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Sportgeschichte: Handball-Superteam versetzt Günzburg in einen Freudentaumel

Sportgeschichte

Handball-Superteam versetzt Günzburg in einen Freudentaumel

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    Diese Günzburger Handballmannschaft stieg im Sommer 1980 in die Bundesliga auf. Das Ereignis wurde in der Stadt tagelang ausgiebig gefeiert (knieend von links): Wolfgang Schulz, Charly Schulz, Horst Sapper, Franz Fasold, Uli Fasold. Stehend von links: Trainer Josip Milkovic, Djoko Lavrnic, Horst Ochsenfeld, Rudi Jahn, Bernd Schwarzwälder, Hubert Rieger, Peter Steiner, Jörg Löhr, Masseur James Faltin, Abteilungsleiter Wilfried Läbe.
    Diese Günzburger Handballmannschaft stieg im Sommer 1980 in die Bundesliga auf. Das Ereignis wurde in der Stadt tagelang ausgiebig gefeiert (knieend von links): Wolfgang Schulz, Charly Schulz, Horst Sapper, Franz Fasold, Uli Fasold. Stehend von links: Trainer Josip Milkovic, Djoko Lavrnic, Horst Ochsenfeld, Rudi Jahn, Bernd Schwarzwälder, Hubert Rieger, Peter Steiner, Jörg Löhr, Masseur James Faltin, Abteilungsleiter Wilfried Läbe. Foto: Gerd Horseling

    Eine zünftige Aufstiegsfeier war den Handballern des VfL Günzburg in diesem Frühjahr 2020 nach ihrem hart erkämpften Aufstieg in die dritte Liga nicht vergönnt. Die von der Corona-Pandemie verursachten, besonderen Umstände ließen keine Party zu. Ganz anders erlebten jene strahlenden Günzburger Handball-Helden ihren Triumph, die im Sommer 1980 in die Bundesliga aufsteigen. Fast die ganze Stadt stand damals kopf und verbrachte zusammen mit den Spielern und allen ehrenamtlichen Helfern mehrere Tage im Freudentaumel.

    Die Stadt stiftete Bier und Weißwürste

    Unvergessen bleibt für alle die dabei waren der frühe Sonntagmorgen im Juni 1980, als die Fans des VfL nach einer in der legendären Kneipe Kachelofen durchfeierten Nacht die frischgebackenen Erstligisten bei ihrer Ankunft auf dem überfüllten Bahnhof-Vorplatz hochleben ließen. Die Wasserburger Blaskapelle sorgte für zünftige Stimmung. Die von der Stadt Günzburg gestifteten 600 Liter Freibier, 500 Paar Weißwürste, 500 Brezen und 200 Semmeln fanden reißenden Absatz. Es war ein großartiger Empfang, der bei den Spielern alle Müdigkeit und Anstrengungen vergessen ließ.

    Spieler von damals: Horst Ochsenfeld, Rudi Jahn und Horst Sapper sind regelmäßig auf der Zuschauertribüne in der Rebayhalle zu finden und freuen sich an den heutigen Erfolgen der VfL-Handballer.
    Spieler von damals: Horst Ochsenfeld, Rudi Jahn und Horst Sapper sind regelmäßig auf der Zuschauertribüne in der Rebayhalle zu finden und freuen sich an den heutigen Erfolgen der VfL-Handballer. Foto: Claudia Jahn

    Respekt vor dem Abenteuer Bundesliga war bei manchem Günzburger Akteur damals mit Sicherheit vorhanden. Größer aber war der Wille, die Stadt im schwäbischen Barockwinkel, die auf der großen deutschen Handball-Karte bislang nur Insidern bekannt war, nachhaltig unter den besten deutschen Handball-Adressen zu etablieren.

    Optimistische Prognosen vor dem Erstliga-Start

    Entsprechend klangen die offiziellen Einschätzungen vor dem Saisonstart verhalten optimistisch. Als erklärtes Ziel wurde der Klassenerhalt ausgegeben. Trainer Josip Milkovic prophezeite, dass der VfL in der obersten deutschen Spielklasse überleben wird. Abteilungsleiter Wilfried Läbe stellte einen direkten Abstieg in den Bereich des „eher Unwahrscheinlichen“. Dass am Ende der Premieren-Saison der VfL nicht nur den Klassenerhalt schaffen, sondern sich nach einer überragenden Leistung als Vize-Pokalsieger für die Europapokal-Runde im kommenden Spieljahr qualifizieren würde, stellten sich bestimmt selbst die größten Optimisten in ihren kühnsten Träumen nicht vor.

