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Röfingen: Zyperns Müllproblem: Der Landkreis Günzburg zeigt Lösungswege

Röfingen

Zyperns Müllproblem: Der Landkreis Günzburg zeigt Lösungswege

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    Röfingens Bürgermeister Hans Brendle erklärt einer Delegation aus Zypern, wie das Abwasser des Zweckverbands gereinigt wird.
    Röfingens Bürgermeister Hans Brendle erklärt einer Delegation aus Zypern, wie das Abwasser des Zweckverbands gereinigt wird. Foto: Bernhard Weizenegger

    Das Brummen des Maschinenraums übertönt ihn fast. Hans Brendle, Bürgermeister von Röfingen, gestikuliert zur besseren Verständigung mit den Händen. Er führt eine Gruppe Zyprer durch die örtliche Kläranlage. „Eine Anlage wie diese ist sehr wichtig“, betont Brendle und fährt fort. Eine Dolmetscherin übersetzt. Die Gruppe hört interessiert zu, nickt mit den Köpfen und diskutiert. Auch Fotos und Notizen werden fleißig gemacht.

    Den Grund für die Exkursion, die sich über die gesamte Woche streckt und von der EU finanziert wird, schildert Irene Raab-Marancos. Sie kommt ursprünglich aus Mindelaltheim, lebt aber seit 30 Jahren im nördlichen Teil Zyperns. „Bei uns geht die Entwicklung im Bereich der Müllentsorgung sehr langsam voran.“ Die Insel, die nördlich der Türkei liegt, ist gesellschaftlich und kulturell in den türkischen Norden und den griechischen Süden aufgeteilt. Probleme mit Müllentsorgung und Wassermangel haben beide Regionen. Deswegen ist die Interesse für Wiederverwertung hoch. Weil die Gemeinden nicht handeln, werden Bürger jetzt selber aktiv.

    Nur 19 Prozent der Abfälle auf Zypern werden verwertet

    Zusammen mit Mitgliedern eines Kulturvereins der nord-zyprischen Gemeinde Catalköy besucht Raab-Marancos deswegen mehrere Stationen im Landkreis. Besonders Abfallverwertung und Wasserverbrauch stehen dabei im Fokus. „Vor allem wollen wir die Menschen aufklären“, sagt Raab-Marancos. Neben einem Wertstoffhof, einem Kindergarten und dem Kreislehrgarten in Krumbach, ist die Kläranlage in Röfingen einer von zahlreichen Orten, die die Gruppe besichtigt.

    Laut einer Studie der Europäischen Kommission (Stand 2016) recycelt Zypern nur 19 Prozent der Siedlungsabfälle. Im Gegensatz dazu: Deutschland verwertet mehr als das Dreifache wieder. „In Sachen Müllentsorgung liegen Welten zwischen Zypern und

    Damit die Bürger aus Catalköy das gesammelte Wissen daheim anwenden können, gehe man vor allem in ländlichere Regionen, erklärt Raab-Marancos. Begleitet wird die Bürgerinitiative von einem Vertreter der örtlichen Gemeinde. Auf diese wolle man mehr Druck ausüben und sie somit zur Aktion bewegen, meint Raab-Marancos.

    Das "einfache Volk" will das Umweltproblem lösen

    „Wir wollen das Umweltproblem von unten her angehen, über das einfache Volk“, erklärt sie. „Die Menschen sollen sehen, was sie alles tun können, um der Umwelt zu helfen.“ Damit diese Nachricht die Öffentlichkeit erreicht, filmt eine Moderatorin des zyprischen Fernsehsenders SIM TV die Geschehnisse. Der Film soll zyprischen Gemeinden und Schülern gezeigt werden.

    Deutsche Kontaktperson Dorothea Schretzenmeier erzählt wie dieExkursion zustande kam: „Nach längerem telefonischen Kontakt entschlossen wir uns, eine Anfrage bei der Europäischen Union einzureichen.“ Deren Projekt „civic space“ setzt sich für den Dialog zwischen den getrennten Teilen Zyperns ein. Außerdem sollen europäische Werte vermittelt und gefördert werden.

    Nach einiger Zeit bestätigte die EU ihre finanzielle Unterstützung. Auch von deutscher Seite wurde Engagement bewiesen. „Jede Anfrage wurde mit Begeisterung erwidert, blickt Schretzenmeier zurück. Sie sieht die Exkursion als Erfolg. „Hiermit können wir den Menschen aus Zypern entgegenkommen und eine Hilfestellung bieten.“

    Das empfinden auch die Zyprer so, die mit der Aktion sehr zufrieden sind. „Die Erwartungen wurden übertroffen, alle haben etwas dazugelernt,“ ist die einhellige Meinung der Gruppe.

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