„Sie klingen wie ein ganzes Festival, verpackt in nur einer Band“: So charakterisierte ein Radio-Reporter die Gruppe Cara (zu Deutsch: Freund), die im Leipheimer Zehntstadel auftrat. Denn das Quintett präsentiert zwar überwiegend Irish Folk, verbindet diesen aber auch mit anderen Musikstilen. Das zeigt sich schon beim Auftakt mit einem Instrumentalstück.
Zu Beginn klingt der Dudelsack von Hendrik Morgenbrodt wie eine indische Sitar. Die Geige von Gudrun Walther bildet dazu eine Unterstimme mit langen Notenwerten. Danach hat sie ein Solo, das anmutet wie ein jauchzender Jodler. Dann geht die Melodie über in einen Jig, einen traditionellen irischen Tanz. Gitarre (Jürgen Treyz), Piano (Kim Edgar) und Bodhran – also die irische Rahmentrommel – steigen ein. Der Schlagzeuger Rolf Wagels präsentiert rasante Wirbel und rasche Wechsel zwischen hohen und tiefen Tönen. Der Sound des Ensembles ist mal hüpfend und mal fliegend.
Die Pianistin und Sängerin Kim Edgar kommt aus Schottland, die übrigen vier Musiker stammen aus allen Teilen Deutschlands. Aber auch die deutschen Mitglieder der Gruppe haben sich lange und intensiv mit Irish Folk auseinandergesetzt, teilweise schon seit ihrer Kindheit. So pflegen sie die Tradition mit der Ballade vom Ritter Musgrave, gesungen von Gudrun Walther, die auch zur Knopfharmonika greift. Der alte Lord Bernard hat eine junge Frau. Diese betrügt ihn mit dem jungen Ritter Musgrave. Daraufhin tötet der Lord den Ritter im Duell und ersticht anschließend seine Frau. Danach bereut er seine Tat, denn er hat seinen besten Krieger und seine schöne Frau verloren. „Das Bereuen dauert drei Strophen“, erklärt Gudrun in der Ansage. Manchmal bürstet Cara die Tradition aber auch gegen den Strich. So ist es in Schottland üblich, Lieder zu schreiben, in dem ein Mann eine Frau ermordet. Kim singt jedoch ein Lied, in dem eine Frau ihren tyrannischen Mann mit einem Stein erschlägt. Bei vielen Stücken ergänzen sich die dunkle Stimme von Kim und die helle Stimme von Gudrun zu einem perfekten Harmoniegesang, wie ein weibliches Pendant zu Simon and Garfunkel. Dann darf sich Hendrik mit einem Solo in Szene setzen. Das Stück „A Trip to Blarney“ beginnt gleichsam wie mit einem Signal eines Schiffes, das aus dem Hafen fährt. Dann wird mit langsamen Tönen das Panorama auf hoher See dargestellt. Allmählich kommen dann Vibrati und Borduntöne in die Melodie. Am Ende schlagen temperamentvolle Wellen um das Schiff.
Auch politische Inhalte fanden den Weg ins Programm von Cara. Beim Leipheimer Konzert stellt die Gruppe ein ganz neu komponiertes Lied vor. Gudrun hat ihre Teenagerzeit sehr positiv in Erinnerung. Der Kalte Krieg wurde beendet, Europa wuchs zusammen. Heute wird wieder Krieg geführt, nämlich gegen den Terrorismus, und Europa ist in vielen Fragen uneins, zum Beispiel bei den Flüchtlingen oder den Klimazielen. Daraus macht sie einen Blues mit einem englischen Text und dem Titel „Isn´t it time to be worried?“ Ein Refrain lautet: „Isn´t it time to be worried from the bottom of our heart? Isn´t it time to be angry and get up and play our parts?“ Das begeisterte Publikum lässt Cara erst nach drei Zugaben von der Bühne.