Günzburg Der Schock sitzt tief: Im Dachauer Amtsgericht soll am Mittwochnachmittag ein 54-jähriger Angeklagter einen Staatsanwalt erschossen haben. Als das Urteil verkündet wurde – der angeklagte Unternehmer sollte ein Jahr auf Bewährung ins Gefängnis – schoss der Mann offenbar um sich. Dabei verfehlte er den Dachauer Richter, verletzte den 31-jährigen Staatsanwalt mit drei Schüssen aber so schwer, dass der Mann eine Stunde später im Krankenhaus starb.
Der Vorfall hat auch bei den Juristen in Günzburg für Entsetzen gesorgt. Der Direktor des Günzburger Amtsgerichts, Klaus-Jochen Weigand, sagte gestern auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Kollegen hier haben sehr betroffen reagiert.“ Im Amtsgericht in Günzburg wurden die Sicherheitskontrollen jetzt verstärkt, „so weit es im Rahmen der Möglichkeiten liegt“, wie Klaus-Jochen Weigand erklärte. Insgesamt drei Wachtmeister führen hier regelmäßig unangemeldete Kontrollen durch. Sicherheitsschleusen wie etwa im Strafjustizzentrum in Augsburg oder München gibt es im Amtsgericht nicht. Wie berichtet arbeitet die Staatsanwaltschaft in Günzburg in Teilen des Schlossgebäudes zwischen Stadtverwaltung und Finanzamt.
Noch. Der Neubau des Amtsgerichts unterhalb des Schlosses ist seit wenigen Tagen beschlossene Sache. Im neuen Gerichtsgebäude auf dem „Esbi“-Gelände hofft Klaus-Jochen Weigand dann auf eine solche Sicherheitsschleuse. Wer ins Gebäude will, müsste durch das Tor hindurch. Das wäre eine große Hilfe, glaubt der Direktor des Amtsgerichts. Hat jemand Waffen oder Metallgegenstände dabei, würde die Schleuse ein akustisches Signal geben. Doch Klaus-Jochen Weigand sagte auch: „Es wird jemand gebraucht, der dort steht.“ Warntöne allein erhöhen die Sicherheit schließlich nicht. Deshalb hofft er darauf, dass eines Tages auch mehr Sicherheitspersonal im Gerichtsgebäude zur Verfügung steht.
Die Wachtmeister im Günzburger Amtsgericht sind neben der Sicherheit für Personen unter anderem dafür verantwortlich, die im Haus umlaufenden Akten zu bewegen oder zur Registratur zu transportieren und dergleichen.
Wie Klaus-Jochen Weigand aus Erfahrung weiß, sind es nicht allein die Strafrechtler, die vor solchen Angriffen besonders geschützt werden müssten. „Ich denke da auch an Familienrichter“, erklärte er.
Neben enttäuschter Liebe oder Eifersucht geht es in den Gerichtsverhandlungen oft um das Sorgerecht für Kinder. Der Chef des Amtsgerichts sieht in solchen Streitigkeiten „erhebliches emotionales Potenzial“.
Ohnehin auf sich allein gestellt sind die Betreuungsrichter, wenn sie außerhalb des Gerichts unterwegs sind. Klaus-Jochen Weigand berichtete von einem Fall, indem er bei einem Besuch selbst einmal in einem Raum in der dritten Etage eines Hauses eingesperrt worden sei.
"Bayern, Seite 9