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Natur-Serie (1): Wie der Wald im Landkreis sein Gesicht verändert

Natur-Serie (1)

Wie der Wald im Landkreis sein Gesicht verändert

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    Das Eschentriebsterben breitet sich seit mehr als zehn Jahren unaufhaltsam in Bayern aus. Doch wie geht man damit um? Das Bild zeigt einen verjüngten Eschenbestand bei Altenstadt an der Iller mit einzelnen Alteschen und Biotopbäumen.
    Das Eschentriebsterben breitet sich seit mehr als zehn Jahren unaufhaltsam in Bayern aus. Doch wie geht man damit um? Das Bild zeigt einen verjüngten Eschenbestand bei Altenstadt an der Iller mit einzelnen Alteschen und Biotopbäumen. Foto: Bernd Karrer

    Vom 22. bis 28. Juni findet in Bayern wieder die Woche des Waldes statt. Normalerweise finden in diesem Zeitraum Veranstaltungen und Waldführungen für alle am Wald Interessierten zu Wissenswertem über den Lebensraum Wald statt – doch in Zeiten der Corona-Krise können auch beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten keine Veranstaltungen stattfinden. Stattdessen geht es diese Woche in einer Artikelserie in unserer Zeitung um das Thema „Biodiversität im Wald“. Den Anfang macht Bernd Karrer, Leiter des Forstreviers Illertissen.

    Das Eschentriebsterben breitet sich seit 2008 unaufhaltsam in Bayern aus und hat inzwischen einen Großteil unserer heimischen Eschen befallen. Allein in Günzburg mussten Ende vergangenen Jahres 100 Eschen gefällt werden, zwischen Autenried und Biberberg wurden vor drei Jahren etwa 130 kranke Bäume gefällt.

    Zahlreiche erkrankte Eschen sind bereits gefällt worden

    Verursacht wird die Krankheit durch einen Pilz mit dem unscheinbaren Namen „Falsches Weißes Stengelbecherchen“, der aus Asien eingeschleppt wurde. Die Krankheit befällt die Eschen über die Blätter und Triebe und dringt dann weiter in die Äste und das Holz der Bäume vor. Man kann die kranken Eschen gut an ihren verlichteten Kronen mit ihren abgestorbenen Zweigen und Ästen erkennen. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es häufig zum Absterben des Baumes. Zahlreiche befallene Einzelbäume wurden inzwischen an Straßen und in der Nähe von Häusern aus Sicherheitsgründen gefällt. Nicht nur das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Krumbach fragt: Was geschieht mit großen Waldbeständen, die überwiegend aus Eschen bestehen?

    So setzt sich der Illerauwald zwischen Illertissen und Altenstadt zum Beispiel zu über 90 Prozent aus dieser Baumart zusammen. Man könnte den Auwald einfach sich selbst überlassen und die alten Eschen absterben lassen. Eine Katastrophe bietet aber auch die Chance für einen Neuanfang. So haben sich die Stadt Illertissen und der Markt

    Wald entlang der Iller diente zur Brennholzgewinnung

    Der Wald entlang der Iller diente in früheren Zeiten hauptsächlich zur Brennholzgewinnung. Einzelne Parzellen wurden in regelmäßigen Abständen abgeschlagen und die Stämme und Äste samt dem Unterholz genutzt. Bei der angrenzenden Waldgenossenschaft Jedesheim wird beispielsweise heute noch der Begriff „Wellen“ verwendet. Es handelt sich hierbei um eine alte Maßeinheit für das Reisholz.

    Nachdem die Brennholznutzung vor etwa 100 Jahren weitgehend ihre Bedeutung verloren hatte, ließ man die Wälder durchwachsen. Es entstanden die heutigen lichten Eschenwälder mit ihren astreichen, kurzstämmigen Bäumen. Da die Eschen nun krank sind und abzusterben drohen, werden sie gefällt und als Brennholz oder teilweise für Möbel genutzt. Gesunde Eschen bleiben und können sich unter Umständen noch natürlich vermehren. Vielleicht können auf diese Art und Weise widerstandsfähigere Individuen die Krankheit überdauern.

    Neue Pflanzen sind so groß, dass sie nicht vom Rehwild verbissen werden können

    Vorhandene Biotopbäume sind wichtiger Lebensraum für Vögel, Insekten und Pilze und bleiben natürlich auch stehen. Das Reisig, das beim Pflanzen hinderlich ist, wird auf Haufen geschichtet und dient vielen Arten als Unterschlupf. Die verbleibende Fläche wird dann neu bepflanzt mit Pflanzen, die bereits so groß sind, dass sie vom Rehwild nicht verbissen werden können. Dazu wird mit einem sogenannten Krümler der Boden um die Pflanzlöcher so gelockert, dass die großen Wurzeln genügend Platz haben und die Pflanzen gut anwachsen können.

    Auf diese Art und Weise wurden von Illertissen und Altenstadt in den vergangenen acht Jahren auf etwa 20 Hektar Fläche 112000 junge Bäume gepflanzt. An erster Stelle steht die Stieleiche mit einem Anteil von 40 Prozent, gefolgt von Spitzahorn, Vogelkirsche, Flatterulme, Bergahorn. Auch Schwarznuss, Amerikanische Roteiche und Esskastanie haben ihren Platz gefunden. Saalweiden und Baumhasel entlang der Wege sind auch für Insekten interessant. Für all diese Hauptbaumarten ist ein Nebenbestand aus Winterlinde und Hainbuche wichtig, der für ein günstiges Waldinnenklima sorgt. Damit wird auch der Boden beschattet und das üppig wachsende Unkraut zurückgedrängt.

    Mit diesen Umbaumaßnahmen werden wichtige Investitionen für künftige Generationen getätigt. Es entstehen hochwertige, standortgerechte Wälder mit einem breiten Spektrum an Baumarten. Der umweltfreundliche Rohstoff Holz wird laut Karrer sicher auch in Zukunft seine Bedeutung behalten. Und natürlich entnimmt jedes der zahlreichen Bäumchen mit seinem Wachstum der Atmosphäre CO2 und entlastet dadurch unser Klima. (zg)

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