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Prozess: Falscher Polizist wird vor Gericht in Günzburg verhört

Prozess

Falscher Polizist wird vor Gericht in Günzburg verhört

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    Da braucht es nicht einmal eine Uniform. Am Telefon meldeten sich ein angeblicher Polizist und ein angeblicher Staatsanwalt. Die Geschichte, die die beiden erzählten, beeindruckte eine Seniorin so sehr, dass sie von ihrem Konto 5000 Euro abhob und das Geld im Umschlag an einem dubiosen Ort deponierte.
    Da braucht es nicht einmal eine Uniform. Am Telefon meldeten sich ein angeblicher Polizist und ein angeblicher Staatsanwalt. Die Geschichte, die die beiden erzählten, beeindruckte eine Seniorin so sehr, dass sie von ihrem Konto 5000 Euro abhob und das Geld im Umschlag an einem dubiosen Ort deponierte.

    Betrugsmanöver durch falsche Polizisten haben ältere Menschen schon um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. In Günzburg wurde eine Rentnerin Opfer dieser Ganoven und büßte 5000 Euro ein. Als mutmaßlicher Geldabholer stand gestern ein 31-Jähriger wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Amtsgericht. Doch nicht dafür kassierte der im Frühjahr in Augsburg wegen Diamantenschmuggels verurteilte Mann seine zweijährige Bewährungsstrafe, sondern wegen einer gefährlichen Körperverletzung an seinem Bruder.

    Kripobeamter "Schwarz" und Staatsanwalt "Weber"

    Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten eine Betrugsmasche nach dem Phänomen „falscher Polizist“ vor. Gemeinsam mit zwei Komplizen, die jedoch beide nach Informationen dieser Zeitung in der Türkei untergetaucht sind, habe der 31-Jährige in Günzburg von der Seniorin das kleine Vermögen abgezockt. Vorausgegangen war die Kontaktaufnahme durch einen angeblichen Kripobeamten namens „Schwarz“ und einem Staatsanwalt namens „Weber“.

    Sie behaupteten, das bei einer Bank deponierte Geld sei falsch und müsse überprüft werden.

    Die Rentnerin glaubte den Betrügern und hob tatsächlich 5000 Euro ab. Das Geld sollte in einem Umschlag auf den Hinterreifen eines Autos am Klingelpark gelegt werden.

    Nicht an den dunkel getönten Autoscheiben klopfen!

    Zunächst zögerte die Seniorin, das Geld dort zu deponieren, erst nach einem weiterer Anruf eines angeblichen Staatsanwalts legte sie die 5000 Euro auf den Reifen.

    Der Anrufer hatte ihr laut den Ermittlungen der echten Kripo sogar eingeschärft, keinesfalls an die dunkel getönten Scheiben des Wagens zu klopfen, weil dort empfindliche elektronische Geräte deponiert seien, schilderte die Seniorin den Tatablauf. Eigentlich hatten die Betrüger sogar 8000 Euro kassieren wollen, aber die 76-Jährige bekam nur maximal 5000 Euro ausgezahlt. Erst als die Frau sich ihrer Tochter anvertraute, kamen die Ermittlungen in Gang.

    In der zweiten Anklage ging es um eine gefährliche Körperverletzung, die bereits zwei Jahre zurückliegt. Damals hatte der 31-Jährige seinen jüngeren Bruder bei einem Streit mit einem Schraubenzieher am Hals verletzt.

    Ein Rechtsgespräch schafft Klarheit

    Verteidiger Alexander Grob regte gleich zu Beginn ein Rechtsgespräch mit der Staatsanwältin und der Schöffengerichtsvorsitzenden Jessica Huk an. Ergebnis: Eine Freiheitsstrafe zwischen einem Jahr und zehn Monaten bis maximal zwei Jahre, wenn der Angeklagte ein volles Geständnis ablegt. Das, wurde durch den Anwalt eingeräumt, sei jedoch nur auf die Körperverletzung bezogen. Sein Mandant, der nach einem Motorradunfall mit dem rechten Arm gehandicapt ist, habe sich nicht anders wehren können.

    Die Beweislage des bandenmäßigen Betrugs erwies sich als problematisch. Wie eine Auswertung von Handydaten ergab, hatte sich der Angeklagte zum Tatzeitraum im Bereich des Geldablageortes aufgehalten, so ein Ermittler als Zeuge in der Verhandlung. Doch das allein reichte für die Überführung nicht.

    Er stand schon wegen Diamantenschmuggels vor Gericht

    Der in Ulm geborene und im nördlichen Landkreis Günzburg wohnende Angeklagte hatte in der Vergangenheit schon häufiger Probleme mit dem Gesetz, wie elf Vorstrafen – darunter Drogenhandel, Körperverletzung und Diebstahl zeigen. Außerdem hatte der 31-Jährige erst im Frühjahr eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten wegen Diamantenschmuggels kassiert (wir berichteten), bei dem er jedoch selbst ein Verlustgeschäft machte.

    Unter Einbeziehung dieses Urteils verhängte Richterin Huk eine Gesamtstrafe von zwei Jahren auf Bewährung wegen einer positiven Sozialprognose, denn der Mann macht eine Umschulung und hat nach einer Scheidung wieder eine feste Beziehung.

    Das abgezockte Opfer bekommt die 5000 Euro zurück

    Doch damit nicht genug: Im Zusammenhang mit der Einstellung des Betrugsverfahrens werden 5000 Euro des Angeklagten als Wertersatz eingezogen. Dieses Geld erhält das abgezockte Opfer zurück. Außerdem werden weitere 3500 Euro an die Landesjustizbehörde in Bamberg fällig sowie 4800 Euro an eine Behinderteneinrichtung.

    Das durch die Betrugsmanöver durch falsche Polizisten und Staatsanwälte erbeutete Geld – oft mehrere 100000 Euro – wird in der Regel auf kürzestem Weg in die Türkei transferiert, wie die Kripo ermittelte, wo die Organisatoren der Callcenter sitzen. Sie suchen in Deutschland ständig nach neuen Geldabholern für ihre kriminellen Aktionen. Polizei und Justiz warnen daher immer wieder vor allem Senioren, bei Anrufen angeblicher Polizisten wegen Bargeldvermögen äußerst misstrauisch zu sein.

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