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Polizei: Nach der Flucht aus dem BKH fehlt „eine heiße Spur“

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Nach der Flucht aus dem BKH fehlt „eine heiße Spur“

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    Thomas Düll
    Thomas Düll

    Die beiden Männer, die, wie berichtet, in der Nacht von Sonntag auf Montag aus der forensischen Klinik am Bezirkskrankenhaus in Günzburg geflohen sind, sind weiter auf der Flucht. Zeugen wollen das Duo am Montagnachmittag im Bereich Jettingen-Scheppach gesehen haben, die Polizei fand die zwei aber trotz Großfahndung mit Hubschrauber nicht. Weitere Hinweise darauf, wo sich die Männer jetzt aufhalten, gebe es derzeit nicht. „Uns fehlt eine heiße Spur“, teilte Holger Stabik, Sprecher des

    Die beiden Patienten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und wegen Suchterkrankungen in der Forensik in Günzburg behandelt wurden, hatten eine Klinik-Angestellte mit einem selbst angefertigten spitzen Gegenstand bedroht, ein weiterer Mitarbeiter hatte daraufhin die Türe entriegelt und die Männer flüchteten. Die Polizei Günzburg startete umgehend eine Fahndung nach den Flüchtigen, unter anderem wurden ein Polizeihubschrauber und ein Personensuchhund eingesetzt, Unterstützung gab es auch von der bayerischen Bereitschaftspolizei und der öffentliche Nahverkehr wurde kontrolliert. Trotzdem gelang es den Männern unterzutauchen. Aufgrund einer Öffentlichkeitsfahndung gingen mehrere Hinweise bei der Polizei ein, am Nachmittag berichteten dann mehrere Zeugen, dass sie die Männer im Gewerbegebiet in Jettingen-Scheppach gesehen hätten. Eine sofort eingeleitete Großfahndung blieb aber bis zum Abend erfolglos. Polizeisprecher Stabik ist sich sicher, dass man den Flüchtigen sehr nahe gekommen sei, leider hätten sie „das bessere Ende für sich gehabt“. Die Polizei fahre jetzt eine „doppelgleisige Strategie“. Es werde sowohl öffentlich als auch verdeckt gefahndet und versucht, Kontaktpersonen der Flüchtigen und mögliche Hinwendungsorte herauszufinden. „Wir versuchen alles, der beiden habhaft zu werden und hoffen, dass wir bald Vollzug melden können“, so Holger Stabik.

    Derzeit gebe es keine Hinweise darauf, dass die beiden Männer bewaffnet sind. „Wir können aber keine komplette Entwarnung geben.“ Die Polizei bittet die Bevölkerung deshalb darum, bei direktem Kontakt nicht an die Entflohenen heranzutreten, sondern sofort die Notrufnummer 110 zu wählen.

    Die 23 und 28 Jahre alten Männer waren unter anderem wegen räuberischen Diebstahls und schweren Bandendiebstahls polizeilich in Erscheinung getreten. Beide Patienten wurden wegen ihrer Suchterkrankungen in der Klinik für Forensische Psychiatrie in Günzburg im Maßregelvollzug behandelt, hätten sich jedoch nicht therapiewillig gezeigt und nicht an Regeln gehalten. Wie Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken in Schwaben, erklärte, sei geprüft worden, ob die Patienten nicht in Kürze in ihre Justizvollzugsanstalten zurückverlegt werden. Dass die Männer sich eine Geisel nehmen und aus der Klinik fliehen konnten, sei auf keinen Fall eine Schuld der Mitarbeiter. Die Angestellte, die bedroht wurde, sei zum Glück unverletzt und werde betreut.

    Die Hülle des Gebäudes, das erst 2014 gebaut worden war, sei so sicher, dass die Männer eine Schwachstelle im Inneren gesucht und gefunden hätten. Für Düll selbst ist es das erste Mal in seiner über 20-jährigen Laufbahn, dass er mit einer Geiselnahme konfrontiert wurde. „Wir hoffen, dass es einmalig bleibt.“ Es werde jedoch zur Folge haben, dass bei der Sicherheit nachjustiert werde, um nachts in bestimmten Gebäudebereichen keine 1:1-Konfrontationen mehr zwischen Patient und Mitarbeiter zu haben. Trotzdem betont Düll: „Es wird immer Situationen geben, auf die wir uns nicht vorbereiten können.“ Dass jetzt vor allem in sozialen Netzwerken Panik geschürt, die Patienten zu Schwerverbrechern abgestempelt und ihr dauerhaftes Wegsperren gefordert wird, kann Düll nicht nachvollziehen. „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Irgendwann hat jede Strafe ein Ende. Das ist unser Rechtsstaat.“

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