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Interview: Neue Führungsmannschaft beim HGV will Burgau voranbringen

Interview

Neue Führungsmannschaft beim HGV will Burgau voranbringen

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    Der Handels- und Gewerbeverein (HGV) Burgau hat sich neu aufgestellt. Vorsitzender ist jetzt Harald Dalm  (links), Stellvertreter ist Michael Hackenberg (Zweiter von rechts). Zum Vorstand gehören unter anderem auch Beisitzer Michael Nagel (Zweiter von links), Schriftführerin Gerlinde Oßwald (daneben), der bisherige Vorsitzende und jetzige Beisitzer Pierre Sauer sowie Kassiererin Monika Böck.
    Der Handels- und Gewerbeverein (HGV) Burgau hat sich neu aufgestellt. Vorsitzender ist jetzt Harald Dalm  (links), Stellvertreter ist Michael Hackenberg (Zweiter von rechts). Zum Vorstand gehören unter anderem auch Beisitzer Michael Nagel (Zweiter von links), Schriftführerin Gerlinde Oßwald (daneben), der bisherige Vorsitzende und jetzige Beisitzer Pierre Sauer sowie Kassiererin Monika Böck.

    Herr Sauer, Sie sind jetzt nach dreieinhalb Jahren als Vorsitzender bei der Jahreshauptversammlung des Handels- und Gewerbevereins (HGV) nicht mehr angetreten, weil Ihnen die Zeit fehlt und jemand mit mehr Präsenz in Burgau das Amt des Vorsitzenden übernehmen sollte. Ihnen folgen Harald Dalm und Michael Hackenberg als Erster und Zweiter Vorsitzender nach. Haben Sie die in den vergangenen Jahren gesteckten Ziele vom neuen Kundenbindungssystem über einen Erlebnis-, Freizeit- und Branchenführer bis zum stärkeren Einbeziehen von Jugendlichen erreicht?

    Pierre Sauer: Wir haben Jugendliche an weiterführenden Schulen einbezogen bei Wirtschaftsprojekten in den neunten Klassen. Es gab Spenden des HGV an die Schulen. Ich habe Vorträge gehalten und etwa die Frage beantwortet, warum es keinen H&M in Burgau gibt. Ein neues Kundenbindungssystem haben wir uns angesehen. Wir waren grundsätzlich angetan davon, aber skeptisch, ob es optimal für uns ist.

    Michael Hackenberg: Wir waren die Ersten, denen es vorgestellt wurde. Man hätte es uns vorführen sollen, dann hätte man sich mehr darunter vorstellen können. Aber es ist mit Sicherheit nicht vergessen.

    Sauer: Der Führer wiederum hätte einen großen Aufwand bedeutet, doch dafür fehlte die Zeit. Deshalb haben wir das nicht umgesetzt und uns auf das Wichtigste fokussiert. Wir müssen jedenfalls festhalten: Große Frequenzbringer kommen in keine Stadt mit weniger als 20000 Einwohnern, deshalb ist es wichtig, sich auf Events zu konzentrieren, um die Leute anzuziehen.

    Hackenberg: Sie kommen nicht mal in Städte unter 15000 Einwohnern. Aber im Vergleich zu vergleichbaren Städten unserer Größenordnung steht Burgau super da. Wir haben viele Ziele, aber alles ist nicht machbar, wie etwa ein Ärztehaus anzusiedeln. Doch die Stadt unterstützt uns, wo sie kann. Aber nicht alles geht so schnell, wie wir es uns wünschen würden. Wir sind jedenfalls froh, dass sich auf dem früheren Zimmermann-Areal etwas tut, das wird die Innenstadt beleben.

    Und wie sieht es damit aus, auch Gewerbetreibende außerhalb der Innenstadt einzubeziehen, die Abwanderung der Kunden nach Augsburg und Ulm zu analysieren und ein Bindeglied zwischen den Branchen und der Stadt zu werden? Ist das erreicht?

    Sauer: Die Hama sollte das treibende Element sein, aber für die Wiederholung gab es zu wenige Interessenten. Aber wir wollen sie wiederholen, genau wie die Gesundheitstage. Andere Branchen sind zu wenig präsent, ja.

    Hackenberg: Wir haben ein gutes Netzwerk in der Stadt, aber nicht jeder passt zu jedem. Das Miteinander funktioniert gut. Es wäre noch mehr machbar, aber oft fehlt die Zeit dafür. Deshalb ist es gut, jetzt mit Harald Dalm (er ist kein Händler, sondern arbeitet bei einem Medienunternehmen in Augsburg im Bereich der Technischen Dienste, seine Frau betreibt ein Geschäft in Burgau; Anmerkung der Redaktion) einen Außenstehenden zu haben, der doch Einblick hat, weil man selbst manchmal betriebsblind ist.

    Sauer: Um die Daten für eine Analyse der Abwanderung zu bekommen, sind wir übrigens zu klein.

    Wie bewerten Sie denn die Situation in Burgau? Es gibt Positives wie die Entwicklung auf dem Ex-Zimmermann-Areal, es gibt Negatives wie die vielen Leerstände.

    Hackenberg: Es muss sich sicher etwas tun, aber es hat sich schon viel getan. Es gibt ja Läden, die es früher nicht gab. Ich beispielsweise habe mein Herrenmoden-Geschäft nicht von meinen Eltern übernommen. Aber wir sind in Burgau nun einmal flächenmäßig begrenzt.

