Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Musik-Kabarett: Aus dem geplagten Leben eines Pädagogen

Musik-Kabarett

Aus dem geplagten Leben eines Pädagogen

    • |
    D’ Lehrer: (von links) Raimund Gensbaur, Andreas Pielmeier und Hedi Gensbaur ließen in das geplagte Innenleben der Pädagogen blicken. Beim neuen Programm bekommt das Kultusministerium sein Fett ab.
    D’ Lehrer: (von links) Raimund Gensbaur, Andreas Pielmeier und Hedi Gensbaur ließen in das geplagte Innenleben der Pädagogen blicken. Beim neuen Programm bekommt das Kultusministerium sein Fett ab. Foto: Emil Neuhäusler

    Das Motto „Brauchst ned neidisch sei“ stand gleichsam als Provokation im Mittelpunkt der Präsentation des neuen Programms der Günzburger Band „d’ Lehrer“ am Freitagabend auf der Dilldapper Bühne Ichenhausen. Bildhafte Episoden zeichnete „Oberlehrer“ Raimund Gensbaur aus dem geplagten Leben eines Lehrers in Wort und Gesang. Doch am Schluss des rund zweistündigen Programms kam Frontmann und Gitarrist Gensbaur vom Maria Ward-Gymnasium Günzburg, musikalisch begleitet von Hedi Gensbaur von der Volksschule Reisensburg am Bass und Andreas Pielmeier von der Maria Ward-Realschule

    Das ausverkaufte Konzert lässt den Schluss zu, dass das Vorgängerprogramm „fauler Sack“ Eindruck hinterlassen hat und die Band echte Fans gewinnen konnte. Mit satirischen und ironischen Texten und Songs verrät der Alleinunterhalter eigene Erfahrungen und lässt Einblicke in das Innenleben eines Lehrers zu. Hinter der Ironie steckt viel Wahrheit, und viele Aspekte des Schullebens geben Anlass zum Philosophieren. Jedem Lied liegt ein Thema zugrunde, das vorweg aufbereitet wird, denn auch der Nichtlehrer soll verstehen.

    In den Songs, in denen Realschullehrer Pielmeier an den Drums hervorragend rhythmische Akzente setzte, wird die Sichtweise Gensbaurs vertieft und genüsslich aufbereitet. Den Rahmen des Programms bildet eine „Schilf“ (schulinterne Fortbildung), die im Laufe des Konzerts selbst auf die Schippe genommen wird. Denn es gibt Fortbildungen, in denen „langsam, sehr langsam“ das Interesse schwindet, sich gähnende Leere breit macht und am Schluss allein die Erkenntnis bleibt: „Der Kaffee war gut!“. Seufzend erschallt das zustimmende „O Ja“ aus den Kehlen der anwesenden Lehrer auf die Frage: „Kennt ihr solche Fortbildungen?“

    Natürlich beginnt die Vorstellung mit dem Schulgong, der vom Lehrer im Laufe des Schulalltags oftmals als Retter herbeigesehnt wird und manchmal sogar zu spät kommt, wenn dem Pädagogen „die lieben Rotzlöffel“ das Leben schwer machen. Beifall finden die fantasiereichen Ausreden von Schülern, wenn es darum geht, das Fernbleiben vom Unterrecht zu entschuldigen. Ansonsten spielen die Schüler jedoch nicht die große Rolle im neuen Programm der „d‘Lehrer“. Dagegen bekommt das „Ministerium für Schilf und Binsen“ sein Fett ab. In einem der unzähligen Zimmer des Amtes wird eine Idee geboren, bespöttelt der Gymnasiallehrer, und wenn diese dann durch die endlosen Gänge geschoben an der Schule ankomme, wisse man nicht mehr, was der Anfangsgedanke war. „Es gibt a Reform und no a Reform und a Reform von dr Reform“ singt er. Schlagworte wie Inklusion, Kombiklasse, Flexibilisierung, G 8 werden geboren und am Ende bleibt doch alles beim Alten. Zudem geißelt er die „Formularitis“ und zeigt an pointierten Beispielen auf, wie Formulare den Menschen von der Wiege bis zur Bahre begleiten.

    Über die besondere Spezies der Lehrer denkt Gensbaur ebenfalls nach. „Mei san mir gscheid, gscheider, mir san blöd!“, meint er, und verweist auf öffentlich bekannte Personen wie die Geissens, Mario Barth oder Cindy von Marzahn, „über die sich die Leit totlachen“. Weiter sinniert Gensbaur über Kompetenz, Toleranz, Lieblingslehrer, Komplexität, Strafarbeiten und Unterrichtsbefreiung vor den Schulferien, und viele Inhalte beweisen: „Brauchst ned neidisch sei“. Oder doch?

    „Wer Lehrer ist, ist froh, und wer nicht, ist froh, dass es uns gibt!“, gibt sich der Sänger selbstbewusst. Das Publikum fällt begeistert in das „Halleluja“ des letzten Liedes ein, fordert Zugabe und bekommt auch eine: „Der Abstand zum Nirwana wird immer kloaner“. Der kräftige Schlussapplaus galt der Leistung der drei Künstler, wirkte aber auch wie eine Anerkennung für den Lehrerberuf insgesamt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden