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Günzburg: Sinnlose Zerstörung in der Innenstadt

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Sinnlose Zerstörung in der Innenstadt

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    Hier stand für wenige Tage das erste Kunstwerk des diesjährigen Günzburger Skulpturenpfads. Unbekannte haben eine der beiden Figuren von ihrem Sockel gerissen, inzwischen ist auch die zweite Figur abgebaut worden. Die schwere Bank hatten die Randalierer offenbar extra neben das Betonfundament gerückt, um besser an die Figur heranzukommen.
    Hier stand für wenige Tage das erste Kunstwerk des diesjährigen Günzburger Skulpturenpfads. Unbekannte haben eine der beiden Figuren von ihrem Sockel gerissen, inzwischen ist auch die zweite Figur abgebaut worden. Die schwere Bank hatten die Randalierer offenbar extra neben das Betonfundament gerückt, um besser an die Figur heranzukommen. Foto: Rebekka Jakob

    Es könnte so schön sein in Günzburg an diesem Frühlingstag. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, gerade erst hat die Gärtnerei Eber 4000 neue Blumenzwiebeln gespendet, die überall in der Stadt bunte Farbtupfer setzen sollen. Dazwischen stellen Künstler mit schwerem Gerät ihre Skulpturen auf, großformatige Werke, die im Rahmen des dritten

    Sein Sonntagsspaziergang hat Strassner einen gehörigen Schrecken versetzt. „Am Freitag haben wir noch mit dem Bildhauer Johannes Rößle seine beiden Holzfiguren auf den Betonsockel gestellt, den der Bauhof eigens dafür gegossen hat“, erzählt der Kunstexperte. Doch von der Familie aus bunt bemaltem Eichenholz, die von dort aus ins Tal blickte, war nur noch der Vater mit dem Kind auf der Schulter zu sehen. Die Mutter-Figur: verschwunden. Später stellt sich heraus: Schon am Samstag hatte ein Anwohner die Polizei informiert, dass Randalierer die Skulptur aus ihrer Verankerung gerissen hatten, Mitarbeiter des städtischen Bauhofs fanden sie etwa 100 Meter entfernt in einer Wiese und nahmen sie mit. Zum Glück, sagt Strassner. Der Künstler gebe den Wert des Ensembles mit insgesamt 16 000 Euro an – und eine bezahlbare Versicherung für die Skulpturenschau im öffentlichen Raum sei nicht zu bekommen. „Wer weiß, wie wir das hätten finanzieren sollen.“ Zumindest konnte er so dem Künstler, der sich seit Montag wegen einer geplanten Operation im Krankenhaus befindet, diese Sorge nehmen.

    Es ist nicht die einzige Zerstörung, die sich im Laufe der vergangenen, sonnigen Tage in der Innenstadt ereignet hat. Fassungslos schütteln die Stadtgärtner den Kopf, als sie die frisch angepflanzten Narzissen-Rondelle im Hofgarten betrachten: Ganz offensichtlich hat sich in alle drei jemand in die Blumen fallen lassen, die Beete sind in der Mitte niedergedrückt, Blüten liegen herausgerissen am Boden. Zerstörte Blumen, aber auch zerstörte Kunst – damit leben die Günzburger seit Jahren. Vor elf Jahren wurde die Fahnen-Installation Anemos von Rolf Eichelmann und Gabriele Birkner auf der ehemaligen Jugendhaus-Wiese mehrfach das Ziel von unbekannten Tätern, welche die bemalten Stoffbahnen zerfetzt und gestohlen haben. Die Figur des Künstlers Petrus mit dem Titel „Lichte Gespräche“ im

    Ganz bewusst hatten die Verantwortlichen von Off Art unter den 60 Bewerbungen für den Skulpturenpfad 2018 jene 19 Werke ausgewählt, die nicht filigran und damit schwer zu beschädigen sind. Ein riesiger Metalltisch aus Kortenstahl zum Beispiel, den Mitarbeiter des Bauhofs gerade auf der Wiese direkt neben den „Lichten Gesprächen“ platzieren. Oder einen schweren Frauentorso aus Stein, der neben einen der Pavillons gebettet wird.

    Vom Hofgarten über den Turniergarten und den barrierefrei gestalteten Weg hinunter zur Ichenhauser Straße bis vor das Amtsgericht wird sich der Skulpturenpfad auf einem Rundweg ziehen. Tag für Tag werden nun bis zur Eröffnung am 3. Mai neue Werke dazu kommen. Direkt vor dem Gericht werden zehn Säulen aufgestellt, gestaltet von Off-Art-Mitgliedern, die dort die Geschichte Günzburgs von den Römern bis heute erzählen. Nur ein Werk wird nicht dabei sein: Johannes Rößles Familie kommt ins Forum am Hofgarten, sagt Ralf Strassner. Die „Mutter“ hat zwar nur ein paar kleinere Schrammen abbekommen, ein weiteres Mal will der Vereinsvorsitzende das Holz-Kunstwerk aber nicht draußen aufstellen.

    Für Oberbürgermeister Gerhard Jauernig steht fest: „Für Gewalt gibt es bei uns keine Toleranz.“ Die Stadt will Anzeige gegen die unbekannten Täter erstatten. Aktionen wie der nunmehr dritte Skulpturenpfad, aber auch die liebevolle Bepflanzung durch die Stadtgärtner, sollen aus seiner Sicht die Aufenthaltsqualität in der Stadt erhöhen. „Es ist einfach ärgerlich und nicht zu akzeptieren, dass Menschen in blinder Zerstörungswut etwas Schönes kaputt machen.“

    Um Taten wie diese in Zukunft zu vermeiden, wünscht sich Jauernig die Zusammenarbeit der Günzburger. „Wir müssen einfach alle miteinander auf unser Städtle aufpassen.“ Dazu gehöre Zivilcourage jedes Einzelnen, aber auch die Präsenz der Polizei. Die Stadt Günzburg selbst hat übrigens in ihrer Anlagensatzung klar geregelt, wie man sich beispielsweise in den städtischen Grünanlagen verhalten soll und wie lange man sich dort aufhalten darf. „Für die Einhaltung dieser Regelung ist dann die Polizei zuständig.“

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