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Stichwahl: Martin Brenner löst Konrad Barm in Burgau ab

Stichwahl

Martin Brenner löst Konrad Barm in Burgau ab

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    Martin Brenner, 49, am Sonntagabend. Er tauscht Klassen- und Lehrerzimmer in Augsburg gegen den Chefsessel im Burgauer Rathaus. Konrad Barm reichte es nicht mehr für eine vierte Legislaturperiode als Bürgermeister.
    Martin Brenner, 49, am Sonntagabend. Er tauscht Klassen- und Lehrerzimmer in Augsburg gegen den Chefsessel im Burgauer Rathaus. Konrad Barm reichte es nicht mehr für eine vierte Legislaturperiode als Bürgermeister. Foto: Peter Wieser

    Noch vor 19 Uhr wussten die Burgauer, wer künftig ihr Stadtoberhaupt ist: Martin Brenner (CSU) hat sich überraschend deutlich mit 56,9 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Konrad Barm (Freie Wähler, 43,1 Prozent) durchgesetzt. Eine Glückwunschwelle überrollte den neuen ersten Mann in Burgau. „Das Telefon steht nicht mehr still. Ich weiß schon gar nicht mehr, wer mich als Erster beglückwünscht hat.“ Einer der Anrufer war der Unterlegene, dem schon im Verlauf der Auszählung ziemlich schnell klar war, dass es nicht mehr reichen wird.

    Brenner will jetzt zunächst einmal mit den Mitarbeitern im Rathaus intensive Gespräche führen. „Wir müssen schauen, wie wir die Corona-Krise bewältigen. Da kommt was Großes auf uns zu. Außerdem spricht Brenner von einem anderen Politikstil, den er an den Tag legen wird. „Ich packe Dinge anders an wie Herr Barm. Manchmal bin ich etwas ungeduldig.“

    Vor 14 Tagen lag Barm vorne

    Vor 14 Tagen lag Barm noch mit 39,4 Prozent der Stimmen vorne. Brenner war auf 37,6 Prozent gekommen. 72 Stimmen waren damals der Unterschied. Jetzt sind es 661 Stimmen, die Brenner vorne lag.

    Der CSU-Kandidat bekam Unterstützung, die er selbst nach eigenen Worten nicht erwartet hatte. Sowohl die Burgauer SPD als auch die Grünen empfahlen, für den bisherige Zweiten Bürgermeister zu stimmen. Diese Parteien hatten die beiden anderen Kandidatinnen gestellt, die letztlich nicht in die Stichwahl gekommen sind. Sie wollten ihr Scherflein dazu beitragen, die Ära Barm nach 18 Jahren zu beenden. „Sie sind auf mich zugekommen. Das hat mich sehr überrascht und gefreut“, sagt Brenner.

    Brenner: "Das ist eine knappe Sache"

    Überrascht war der Gymnasiallehrer, der an St. Anna in Augsburg Deutsch, Sport und Ethik unterrichtet, bereits über das Ergebnis vor zwei Wochen. „Das ging knapper aus, als ich gedacht habe.“ Und auch am Sonntag sagte der CSU-Mann kurz vor der Stimmenauszählung: „Das ist eine knappe Sache. Jede Spekulation, jede Prognose erübrigt sich. Wir sind in Ausnahmezeiten, das ist eine Ausnahmewahl.“ Brenner ist mit seiner Familie vor 13 Jahren nach Burgau gezogen, ein Jahr später war er im Stadtrat und sogleich CSU-Fraktionsvorsitzender. In der nächsten Wahlperiode (2014 bis 2020) wurde er zum Vertreter von Konrad Barm.

    Durch die Corona-Pandemie sind die 750 Stichwahlen in Bayern zur reinen Briefwahl geworden. Wahlkampf? Ausgesprochen schwierig sei das gewesen, sagt Barm am Sonntag rückblickend. In der ersten Woche nach dem Wahlgang am 15. März seien von den Freien Wählern nochmals Flyer verteilt worden. „Digital gab’s noch ein bisschen was. Viel konnte man nicht mehr machen.“ Die Ausgangsbeschränkungen seien dann auch bald gekommen.

    Corona erschwert Arbeit und Wahlkampf

    Außerdem sei die anfallende Arbeit im Rathaus durch Corona alles andere als wenig gewesen. Eine von vielen Herausforderungen war der Schutz der eigenen Mitarbeiter. „Wir haben überall Schichtbetrieb eingeführt. Es ist nicht so einfach, wenn man meistens telefonisch Absprachen trifft oder Dinge zu regeln versucht. Das dauert halt ein bisschen länger.“

    Der Verlierer trinkt Wein, der Sieger isst Pizza

    Nicht zu lange durfte es dauern, bis die Briefwahlunterlagen an die fast 7700 Wähler verschickt worden sind. „Das war eine stolze Leistung“, sagt Barm. Erzieherinnen des Kindergartens, die nicht für Notgruppen zuständig waren, halfen beim Versand mit. Jetzt erfüllt den abgewählten Bürgermeister „schon Traurigkeit. Ich habe mir erhofft, dass ich gewinne. Aber: Ich durfte 18 Jahre lang Bürgermeister dieser schönen Stadt sein und habe nicht ganz unmaßgeblich an deren Entwicklung mitgewirkt.“ Mit seiner Frau genehmigte sich der 58-Jährige am späteren Abend noch ein Glas Wein. Wenn alles gesackt ist, wird er sich Gedanken um seine berufliche Zukunft machen.

    Und im Hause Brenner gab es Pizza. Da hat sich der Wahlsieger von seinen zwei Jungs gerne überstimmen lassen. Mit einer Wahlparty wird es dank Corona nichts. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: „Die wird sicher noch nachgeholt werden“, sagt der neue Rathauschef.

    Lesen Sie den Kommentar von Till Hofmann:

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