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Österreichische Kaserne, Armenhaus und Bühne für die Private Dilettanten-Theatergesellschaft

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Österreichische Kaserne, Armenhaus und Bühne für die Private Dilettanten-Theatergesellschaft

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    Ursprüngliches Kinoprogramm des Günzburger Lichtspielhauses aus dem Jahr 1929. Anstatt eines abendfüllenden Stummfilms wurden zunächst noch zahlreiche kürzere Filme gezeigt.
    Ursprüngliches Kinoprogramm des Günzburger Lichtspielhauses aus dem Jahr 1929. Anstatt eines abendfüllenden Stummfilms wurden zunächst noch zahlreiche kürzere Filme gezeigt.

    Vom 18. Jahrhundert bis zu den Wirren des Ersten Weltkriegs

    Das Gebäude des heutigen Stadttheaters ist bereits 1744 erbaut worden und diente zunächst über vier Jahrzehnte lang als österreichische Werbekaserne. 1780 wurde für diesen militärischen Zweck dann jedoch ein Neubau vor der Stadtmauer errichtet und das alte Gebäude somit kurzerhand zum städtischen Armenhaus umfunktioniert. An kurzweilige Unterhaltung war zu diesem Zeitpunkt also noch ganz und gar nicht zu denken. Dies änderte sich ab 1836 allerdings schlagartig, als das historische Bauwerk zur Bühne für die Private Dilettanten-Theatergesellschaft umfunktioniert wurde. Die Nutzung durch zahlreiche wechselnde Schauspieltruppen hielt dann fast 80 Jahre lang, bis zu den Wirren des Ersten Weltkriegs an.

    Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg

    Nachdem sich das städtische Anwesen am Theaterplatz bereits vor dem Ersten Weltkrieg schon einen festen Namen als Ort der Günzburger Unterhaltung gemacht hatte, konnte man, in Weiterführung dieser Tradition, ab 1929 die ersten Filmvorführungen im heutigen Stadttheater bewundern. Das historische Gebäude am

    Ursprünglich sollte der Vorführraum zusammen mit sanitären Anlagen an der Süd-Ost-Seite des Theatergebäudes angebaut werden. Für die damaligen Nachbarn wäre dies jedoch mit einer starken Einschränkung der Zufahrtmöglichkeiten zu ihren Anwesen einhergegangen. Sie gaben daher nicht ihr volles Einverständnis zu den Bauvorhaben und der Vorführraum musste ins Innere des Anwesens verlegt werden. Die Toiletten konnten jedoch, wie geplant, außerhalb des ursprünglichen Gebäudes gebaut werden. Dies wurde auch zwingend nötig, da es im Laufe der Zeit immer mehr abendfüllende Spielfilme gab. Zuvor waren Toiletten in anderen Lichtspielhäusern nicht unbedingt gang und gäbe, da selbst die Vorführung von mehreren Kurzfilmen an einem Abend nicht länger als zwei Stunden dauerte. Somit war das Stadttheater für die damalige Zeit also ein sehr modern ausgestattetes Kino. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das

    Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

    Mit dem Sieg der Alliierten wurden immer mehr aus Hollywood stammende Kinofilme auf den Günzburger Leinwänden gezeigt. Zu dieser Zeit übernahm dann auch Alfred Landauer am 22.07.1948 vom Gründerehepaar Kirchmayer die Pacht des Stadttheaters. Nach einigen Jahren holte sich Landauer noch Verstärkung in Form von Ferdinand Einbeck ins Kino. Die beiden waren somit zwischen dem 09.01.1953 und dem 31.07.1964 offizielle Pächter des Lichtspielhauses am Theaterplatz. Dies war auch in etwa der Beginn des deutschen Heimatfilms, welcher im Günzburger Stadttheater zahlreiche Anhänger fand.

    Die Pächter-Ära Einbeck

    Nach der gemeinsamen Pacht war es Einbeck alleine, der bis zu seinem frühen Tode im Jahr 1959 das Kino betrieb. Seine Witwe Therese Einbeck wollte den Betrieb des Kinos 1959 jedoch nicht aufgeben und übernahm somit im Namen ihres Mannes die Pacht ab dem 17.08.1959 in Eigenregie. Der alte Pachtvertrag lief zunächst bis zum 31.07.1964. Während dieser Zeit entwickelte sich eine immer stärker werdende Konkurrenz zum zweiten Günzburger Kino, dem Lichtspielhaus in der Wörthstraße (heute eine Spielhalle). Dieses wurde damals von Max Huber betrieben, der 1964 auch Einspruch bei der Stadt gegen die geplante Verlängerung der Pacht von Frau Einbeck einlegte. Nach einigem Hin und Her bekam sie trotzdem noch den Zuschlag für eine Pachtverlängerung von zehn Jahren. Einer der Gründe hierfür war, dass sie erst 1962 einen aufwendigen Umbau der Projektionstechnik auf Xenonlicht durchführte. Der steigende Wettbewerbsdruck war es auch, der sie 1966 dazu veranlasste, auffällige Leuchtreklamen in der Altstadt anbringen zu lassen. Diese weisen bis heute noch dem Weg zum Stadttheater. Frau Einbeck betrieb das Kino noch bis Ende 1977, dann schied sie freiwillig aus dem Pachtverhältnis aus. Somit war sie in der Geschichte des Stadttheaters diejenige, welche am Längsten das Günzburger Kino betrieben hat.