    Bergläufe und Luxus im Allgäu

    Die frischgebackenen Bundesligisten starteten bestens vorbereitet in die neue Saison. Neben einem ausgefeilten Taktiktraining, hatten sie sich die notwendige Kondition in einem sehr anstrengenden Trainingslager auf dem Allgäuer Berghof erarbeitet. Horst Sapper, der das erste Tor für den VfL in der Bundesliga erzielen durfte, erinnert sich gerne an diese Vorbereitung, an anstrengende Bergläufe verbunden mit dem ungewohnten Luxus, die müden Knochen im Schwimmbad des Hotels entspannen zu können.

    Bei Grün-Weiß Dankersen gewann zuvor niemand

    Die gute Vorbereitung war auch dringend notwendig, denn gleich zu Saisonbeginn wartete mit Grün-Weiß Dankersen einer der härtesten Brocken auf die Bundesliga-Neulinge. Die Handball-Hochburg im westfälischen Minden galt gemeinhin als uneinnehmbare Festung. In der Saison davor war es selbst den besten Mannschaften der Liga nicht gelungen, dort zu gewinnen. „Nur nicht untergehen“ und „so gut wie möglich verkaufen“ – das waren die offiziellen Angaben aus Günzburg für dieses erste Bundesligaspiel. Josip Milkovic, der zusammen mit seinen Spielern den Aufstieg geschafft hatte, verfolgte aber ein anderes Ziel. Er stärkte den Siegeswillen der Seinen mit dem Hinweis, auch Dankersen sei schlagbar. Er wollte mit einer perfekt aufgestellten Abwehr den Gastgeber aus der Reserve locken und so den Verlauf des Spielgeschehens in der Mindener Stadthalle bestimmen.

    Peter Jaschke hält überragend

    Das ist ihm und seinen Handballern um den an diesem Abend überragenden Torhüter Peter Jaschke wahrhaft gelungen. Es dauerte geschlagene zehn Minuten, bis das erste Tor für Dankersen fiel – durch einen verwandelten Siebenmeter. Es sollte auch die einzige Führung für den Gastgeber bleiben.

    Horst Sapper wirft das erste Bundesliga-Tor

    B-Nationalspieler Horst Sapper traf kurz darauf zum 1:1 und läutete in seinem 100. Punktspiel für den VfL Günzburg den Siegeszug des VfL ein. Franz Fasold, Gary Vukoje und Rudi Jahn netzten in der Folge ein ums andere Mal zur völlig überraschenden 8:6-Halbzeitführung ein.

    Horst Sapper (mit Ball) erzielte vor 40 Jahren das erste Bundesligator für den VfL Günzburg.
    Horst Sapper (mit Ball) erzielte vor 40 Jahren das erste Bundesligator für den VfL Günzburg. Foto: Archiv Günzburger Zeitung

    Diesen Vorsprung gaben die Günzburger nicht mehr aus der Hand. Den Gastgebern gelang es in der zweiten Spielhälfte nur zwei Mal, den Anschlusstreffer zu erzielen. Auch eine von Dankersen angesagte Manndeckung konnte Charly Schulz nicht davon abhalten, drei Gegenspieler auszuspielen und das 16:12 für Günzburg zu erzielen. Es folgte ein offener Schlagabtausch, an dessen Ende zwei Tore von Rudi Jahn und eines von Gari Vukoje zum sensationellen 19:16 führten.

    Horst Bredemeier lobt die Günzburger

    Für die Gastgeber kommentierte der mit seinen damals 28 Jahren jüngste Trainer der Bundesliga, Horst Bredemeier, die unerwartete Niederlage. Der spätere Nationaltrainer und Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) sagte in Richtung der Günzburger anerkennend: „Die Gäste waren für einen Neuling erstaunlich clever und werden in der Bundesliga sicher eine ähnlich gute Leistung wie der Vorjahresaufsteiger Essen spielen.“ Er sollte recht behalten, zumal sich im Günzburger Team auch weiter jeder Spieler auf jeden anderen verlassen konnte.

    VfL GünzburgHubert Rieger, Peter Jaschke; Rudi Jahn (5), Gary Vukoje (5/1), Franz Fasold (4), Horst Sapper (2), Djoko Lavrnic (2/2), Charly Schulz (1), Jörg Löhr, Horst Ochsenfeld,

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    Zum Drittliga-Aufstieg des aktuellen Günzburger Handball-Teams

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