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Gundremmingen: Störsignale im Reaktor
![Das Atomkraftwerk Gundremmingen. Das Atomkraftwerk Gundremmingen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
![Gundremmingen: Störsignale im Reaktor](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/crop54989466/3853051518-cv1_1-w40-owebp/Holger-Sabinsky-Wolf?t=.jpg)
Im Kernkraftwerk Gundremmingen wurde ein Reaktor wegen eines Schadens abgeschaltet. Wie groß war der Schaden? Atomkraftgegner wollen es genauer wissen.
Verstörende Nachrichten können die Betreiber von Atomkraftwerken derzeit nicht gebrauchen. Denn das Thema Kernkraft ist heiß diskutiert. Da gibt es den Streit um die Verlängerung der Laufzeiten, die Dispute um das angeblich marode Kraftwerk Isar 1 in Landshut, und in Gorleben stehen wieder Massendemonstrationen an.
Und dann kam am vergangenen Donnerstag aus Deutschlands größtem Kernkraftwerk in Gundremmingen (Kreis Günzburg) diese Nachricht: Wegen veränderter Messwerte im Kühlkreislauf des Reaktors muss Block B des Kraftwerks abgeschaltet werden. Es gebe vermutlich einen Brennelemente-Schaden.
Was bedeutet das? Der Laie kann mit derlei Meldungen wenig anfangen. Der Kraftwerk-Betreiber, der Energiekonzern RWE, müht sich, das Ganze als harmlosen Vorfall darzustellen. Es sei kein "sicherheitsrelevantes Ereignis" gewesen, sagen die beiden Sprecher des Kernkraftwerks in Gundremmingen. Eine Gefährdung des Personals oder der Umgebung sei nicht zu befürchten. Die Messwerte lägen noch weit unterhalb des zulässigen Grenzwerts. Eine Abschaltung sei nicht erforderlich gewesen, sondern vorsorglich erfolgt. Und weil es aus Betreibersicht nichts Dramatisches war, ließ man sich noch ein paar Tage Zeit, um Block B abzuschalten. Dies geschah dann am Sonntag.
Im bayerischen Umweltministerium, der Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für die Atomkraftwerke im Freistaat, sieht man in dem Brennelemente-Schaden wie der Kraftwerks-Betreiber dagegen keinen Vorfall von sicherheitstechnischem Belang. Eine sofortige Abschaltung sei nicht vonnöten gewesen. "Die Messwerte befanden sich im zulässigen Bereich", sagte ein Sprecher unserer Zeitung.
Atomkraftgegner schätzen den Vorfall ganz anders ein. Der frühere Grünen-Landtagsabgeordnete Raimund Kamm kritisierte, dass der Reaktor weiterlief. Das sei unverantwortlich. "Da sich in den Brennstäben durch die Kernspaltung hoher Druck aufbaut und radioaktive Gase gebildet werden, entweichen bei Leckagen diese strahlenden Gase ins Kühlwasser", so Kamm.
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Vor 40 Jahren legte Störfall im Akw Gundremmingen Block A lahm
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Vor 40 Jahren legte Störfall im Akw Gundremmingen Block A lahm
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Vor 40 Jahren legte Störfall im Akw Gundremmingen Block A lahm
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Vor 40 Jahren legte Störfall im Akw Gundremmingen Block A lahm
Kamms Frau Christine will den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen und hat angekündigt, eine mündliche Anfrage an die Staatsregierung zu stellen, die bei der Plenumssitzung am 11. November beantwortet werden soll. Die Augsburger Landtagsabgeordnete der Grünen will unter anderem wissen, welcher Brennelemente-Typ geschädigt worden ist, wie viele Brennelemente ausgetauscht werden müssen und wie lange sie bereits in Betrieb waren.
Ihr Verdacht: Das Unternehmen könnte auch nicht geschädigte Brennelemente austauschen lassen, um die anfallende Steuer für neue Brennelemente zu sparen. In den nächsten Tagen soll laut Kraftwerkssprecher Tobias Schmidt die Dimension des Schadens erfasst sein. Die Untersuchungen liefen noch. Bislang ist geplant, Block B am Sonntag wieder hochzufahren.
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