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Neuerscheinung: „Das Sterben ist so rätselhaft wie das Leben“

Neuerscheinung

„Das Sterben ist so rätselhaft wie das Leben“

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    H. Wohlgschaft
    H. Wohlgschaft

    Es gibt auf Erden nur eine Gewissheit: Wir alle müssen sterben. Wann und wie, das bleibt im Verborgenen. Wie letztlich auch die Antwort auf die Frage: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Hermann Wohlgschaft „vertraut“ zumindest darauf, dass es „ein von der Schöpferkraft Gottes geschenktes neues Leben jenseits der Todesgrenze“ gibt. Alles andere wäre für einen katholischen Geistlichen auch eher ungewöhnlich. Das jüngste Buch des ehemaligen Günzburger Klinikseelsorgers ist freilich mehr als nur eine theologische Betrachtung zum Thema Tod. „Große Sterbeszenen der Weltliteratur“ lautet der Titel. Wie stets bei Hermann Wohlgschaft ist die Lektüre inspirierend und lehrreich – auch für jene, die das ewige Leben skeptisch sehen.

    Als langjähriger Seelsorger an den beiden Günzburger Kliniken war Hermann Wohlgschaft tagtäglich mit dem Sterben und dem Tod vertraut. Die daraus gewonnene Erkenntnis: „Das Sterben ist so rätselhaft und so vielschichtig wie das Leben.“ Für die Sterbenden und die Hinterbliebenen gleichermaßen.

    Ausgangspunkt der Betrachtungen des Autors in seinem neuen Buch sind der Tod des griechischen Philosophen Sokrates (469 – 399 v. Chr.) und der Tod Jesu. Sokrates war vor die Wahl gestellt worden, hingerichtet zu werden oder den „Freitod“ durch den giftigen Schierlingsbecher zu suchen. Der Philosoph wählte das Gift und starb, so berichtet sein Schüler Platon, heiter und gelassen. Sehr viel qualvoller war das Sterben Jesu am Kreuz. Und doch: Sein Tod steht für die Erlösung, die Wiederauferstehung, das ewige Leben und – das für Wohlgschaft nicht zuletzt – für die Liebe.

    Auf ihre jeweilige Weise haben Sokrates und Platon das abendländische Denken ebenso geprägt wie der Tod Jesu und das Christentum. Innerhalb der beiden großen christlichen Kirchen wird durchaus kontrovers darüber diskutiert, wie und ob Platons Denken und die christliche Lehre vereinbar seien, wie Hermann Wohlgschaft ausführlich darlegt. Wie ist das mit der Unsterblichkeit, der Wiedergeburt der Seele oder der Transformation des irdischen in ein anderes, ein ewiges Leben? Dürfen wir die Erde, wie der Autor schreibt, „getrost verlassen“, weil wir dank der Liebe Gottes annehmen können, in einer „von irdischen Schranken befreiten Weise“ weiterleben zu dürfen? Oder ist das reines, gleichwohl verständliches Wunschdenken? Verdrängen wir das Tabu oder stellen wir uns dem Unausweichlichen?

    Die Möglichkeiten einer Deutung von Sterben und Tod sind vielfältig, weit über theologische Diskurse hinaus. Hermann Wohlgschaft illustriert das anhand zahlreicher „großer Sterbeszenen“ in bekannten Werken der Literatur und der Musik. Der seit seinem Abschied aus Günzburg vor einigen Jahren inzwischen in Kaufering lebende 74-Jährige beleuchtet in seinem Buch den Tod einst real existierender Personen wie der schottischen Königin Maria Stuart auf dem Weg zum Schafott oder die Hinrichtung Georges Dantons im Zuge der Französischen Revolution unter der Guillotine.

    Zugleich interpretiert er das Sterben literarischer Figuren wie Lessings „Emilia Galotti“ oder den Erlösungstod Elisabeths in Richard Wagners Oper „Tannhäuser“. Hermann Wohlgschaft hat vor Jahren ein dreibändiges Werk über Karl May verfasst – kein Wunder daher, dass auch der scheinbar profane Tod von Winnetou in den umfassenden Zusammenhang des Sterbens eingebettet wird.

    Nicht weniger als zehn Seiten umfassen die vielfältigen Literaturhinweise in Hermann Wohlgschafts neuem Buch. Sie mögen Anregung sein, sich intensiver mit dem Thema Sterben und Tod zu beschäftigen. Auch auf die Gefahr hin, dass es uns Lebenden für immer ein Rätsel bleibt.

    „Große Sterbeszenen der Weltliteratur – Eine geistliche Betrachtung“ von Hermann Wohlgschaft ist erschienen im echter-Verlag, ISBN 978-3-429-o4447-3.

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