |
    Sie sprachen bei einer Infoveranstaltung des Bund Naturschutz in Ettenbeuren über die geplante B16-Umfahrung: Ortssprecher Hubert Krimbacher (links), Gernot Hartwig, Verkehrsexperte der Umweltorganisation (Buttenwiesen) und Günter Jost vom Bündnis Mensch und Natur (rechts).
    Sie sprachen bei einer Infoveranstaltung des Bund Naturschutz in Ettenbeuren über die geplante B16-Umfahrung: Ortssprecher Hubert Krimbacher (links), Gernot Hartwig, Verkehrsexperte der Umweltorganisation (Buttenwiesen) und Günter Jost vom Bündnis Mensch und Natur (rechts). Foto: Wolfgang Kahler

    Das Straßenbauprojekt B16-Umgehung von Ichenhausen bekommt massiven Gegenwind aus dem Kammeltal. Auf einer Infoveranstaltung des Bund Naturschutz wurden Befürchtungen über die Zerstörung intakter Natur und einer erheblichen Zunahme des Verkehrs laut. Änderungen an den Planungen seien aber nur politisch möglich, sagte der Buttenwieser Gemeinderat Gernot Hartwig, Sprecher des Landesarbeitskreises Verkehr in der Umweltorganisation.

    Etwa 70 Besucher der Veranstaltung im Ettenbeurer Gasthaus Schweimeier diskutierten das umstrittene Straßenprojekt intensiv. Die Mehrheit steht dem Neubau der B 16-Ost äußerst kritisch gegenüber. „Der Verkehr muss weniger werden“, meinte Hubert Krimbacher. Der Sprecher der Ortsgruppe des Bund Naturschutz räumte zwar ein: „In Ichenhausen geht’s so nicht weiter.“ Aber so, wie die Umgehung geplant sei, gehe es auch nicht.

    Krimbacher und Gisela Anwander sprachen sich dafür aus, bei der nächsten Sitzung des Gemeinderats im Dezember, bei der dieser sich mit der Umgehung befassen wird, in großer Publikumszahl aufzutreten, um den Bedenken gegen das Projekt Nachdruck zu verleihen.

    Diese kamen reichlich auf der Infoveranstaltung zur Sprache. „Eine erhebliche Zunahme von Lkw im Kammeltal“, befürchtete Hermann Keller, „wenn wir das durchlassen, sind wir selber schuld“, meinte Hermann Böck. Mit „einer total zerstörten Heimat“ rechnete Ingeborg Farion (Ichenhausen), „es gibt nur Verlierer außer den Lkw“. Und sie ergänzte, dass der Landkreis Günzburg bayernweit mit dem Flächenverbrauch ganz vorn liege.

    „Unheimlich viel Lärm“ erwartet Irmgard Erlenmayer, die glaubt, dass die Trasse weiter Richtung Wald und Kammeltal wandern könnte, wenn Landwirte ihre Grundstücke nicht hergeben. Die Belastung durch den Schwerverkehr sei jetzt schon stark gestiegen durch Mautflüchtlinge, fand ein Bürger aus dem Kammeltaler Ortsteil Goldbach.

    Die Referenten Hartwig und Günter Jost vom Bündnis Mensch und Natur (Kötz) befassten sich intensiv mit Verkehrsplanung und deren Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Dass es auch anders gehe, beschrieb Hartwig, seit 22 Jahren parteiloser Gemeinderat in Buttenwiesen (Kreis Dillingen). Mit einem Bürgerentscheid wurde eine Umgehungsstraße für den Ort abgelehnt. Statt mehr Straßenbau, der nicht weniger, sondern mehr Verkehr erzeuge, sollte beispielsweise Car-Sharing und der öffentliche Nahverkehr gestärkt, der Schwerverkehr auf die Schiene verlagert werden.

    „Mit philosophischen Betrachtungen können keine Verkehrsprobleme gelöst werden“, sagte Alfred Sailer, der konkrete Alternativen vermisste. Bündnis-Vertreter Jost sagte, Ichenhausen wurden Vorschläge gemacht, man sei aber abgeblitzt.

    Jeder Bürger sollte „sich auch an die eigene Nase fassen“, meinte ein Kammeltaler, der mit seinem Auto fahre, weil er selbst ein Teil des Ziel- und Quellverkehrs sei. Als unzureichend wurde der mangelhafte Personennahverkehr eingestuft, mit dem aus dem Kammeltal nicht mal Günzburg erreicht werden könne.

    Wenn aus der Bevölkerung kein Druck komme, passiere nichts, meinte Krimbacher, für ihn sei die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans eine „total falsche Verkehrspolitik“.

    Verantwortliche für derlei Planungen wie die Ostumgehung seien laut Referent Hartwig auch einflussreiche Politiker wie der CSU-Landtagsabgeordneten Alfred Sauter. Obwohl dieser hier sehr mächtig im Straßenbau sei, werde er immer wieder gewählt, sagte der Buttenwieser und ergänzte: „Wenn sie nicht anders wählen und nicht aufstehen, kriegen sie die Straße.“ Praxistaugliche Alternativen für die Ichenhauser Umgehung wurden auf der Infoveranstaltung nicht konkretisiert. Es sei schlichtweg Irrsinn, meinte Krimbacher, „wenn wir als Laien dem Staatlichen Bauamt Vorschläge machen sollen“. Er hoffe, dass der Druck auf die Politik höher werde, wenn sich die Gemeinde Kammeltal gegen das Straßenbauprojekt ausspreche, wie es bereits die Nachbarkommunen Kötz, Waldstetten und der Ichenhauser Stadtteil Hochwang getan hätten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden