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Unvergessliche Fußballspiele: Der SV Röfingen als Pokalschreck - bis der FC Augsburg kam

Unvergessliche Fußballspiele

Der SV Röfingen als Pokalschreck - bis der FC Augsburg kam

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    Balthasar Zahler senior war als Zuschauer und Karlheinz Vogg als Spieler dabei, als der SV Röfingen seinen großen Pokal-Auftritt gegen den FC Augsburg hatte. Der Sohn des Vereinswirts, Balthasar Zahler junior, bekam als damals knapp Einjähriger nichts vom Trubel mit – dafür hört er seit nun 34 Jahren alle Legenden und Anekdoten, die sich um das Spiel ranken.
    Balthasar Zahler senior war als Zuschauer und Karlheinz Vogg als Spieler dabei, als der SV Röfingen seinen großen Pokal-Auftritt gegen den FC Augsburg hatte. Der Sohn des Vereinswirts, Balthasar Zahler junior, bekam als damals knapp Einjähriger nichts vom Trubel mit – dafür hört er seit nun 34 Jahren alle Legenden und Anekdoten, die sich um das Spiel ranken. Foto: Ernst Mayer

    Schon der Weg zum größten Spiel der Röfinger Fußball-Geschichte ist Teil der Legende. Die Etappensiege, die der damalige C-Klassist während der Spielzeit 1985/86 im DFB-Pokal sammelte, boten bereits reichlich Stoff für Diskussionen. Zur Belohnung für den Einzug in die siebte Runde auf regionaler Ebene gab’s schließlich den Traumgegner: Am 13. Mai 1986 empfing der SV Röfingen auf dem Waldsportplatz den damaligen Bayernligisten FC Augsburg. Das 0:9 war angesichts des Fünf-Klassen-Unterschieds standesgemäß; keiner der 600 Zuschauer ging enttäuscht nach Hause.

    Die Erinnerungen an damals waren und sind fester Bestandteil unzähliger Stammtischgespräche im örtlichen Vereinslokal Zahler. Im schönsten Raum der Wirtschaft prangt ein Bild an der Wand, das unmittelbar nach der Begegnung geschossen wurde. Für einen kurzen Moment der Sportfreundschaft kamen beide Mannschaften zusammen, um dieses wertvolle Erinnerungsstück zu schaffen.

    Das größte Spiel - aber nicht das größte Erlebnis

    Entsprechend sorgfältig geht Balthasar Zahler senior mit dem Foto um, als er es von der Wand nimmt. Natürlich sei jener Pokal-Auftritt „das größte Spiel von allen“ gewesen, sinniert er. Allerdings, und in solchen Fragen gehen die Erinnerungen von Fußball-Fans prinzipiell eigene Wege: „Für mich persönlich das größte Erlebnis war ein paar Runden davor das Spiel gegen Scheppach.“ Der Nachbar war in jenen Tagen Bezirksligist und weil die Röfinger ein paar Tage vor der Pokal-Partie ein Freundschaftsspiel gegen die zweite

    Dieses Foto von Detlev Böttcher flankierte den Spielbericht der Günzburger Zeitung am 15. Mai 1986.
    Dieses Foto von Detlev Böttcher flankierte den Spielbericht der Günzburger Zeitung am 15. Mai 1986. Foto: Jan Kubica

    Der Spiel-Film selbst gibt, von außen betrachtet, nicht allzu viel her. Das Endergebnis war eindeutig; die Röfinger Taktik bestand in erster Linie darin, den allergrößten Schaden abzuwenden.

    Peter Gistel vergab die dickste Chance

    Das bedeutet freilich nicht, dass damit alles gesagt wäre. Karlheinz Vogg, heute Geschäftsführer der Firma Delta-Möbel, stand als damals 20-Jähriger auf dem Rasen und erinnert sich an die eine dicke Chance, in der Röfingens Bester an diesem Tag den Ehrentreffer hätte machen können, nein, müssen: „Peter Gistel war kurz nach der Halbzeit ganz allein Richtung FCA-Torwart Siegfried Burkhart unterwegs, umkurvte ihn auch, verlor aber dann, als er den Ball eigentlich nur noch ins leere Tor schieben hätte müssen, im entscheidenden Moment die Courage.“

    Auch Armin Veh und Alfons Higl waren dabei

    Das ging nicht nur dem 18-Jährigen so. Vogg gibt wieder, was wohl alle Spieler in Röfinger Farben empfanden: „Allein schon mit dieser Augsburger Mannschaft auf dem Spielfeld zu sein, war das besondere Erlebnis.“ Immerhin spielten in Reihen des FCA spätere Berühmtheiten wie Armin Veh, Alfons Higl und vor allem Karl-Heinz „Kalle“ Riedle. Er allein erzielte vier Treffer. Vogg erinnert sich, dass Röfingens Verteidiger Max Gruber irgendwann staunend flüsterte: „Ich weiß gar nicht, wo der

    Erinnerungen schmecken bittersüß

    Wer den Zeitzeugen von damals genau zuhört, nimmt in ihren Worten freilich auch eine bittere Note wahr. Sie verstärkt den Eindruck süßer Erinnerungen eher, als dass sie ihn schmälern könnte, doch sie ist vorhanden. Einig sind sich die Zeitzeugen in ihrer Ansicht, der Bayernligist habe das Prinzip „Hinfahren – Gewinnen – Heimfahren“ überzogen. Zum Beispiel zogen sich die Augsburger in ihrem Bus um, weil ihnen die Kabinen in Röfingen nicht gut genug erschienen. Dass sie ein noch klareres Resultat verpassten, schob der damalige FCA-Trainer Paul Sauter kurzerhand auf den holprigen Untergrund. Auch das von Vereinswirt Zahler senior angebotene Abendessen verschmähten die Gäste. Vogg merkt dazu an: „Da wäre mehr drin gewesen, aber einige Augsburger trugen ihr Näschen schon ein bisschen hoch.“

    Das spezielle Röfingen-Gefühl

    All die Erzählungen rund um diese Begegnung und viele weitere Spiele begierig aufgesogen hat der Sohn des Vereinswirts, der ebenfalls Balthasar heißt. Spötter könnten anmerken, ihm sei vermutlich gar nichts anderes übrig geblieben. Aber Zahler junior entwickelte auch aus sich heraus schon in jungen Jahren das spezielle Röfingen-Gefühl. „Als Bub war ich immer dabei auf dem Sportplatz, als Zuschauer, auch als Linienrichter – Hauptsache, ich konnte mit“, erzählt er aus Kindertagen. Vom größten Spiel des Vereins hat der heutige Abteilungsleiter der Röfinger Fußballer als damals knapp Einjähriger allerdings „nicht so viel mitgekriegt“, schildert er mit einem Grinsen. Über die aus seiner Warte „super gestalteten“ Jubiläumshefte des SV Röfingen jedoch war er über die Historie des Vereins stets sehr gut informiert. Den Rest besorgte der Vater-Vereinswirt, der beim Sohn auch die Kette der Verbundenheit zum Verein immer stärkte. „Es war nie langweilig“, fasst der Jüngere zusammen und Vogg ergänzt: „Es gab immer Zeiten, in denen man den Verein nicht hängen ließ, sondern Verantwortung übernahm.“

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