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Leipheim: Areal Pro: Startschuss für das Gaskraftwerk Leipheim

Leipheim

Areal Pro: Startschuss für das Gaskraftwerk Leipheim

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    Baustelle für das Gaskraftwerk auf dem Areal Pro in Leipheim. Dort entsteht bis August 2023 ein Reservekraftwerk, das die Stromversorgung in der Region garantieren soll.
    Baustelle für das Gaskraftwerk auf dem Areal Pro in Leipheim. Dort entsteht bis August 2023 ein Reservekraftwerk, das die Stromversorgung in der Region garantieren soll. Foto: Bernhard Weizenegger

    Es war eine zähe Geburt. Fast elf Jahre ist diskutiert, gestritten, geplant, verworfen, erneut geplant und mehrfach auf die endgültige Genehmigung gewartet worden. Am Mittwoch nun konnte der Grundstein für ein Gaskraftwerk auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Leipheim gelegt werden. Vertreter der beteiligten Unternehmen und der (Kommunal-) Politik betonten dabei, das Gaskraftwerk sei – wenn im kommenden Jahr alle Atomkraftwerke vom Netz genommen sind - ein wichtiger Beitrag zur sicheren Stromversorgung im Süden Deutschlands. Das Besondere am Leipheimer Gaskraftwerk: Es soll nicht in den Dauerbetrieb der Stromproduktion gehen, sondern „nur“ den Notfall verhindern.

    Zur Grundsteinlegung brachte das Unternehmen einen Findling aus dem Braunkohle-Tagebau in der Lausitz als Zeichen der Verbundenheit mit.
    Zur Grundsteinlegung brachte das Unternehmen einen Findling aus dem Braunkohle-Tagebau in der Lausitz als Zeichen der Verbundenheit mit. Foto: Bernhard Weizenegger

    Sebastian Lindner und Thomas Hörtinger sind die Geschäftsführer der Gaskraftwerk Leipheim GmbH & Co. KG (GKL), die den Bau des Kraftwerks mit einer geplanten Stromleistung von 300 Megawatt projektiert. Die GKL wiederum ist eine 100-prozentige Tochter der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG) aus dem Osten Deutschlands, weshalb als Grundstein ein mächtiger Findling aus dem Lausitzer Braunkohlerevier nach Leipheim gekarrt worden war – als Zeichen der Verbundenheit beider Regionen, wie Lindner und Hörtinger erklärten. Zugleich erläuterten sie, das Gaskraftwerk auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände, das im August 2023 in Betrieb gehen soll, sei ein sogenanntes „besonderes netztechnisches Betriebsmittel“, kurz bnBm genannt.

    Thomas Hörtinger und Sebastian Lindner (von links) sind die beiden Geschäftsführer der Gaskraftwerk Leipheim GmbH & Co. KG.
    Thomas Hörtinger und Sebastian Lindner (von links) sind die beiden Geschäftsführer der Gaskraftwerk Leipheim GmbH & Co. KG. Foto: Bernhard Weizenegger

    Gaskraftwerk in Leipheim dient in erster Linie der Netzstabilität

    Für den Normalverbraucher übersetzt: Das Gaskraftwerk dient nicht in erster Linie der Stromproduktion, sondern vorrangig der Netzstabilität. Angefahren werde das Gaskraftwerk nur dann, wenn es mangels Strom aus Wind- und Solarenergie im Zuge der Energiewende zu gefährlichen Schwankungen im Netz und damit zu möglichen Stromausfällen kommen könnte, erläuterten die beiden GKL-Geschäftsführer.

    Was kostet das Leipheimer Gaskraftwerk? Von offizieller Seite werden keine Zahlen genannt. Inoffiziell ist von 250 bis 400 Millionen Euro die Rede. Wie rentiert sich das, wenn nur im Notfall Strom produziert wird? Die nahe liegende Antwort: Dem Staat, der Wirtschaft, dem Verbraucher und damit letztlich dem Steuerzahler sind die Versorgungssicherheit beim Strom derart hohen Summen wert.

    Landrat Hans Reichhart: Mit Gaskraftwerk werden Investitionen vor Ort getätigt

    Mit an Bord beim Leipheimer Gaskraftwerk ist auch die Siemens-Tochter Energy Global. Firmenvertreter Thomas Schneider ging in seiner kurzen Rede davon aus, dass nach dem nahenden Ende für Atom- und Kohlestrom die Gaskraftwerke mutmaßlich doch in den Dauerbetrieb gehen müssten, um die künftig notwendigen Strommengen generieren zu können. Vor allem wünschte sich Schneider, dass Genehmigungsverfahren künftig deutlich kürzer ausfallen, als dies im Falle Leipheim geschehen.

    An der Baustelle für das Gaskraftwerk auf dem Areal Pro in Leipheim wurde die symbolische Grundsteinlegung gefeiert.
    An der Baustelle für das Gaskraftwerk auf dem Areal Pro in Leipheim wurde die symbolische Grundsteinlegung gefeiert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der Leipheimer Bürgermeister Christian Konrad ging ebenfalls auf die lange und wechselhafte Geschichte des Gaskraftwerks ein. Nicht selten habe das Aus gedroht. Er sei froh, dass alle Beteiligten trotz vieler Widerstände am Ball geblieben seien – nicht zuletzt im Interesse einer sicheren Stromversorgung für die Bürger und die Wirtschaft in der Region. Auch Landrat Hans Reichhart würdigte den Umstand, dass es gelungen sei, das Gaskraftwerk im Landkreis hochzuziehen und damit vor Ort Investitionen in die Zukunft zu tätigen – so wie insgesamt mit dem Gewerbegebiet Areal Pro auf dem früheren Fliegerhorstgelände.

    Ministerialdirektorin Dr. Ulrike Wolf sprach als Vertreterin des bayerischen Wirtschaftsministeriums.
    Ministerialdirektorin Dr. Ulrike Wolf sprach als Vertreterin des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Foto: Bernhard Weizenegger

    Gaskraftwerk Leipheim: Bundeswirtschaftsministerium hat Widerstand geleistet

    Als Vertreterin des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erklärte Ministerialdirektorin Ulrike Wolf, Bayern habe frühzeitig für den Bau von Gaskraftwerken gekämpft - trotz mancher Widerstände aus dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin und von der Bundesnetzagentur in Bonn. In Bayern sei es mittlerweile gelungen, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion auf 51 Prozent und damit über Bundesdurchschnitt anzuheben. Das Gaskraftwerk Leipheim sei ein zusätzlicher und wichtiger Beitrag, die Stromversorgung und die Netzsicherheit „auf dem derzeit hohen Niveau“ auch in Zukunft gewährleisten zu können.

    Nach Auskunft des Unternehmens erfolgt die Gasversorgung für das Gaskraftwerk Leipheim über alle marktüblichen Quellen. Genauer spezifizieren könne man dies nicht. Selbstverständlich müssten Leitungen zur Gaszufuhr gelegt werden und müsse das Kraftwerk, um nach seiner Inbetriebnahme seinen eigentlichen Zweck (Versorgungssicherheit, Netzstabilität) zu erfüllen, an das Gas- wie auch an das Stromnetz angeschlossen werden.

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