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Rückschau: Das rätselhafte Schloss in Hürben

Rückschau

Das rätselhafte Schloss in Hürben

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    Der 1933 geborene Hürbener Erwin Bosch hat sich viele Jahre intensiv mit der Geschichte des Hürbener Wasserschlosses beschäftigt. Derzeit finden vor dem Schloss Ausgrabungen statt. Der Platz soll anschließend umfassend neu gestaltet werden.
    Der 1933 geborene Hürbener Erwin Bosch hat sich viele Jahre intensiv mit der Geschichte des Hürbener Wasserschlosses beschäftigt. Derzeit finden vor dem Schloss Ausgrabungen statt. Der Platz soll anschließend umfassend neu gestaltet werden. Foto: Peter Bauer

    Erwin Bosch muss dann doch ein bisschen lächeln, als er diese Geschichte erzählt. Der bekannte Maler Jakob Fröschle, kann er 1787 am Hürbener Wasserschloss eine repräsentative Freskomalerei angebracht haben? War Fröschle demnach ein maßgeblicher Gestalter des

    Die „Fröschle-Legende“: Sie ist eine der regelrecht schwammigen Zuschreibungen, die sich um die Geschichte des Hürbener Wasserschlosses in dichter Form zu ranken scheinen. Mit den jüngsten Ausgrabungen vor dem Schloss rückt diese in so mancherlei Hinsicht rätselhafte Geschichte wieder in den Mittelpunkt.

    In Hürben aufgewachsen

    Erwin Bosch lebt seit Langem in Nördlingen. Doch Krumbach bleibt für ihn ein Lebensfixpunkt. Bosch, Jahrgang 1933, ist in Hürben aufgewachsen, jahrzehntelang hat er sich mit der Ortsgeschichte Krumbachs und Hürbens beschäftigt. Über seine Arbeit im Flurbereinigungsamt, später die Direktion für Ländliche Entwicklung, stößt der Diplomingenieur für Vermessungstechnik (FH) Bosch gewissermaßen zum „Fach Geschichte“. Immer intensiver findet er in die Arbeitsweise dieses Fachs, die Techniken, in Archiven professionell zu arbeiten, alte Schriften und Quellen sachgerecht auszuwerten, hinein. Bosch wird zum gefragten Autor und Mitautor zahlreicher Fachpublikationen wie die offizielle

    Immer wieder in der Heimat

    Den gebürtigen Hürbener Bosch zieht es immer wieder in seine alte Heimat zurück und infolge der jüngsten Ausgrabungen rückt die Geschichte des Hürbener Wasserschlosses bei ihm wieder stärker ins Blickfeld. Vor ihm ausgebreitet liegen seine „Überlegungen zum Bau des Schlössle in Hürben“. Gespickt mit Jahreszahlen, kritischen Anmerkungen, zahlreichen Zitaten aus Originalquellen.

    Schauen wir hinein in diese „Überlegungen“ zum Schlössle-Bau. Gleich stößt man auf eine weitere „Schloss-Legende“. Bei den „Restaurierungen ... in den Jahren um 1985 ergab die ... Datierung eines Holzbalkens das Jahr 1478. Ob man daraus auf eine Erbauung im Jahre 1478 schließen kann, ist nicht ganz eindeutig“, schreibt Bosch. „Derartige Datierungen sind mit einer Genauigkeit von plus/minus zehn Jahren anzunehmen. Das könnte bedeuten, dass das Schloss wohl von Hans von Freiberg von Neuen-Streußlingen erbaut wurde, der 1465 den Ort Hürben vom Kloster Ursberg erworben hat.“