    Während dieses gesamten Zeitraums traten immer wieder kleinere Probleme zwischen den beiden Günzburger Kinobetreibern auf. Doch im Endeffekt war es genau diese Konkurrenz, die dem Günzburger Kinobesucher immer wieder äußerst interessante Angebote bescherte. Dies bezog auch die berühmt-berüchtigten frivolen Sexfilmchen der 1960er und 1970er Jahre mit ein.

    Von den 1980er Jahren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

    Nach der Pachtaufgabe von Therese Einbeck war es die Luxor Werbung GmbH, welche das Stadttheater betrieb. Dementsprechend wurde es auch in

    Nach einiger Zeit wurde auch das zweite Günzburger Kino in der Wörthstraße von den von Rohrscheidts übernommen und es kam gewissermaßen zu einer Betreibermonopolisierung. Dementsprechend wurde dieses Kino in Luxor-Orion-Lichtspiele umbenannt. Im Jahr 1983 war es so weit, dass ein zweiter Vorführraum in das Stadttheater eingebaut werden sollte.

    Dies ging mit der Bitte um eine Pachtverlängerung um weitere zehn Jahre einher. Die Stadt verlängerte die Pacht wegen des fortschreitenden Alters von Burghardt von Rohrscheidt zunächst erst einmal um fünf Jahre bis zum 31.12.1992. Bereits zum damaligen Zeitpunkt versuchte es der heutige Pächter, Wolfgang Christ, zusammen mit seinem damaligen Geschäftspartner, den Pachtzuschlag für den Betrieb des Stadttheaters zu bekommen. Trotzdem wurde der Pachtvertrag ab dem 01.01.1993 mit der Luxor Werbung GmbH nochmals um weitere fünf Jahre verlängert.

    1995 war es dann so weit, dass es dank der Erfindungen der Gebrüder Lumière und der Skladanowskys, seit 100 Jahren Kinovorstellungen gab. Somit wurde auch im Günzburger Stadttheater, auf Anregung des Stadtarchivars Walter Grabert, der 100. Geburtstag des Kinos ausgiebig mit einer Doppelvorstellung gefeiert. Dieses Ereignis leitete die in

    Das letzte Jahrzehnt des Stadttheaters bricht an

    Bereits 1992 befand sich das Ehepaar Flott unter den Bewerbern für die Pachtübernahme des Stadttheaters. Den Zuspruch bekamen sie jedoch erst im Jahr 1998, als die Rohrscheidts endgültig das Pachtverhältnis mit der Stadt beendeten. Die Flotts tauften das Kino daraufhin in Guntia-Stadttheater um. Unter ihrer Führung wurde das Lichtspielhaus erstmals in seiner Geschichte mit der Filmtheater-Programmprämie des Film-Fernseh-Fond Bayern ausgezeichnet. Die begehrte Auszeichnung beurkundet ein qualitativ herausragendes Jahresfilmprogramm. Der Erfolg wurde innerhalb weniger Jahre noch zweimal wiederholt, sodass das mittlerweile schon in seine Tage gekommene Günzburger Kino insgesamt drei der Auszeichnungen auf sich verbuchen konnte.

    Im Sommer 2009 lief der Pachtvertrag der Flotts mit der Stadt aus und es drohte ein vorübergehender "Kinonotstand" in Günzburg auszubrechen. Um dies zu vermeiden, übernahm nun Wolfgang Christ, der in Krumbach und Babenhausen bereits Lichtspielhäuser betreibt, fortan den Betrieb des Stadttheaters. Allerdings war von Beginn an klar, dass dies nur ein kurzes Zwischenspiel werden sollte.

    Die Zukunft des Kinos in Günzburg

    Sein eigentliches Steckenpferd ist das Großkino BiiGZ auf dem Gelände des V-Markts in der Augsburger Straße, das am 16. Dezember seine Pforten öffnen wird. Dieses moderne Großkino verfügt neben einer herausragenden technischen Ausstattung auch über die deutschlandweit steilsten Sitzränge. Somit soll ein vom Vordermann ungestörter Filmgenuss sichergestellt werden. Zwar wird das Filmangebot in der Region somit deutlich bereichert, trotzdem hinterlässt die damit einhergehende Schließung des Stadttheaters beim ein oder anderen Günzburger ein weinendes Auge. Schließlich verliert die Stadt mit der letzten Vorstellung im Stadttheater am 7. Dezember ihr ältestes Kino mit seinem unvergleichlichen Charme. (alk/zg)

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