    Harald Dalm: Das ist durch die Geografie der Stadt bedingt. Und wir haben das Pech, dass uns ein wirkliches Zentrum wie in Günzburg der Marktplatz fehlt. Wir haben nur die Stadtstraße, die sich wie ein Schlauch durchzieht.

    Hackenberg: Wir haben tolle Häuser, aber der Denkmalschutz ist da oft ein Problem. Wir könnten auch wie in Jettingen-Scheppach zehn Läden an der Peripherie aus dem Boden stampfen, aber das wollen wir nicht. Und auch in Ulm gibt es Leerstände.

    Sie sprechen die Outlets in Jettingen-Scheppach an. Wie funktioniert es denn in Burgau angesichts der dortigen Konkurrenz und der durch den Online-Handel?

    Hackenberg: Die Outlets ziehen nicht nur aus Burgau Kunden weg. Sie meinen, sie machen dort ein Schnäppchen, dabei kostet es bei uns regulär so viel wie dort reduziert.

    Dalm: Es lebe das Marketing.

    Hackenberg: Es läuft bei uns, aber natürlich sind die Outlets uns ein Dorn im Auge.

    Dalm: Ich sehe das auch so. Doch es ist den Kunden nur schwer zu vermitteln. Keiner macht sich Gedanken, ob es die Sachen vielleicht auch im eigenen Ort gibt. Deshalb muss man die Leute durch Aktionen animieren, vor Ort zu kaufen.

    Sauer: Der Handel muss auf beratungsintensive Kompetenzen bauen und sich seine Lücke suchen.

    Hackenberg: Ich habe aber jetzt vermehrt junge Leute im Geschäft, die eine Beratung für den Tanzschulabschluss wollen, sie wollen das Einkaufserlebnis.

    Dalm: Wenn ich vor Ort kaufe, kennt man mich und weiß, was mir passt.

    Wie sieht es denn mit der Zusammenarbeit mit anderen Orten aus?

    Hackenberg: Was haben wir denn beispielsweise in Jettingen-Scheppach noch außer den Outlets? Nicht mehr viel. Ich komme aus Scheppach und wohne noch immer im Ort. Mit Thannhausen wäre es möglich, aber das ist schon zu weit weg. Aber die Bevölkerung will die Outlets, wir müssen damit leben, wie auch mit dem Internet. Der Kunde wird entscheiden, wie es weitergeht.

    Dalm: In Röfingen gab es mal einen Bäcker und einen Tante-Emma-Laden. Das fanden alle toll, aber das gibt es so nicht mehr. Die Leute sind also gezwungen, zum Einkaufen nach Burgau zu fahren.

    Hackenberg: Aber es gibt wieder mehr Dorfläden, die Leute merken also, dass etwas fehlt. Es ist noch lange nicht alles verloren. Und wir haben trotz der schwierigen Marktsituation ein sehr gutes Jahr 2016 im Geschäft gehabt. Der Kampf wird schwieriger, aber er fruchtet. Man muss sich eben engagieren.

    Dalm: Mit der richtigen Nische hat der Handel seinen Stellenwert. Man muss weg von der Masse, die Leute wollen etwas Besonderes.

    Was bietet Burgau Besonderes?

    Hackenberg: Man bekommt alles, von Uhren über Stehlampen bis zu Wäsche. Woanders gibt es nur Masse, wir haben tolle inhabergeführte Geschäfte. Wir haben viel Personal auf wenig Fläche, woanders gibt es viel Fläche und wenig Personal. Und wir haben kostenlose Parkplätze.

    Und wie es soll es nun weitergehen?

    Hackenberg: Mit noch mehr Aktionen. Auch müssen wir unsere Homepage überarbeiten und wollen bei Facebook präsent sein.

    Dalm: Wir müssen dafür werben, dass die Leute hier einkaufen, und das geht nur über Aktionen.

    Hackenberg: Die Empfehlung ist auch wichtig. Wir haben viele Wiederholungstäter.

    Sauer: In England stagniert der Internethandel, es sortiert sich neu.

    Hackenberg: Selbst Amazon eröffnet jetzt Läden.

    Dalm: Ich glaube auch, dass es sich einpendeln wird.

    Sauer: Es ist an einen Wertewandel gekoppelt. Es ist viel in Bewegung.

    Der HGV Burgau in Kürze

    Der HGV hat 65 Mitglieder. Da es keine weitere Messe Hama gegeben hat, sind laut Sauer mehrere Handwerker ausgetreten. Auch durch Banken-Fusionen sei die Mitgliederzahl gesunken. Das Konto-Gesamtguthaben liegt bei rund 16 900 Euro. Es soll künftig mehr Aktionen in der Stadt geben, beispielsweise zu Ostern, Muttertag und Weihnachten. Angeregt wurde ebenfalls, den Schlosshof an Silvester zu beleben. Die Buden des Weihnachtsmarkts könnten dazu genutzt werden. Außer den Vorsitzenden gehören Kassiererin Monika Böck, Schriftführerin Gerlinde Oßwald, Beisitzer Michael Nagel, Pierre Sauer, Waltraud Pfob und Sabine Schiele sowie die Kassenprüfer Martin Kramer und Hans Rehklau zum Vorstand.

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