    Dann die immer wieder im Raum stehende Frage, ob und wann das Schloss eine Art Herrschaftssitz war. „1501 erwarb Georg von Freiberg von Neuen-Streußlingen zu Hürben auch den Markt Krumbach von Hans von Knöringen. Ab diesem Zeitpunkt wird das Schlössle in Hürben wohl nie mehr als Herrschaftssitz benützt“, betont Bosch in seiner Darstellung. Bosch weiter: „Zwar hat Regina Lamparter, die Witwe Hans Lamparter von Greifensteins – der Krumbach und Hürben 1529 von König Ferdinand I. erhielt –, um 1535 das Schlössle nochmals renovieren lassen, aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sie hier residiert hätte. Es ist überliefert, dass sie ihre Herrschaft von einem Pfleger in Krumbach ausüben ließ.“ Mit Blick auf die weitere Schlossgeschichte zitiert Bosch auch aus dem „Urbarium 1759“: „... das Innengebäude ist so schlecht wie in jedem gemeinen Bauren Hauß. Daher bewohnen dies 10 arme Ehen ... alle geben lauth Rechnung von 1758 Hauß Zünß 30 fl ... mithin mit diesem uralten Schlössel hat es die Beschaffenheit, dass solches gleichwohl von dem gänzlichen Verfall in dermahlingem Stand, so lang es möglich ist, mit jährlichem Flickhen erhalten werde.“ Der Zustand des Hürbener Wasserschlosses war demnach zu diesem Zeitpunkt alles andere als gut. 1785 heißt es, dass „in Bälde der gänzliche Einsturz sothanes Schlößels erfolgen“ könnte. Ein ruinöses, einsturzgefährdetes Gebäude, das schließlich von sechs armen Familien bewohnt ist? Schon aus diesem Grund könne hier Fröschle keine repräsentative Malerei angebracht haben, hebt Bosch hervor. „Wer sollte hier der Auftraggeber gewesen sein?“, fragt er. Und: „Können die vorgefundenen Reste der Malerei eindeutig in die Zeit um 1780 datiert werden? Von wem stammen sie ... und zu welchem Zeitpunkt wurden sie ausgeführt? Hier sind viele Fragen offen“, erläutert Bosch.

    Schloss zum Verkauf ausgeschrieben

    Offensichtlich wird der bekannte Baumeister Joseph Dossenberger zwar beauftragt, einen „Entwurf für Reparatur beziehungsweise Abbruch“ zu erstellen, der aber nie zur Ausführung kommt. In einer Publikation wird Dossenberger gar zum „Wettenhauser Schiffsbaumeister“. Aber diese durchaus amüsante Wortwahl dürfte, so Bosch, dann doch schlichtweg das Ergebnis einer fehlerhaften Rechtschreibung sein. Wie Bosch berichtet, wird am Ende entschieden, das Schloss zum Verkauf auszuschreiben. 1786 erfolgt der „Verkauf durch Versteigerung an die christliche Gemeinde Hürben. Weiter Verkauf an verschiedene private Eigentümer“, ist in den „Überlegungen“ von Erwin Bosch nachzulesen.

    Die Christengemeinde verkauft „mit pflegeamtlichem Consens dieses nämliche Schlößel und Garten wieder an Joseph Albrecht, Mathäus Beller, Bürger von Krumbach und Leonhard Schmid von Hürben um die Summe von 1153 fl“ (Gulden). In den Folgejahren wechselt in Sachen Schloss mehrfach der Besitzer. „Ab 1835 sind alle Besitzer lückenlos bekannt“, erklärt Bosch. Im Jahr 1939 verzeichnet die Chronik beispielsweise die Geschwister Anne und Josef Ledwinka (Geschwister, Erbengemeinschaft) und Alois Dreyer, „Wohnhaus und Hofraum“, heißt es in den Notizen von Erwin Bosch. Für ihn ist klar: „Aus all diesen Beschrieben geht hervor, dass das Schlössle kaum als Herrschaftssitz Verwendung fand.“ Weitere Fragen würden sich bezüglich eines Weihers am Schlössle stellen. In Dokumenten sei (erstmals 1580) zu finden, dass das Schlössle von Wasser umgeben war. Aber in einem Beschrieb aus dem Jahr 1759 wird auch berichtet, dass der Weiher „derzeit“ als Wiese genutzt wurde. „Also einmal Fische und dann Grasboden“, schreibt Bosch nicht ohne Ironie.

    Ein paar Tonscherben ändern nichts

    Welches Ergebnis ist von den jüngsten Ausgrabungen zu erwarten? Bosch ist der Ansicht, dass die „Funktion des Gebäudes mit Ausnahme der ersten Erbauungsjahre durchaus bestens dokumentiert ist. Daran ändern auch meiner Meinung nach ein paar Tonscherben und alte Balken im Umfeld des Gebäudes nichts. Sie sagen uns nichts zu Baudatum und sie sagen uns nichts über das andere Rätsel: Von wem stammt die Malerei im Ursprung?“

    Das Schloss wird im Jahr 1970 von der Stadt Krumbach erworben und für 2,4 Millionen Mark saniert. Heute ist im Wasserschloss die Volksmusikberatungsstelle des Bezirks Schwaben untergebracht. Das hat das Schloss auch über Krumbach hinaus weiter bekannt gemacht. Doch in der Geschichte des Gebäudes bleibt so manches im Dunklen. Auch ihm gebe dies „nach wie vor immer neue Rätsel auf“, sagt Bosch. Doch für den Hürbener bleibt es eine Herausforderung, der Lösung dieses Rätsels näherzukommen – und es bleibt eine Art Heimspiel.

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