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Offingen/Rettenbach: Eltern kritisieren Ausländerquote in Schulklasse

Offingen/Rettenbach

Eltern kritisieren Ausländerquote in Schulklasse

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    Eltern haben sich bei ihrer Bürgermeisterin über die Klassenzusammensetzung in Offingen beschwert.
    Eltern haben sich bei ihrer Bürgermeisterin über die Klassenzusammensetzung in Offingen beschwert. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Der Offinger Schulleiter Norbert Drexl ist verärgert. „Wir sind vor den Kopf gestoßen, von Frau Dietrich-Kast so konfrontiert zu werden, ohne im Vorfeld kontaktiert worden zu sein“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Dienstag hatte sich der Schulverband Offingen zu einer Sitzung getroffen. Rettenbachs Bürgermeisterin Sandra

    Dietrich-Kast sagte, einige Rettenbacher Eltern hätten sich bei ihr beschwert. Alle Kinder ihrer Gemeinde gingen demnach zusammen in eine der beiden ersten Klassen. Das sei auch gewünscht. Das Problem: Nach Darstellung Dietrich-Kasts gingen alle „ausländischen Kinder“ in die Klasse der Rettenbacher Schüler, in die andere kein einziges. Das sei der Integration nicht förderlich, sagte sie.

    Die Rettenbacher Eltern befürchteten, wie die Bürgermeisterin ausführte, dass ihre Kinder ausgebremst würden – schließlich hätten die ausländischen Kinder möglicherweise ein langsameres Lerntempo, „dafür können sie ja nichts“. Sie könne die Sorgen der Eltern verstehen. „Mir ist es ein großes Anliegen, dass das in Zukunft anders geregelt wird.“ Am Abend der Sitzung sagte der Schulleiter, er werde den Sachverhalt überprüfen.

    Der Schulleiter hat kein Verständnis für diese Kritik

    Nun, wo er mit den zuständigen Lehrern gesprochen und die Zahlen überprüft habe, habe er kein Verständnis für den Inhalt der Kritik, sagt er auf Nachfrage – und ebenso wenig dafür, dass die Bürgermeisterin ihn damit unvorbereitet überrumpelt habe. „Da werden einem dann einfach solche Behauptungen hingeworfen.“

    In die erste Klasse, die die Rettenbacher Kinder besuchen, gehen nach Auskunft des Schulleiters fünf Kinder mit Migrationshintergrund. In der anderen Klasse seien es zwei. Die Daten stammten aus dem Oktober. Diese Zahlen nennt auch das zuständige Schulamt in Krumbach. Der stellvertretende Leiter, Schulamtsdirektor Thomas Schulze, sagt: „Ich erkenne hier keinen Missstand, insbesondere im Hinblick auf die niedrigen Anteile.“ Die 1b, die Klasse der Rettenbacher Kinder, bestehe aus 25 Schülern. Es gehe also um einem Migrationsanteil von 20 Prozent. Das sei im Landkreisvergleich sehr gering. 40 bis 50 Prozent seien keine Seltenheit, im Landkreis Neu-Ulm gar 60 Prozent. Im Kontext der Schule sei ein

    Bürgermeisterin: Die Eltern haben ihr etwas anderes gesagt

    Die Sorge der Eltern, dass ihre Kinder benachteiligt sein könnten, hält Schulze für ungerechtfertigt. Bei der besagten Klasse handele es sich um eine sogenannte Kooperationsklasse, in der Schüler mit besonderem Förderbedarf – der in diesem Fall nichts mit einem Migrationshintergrund zu tun habe – beschult würden. Dafür stehe der Klassenlehrerin eine zusätzliche Betreuungsperson zur Seite.

    Dietrich-Kast sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, die Eltern hätten ihr etwas anderes gesagt. „Es geht ja nicht um Kinder mit Migrationshintergrund, sondern ausländische Kinder.“ Ein Bürger habe ihr auf erneute Nachfrage versichert, die Klasse würde seiner Auffassung nach von 15, nicht fünf ausländischen Kindern besucht. Bei der Einschulungsfeier habe ein Elternteil, dessen Kind die 1a besucht, zu einem Rettenbacher gesagt: „Wir haben’s gut erwischt“, bringt Dietrich-Kast vor. Dass es sich bei der Klasse um eine Kooperationsklasse handle, wie sie von unserer Redaktion erfuhr, bestätige, dass dort gehäuft Kinder mit Förderbedarf beschult würden. Das bestätige die Sorgen der Eltern. Sie fühle sich für ihre Bürger verantwortlich und halte es für nötig, deren Kritik weiterzuleiten. Sie könne verstehen, dass Eltern negative Folgen für ihr Kind befürchteten, hätten sie die Kritik direkt an den Schulleiter gerichtet.

    Schulleiter hätte sich zuerst ein Gespräch mit Dietrich-Kast gewünscht

    „Solche negativen Folgen hat es an unserer Schule noch nie gegeben und wird es auch nicht geben“, sagt Drexl. Er wünsche sich, dass sich Eltern direkt an ihn wenden. Zumindest hätte aber die Bürgermeisterin ein Gespräch mit ihm aufnehmen sollen, meint er. „Gelegenheiten dazu gab es genug.“

    Drei der fünf Schüler mit Migrationshintergrund, die die besagte Klasse besuchen, hätten zuletzt die volle Punktzahl in Deutsch- und Mathematiktests erreicht. Die Annahme, dass Schüler mit Migrationshintergrund schlechtere Leistungen zeigten als andere Kinder oder diese gar ausbremsten, hält Drexl für problematisch. „Das geht in eine Richtung, die wir als Schule definitiv nicht vertreten.“ Bei der Verteilung der Schüler auf die Klassen versuche man, bestehende Gruppen, etwa aus dem Kindergarten, nicht auseinanderzureißen. Ziel sei auch, dass Kinder, die nah beieinander wohnen, in dieselbe Klasse gehen. Auch Wünsche der Eltern würden möglichst berücksichtigt.

    Zu der Folgerung, die Sorgen seien berechtigt, weil es sich um eine Kooperationsklasse mit einigen förderbedürftigen Kindern handle, sagt er: „Förderung ist ja grundsätzlich erst einmal nichts Schlechtes. Wir sind keine Eliteschule, wir sind eine Pflichtschule.“ Für die Klasse sei es insgesamt besser, wenn manche Schüler gezielt unterstützt werden. „Wir werden uns weiter integrativ einsetzen und unsere Klassen danach zusammensetzen.“

    Lesen Sie hier einen Artikel zu Schülerzahlen in Offingen und der Integration der Rettenbacher Schüler.

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