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Leipheim: Geplante Großprojekte: Wächst Leipheim zu schnell?

Leipheim

Geplante Großprojekte: Wächst Leipheim zu schnell?

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    Das Areal Pro und die Stadt Leipheim wachsen. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik zählte man 2016 erstmals mehr als 7000 Einwohner in Leipheim.
    Das Areal Pro und die Stadt Leipheim wachsen. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik zählte man 2016 erstmals mehr als 7000 Einwohner in Leipheim. Foto: Bernhard Weizenegger

    Wirtschaftsunternehmen und Städte haben eines gemeinsam: Beide streben nach Wachstum – so auch Leipheim. Zwei geplante Großprojekte in dieser Stadt wurden nach Informationen unserer Redaktion im nicht öffentlichen Teil der vergangenen Sitzung des Umwelt-, Grundstücks-, Bau- und Innenstadtausschusses diskutiert.

    Es geht um die Vorhaben zweier Investoren: Einer plant auf einer Fläche von einem Hektar im Stadtteil Riedheim ungefähr 20 Häuser, ein weiterer ein gemischtes Gebiet aus Wohnungen und Gewerbe mit 150 Wohneinheiten an der Hermann-Köhl-Straße. Leipheims Bürgermeister Christian Konrad (CSU) verwies bei diesen Vorhaben auf die fehlende Infrastruktur der Stadt, bestätigt Ausschussmitglied und Leipheims Dritter Bürgermeister Willi Riedel (SPD). Muss Leipheim also auf die Notbremse drücken, weil es sonst aus allen Nähten platzt?

    Investoren wollen mehrere Wohneinheiten in Leipheim bauen.
    Investoren wollen mehrere Wohneinheiten in Leipheim bauen. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    In diesen Bereichen sieht Leipheims Bürgermeister Konrad Handlungsbedarf

    Der Bauvorschlag in der Hermann-Köhl-Straße sei auch zunächst in dieser Form abgelehnt worden, weil einige Stadträte befürchteten, dass es zu einer Art Gettobildung komme, sagt Riedel. Konrad präzisiert: Die Stadtverwaltung lehne die Gesuche der beiden Investoren nicht ab, sie lege sie nur auf Eis, bis die Stadt mit der Infrastruktur so weit sei. Dieser Empfehlungsbeschluss der Stadt soll in der Stadtratssitzung am 17. März noch bestätigt werden. Einzelne Bauprojekte seien jedoch nicht von einem Stopp betroffen. Es seien auch noch keine Projekte abgelehnt worden. An den Investoren liege die Pause nicht. Diese wollten auch an den Bauprojekten festhalten. Wer die Investoren an den beiden Standorten genau sind, dazu wollte sich Konrad nicht äußern.

    Konkret fehle es an der Infrastruktur für Wasser, Abwasser sowie an Kindergartenplätzen. Bliebe die Infrastruktur auf dem aktuellen Stand, dürfte Leipheim nicht weiter wachsen. Konrad sagte gegenüber unserer Redaktion: „In der Stadt ist schon ganz schön Druck im Kessel.“ Werde die Infrastruktur aber wie geplant angeglichen und würden zugleich zwei neue Kindergärten geschaffen, könnte Leipheim in den nächsten fünf Jahren 400 bis 500 neue Einwohner vertragen. Aktuell wohnen in der Stadt 7340 Menschen (Stand 30. September 2020).

    In den nächsten fünf Jahren müsse die Stadt ungefähr 7,5 Millionen Euro für die Wasser-, drei Millionen für die Abwasserversorgung und vier Millionen Euro für Kindergartenplätze investieren.

    So will die Stadtverwaltung die Infrastruktur in Leipheim an den wachsenden Bedarf anpassen

    Was wird aktuell getan, um die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen? Ein Punkt: die Wasserversorgung. Konkret warte die Stadtverwaltung noch auf ein Gutachten. Aktuell liefen Rohrnetzberechnungen für Wasser und Abwasser. Diese sollen zeigen, wie viel Wasser die Rohre aufnehmen und verarbeiten können. Zudem müsse sich die Stadtverwaltung mit dem Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt abstimmen. Leipheim habe immer Probleme mit Hochwasser, sagt Konrad. Das Donauwasserwerk müsse deshalb an die aktuellen Regeln zum Hochwasserschutz angepasst werden. Auch eine Erneuerung des Fliegerhorstwasserwerks aus den 1930er-Jahren sei notwendig. Dort müsse geschaut werden, welche technischen Maßnahmen erforderlich sind, das Werk auf den neuesten Stand zu bringen.

    Ebenfalls zum Thema Wasser lässt sich eine wasserrechtliche Genehmigung zählen, um die doppelte Wassermenge in den Rohren führen zu können. Zudem benötige Leipheim einen dritten Brunnen. Wenn die Stadtverwaltung wisse, ob sie diesen dritten Brunnen bekomme, ob sie in der Wasserversorgung selbstständig bliebe, und sich dann mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt habe, beginne die Planung. Dann folgten erst die Maßnahmen.

    Mehr Einwohner bedeuten oft auch mehr Kindergartenkinder. Deshalb diskutierte der Stadtrat bereits über einen weiteren Kindergarten in Leipheim.
    Mehr Einwohner bedeuten oft auch mehr Kindergartenkinder. Deshalb diskutierte der Stadtrat bereits über einen weiteren Kindergarten in Leipheim. Foto: Bernhard Weizenegger

    Geplanter Kindergartenneubau in Leipheim: Das ist der aktuelle Stand

    Ein weiterer Punkt in der Infrastruktur ist der geplante Kindergarten. Der Arbeitskreis „Kita Neubau“ unter Leitung von Leipheims Zweitem Bürgermeister Horst Galgenmüller (UWG) nimmt Form an: Er hat sich nun offiziell gegründet und die Arbeit aufgenommen. Dem Arbeitskreis vorangegangen war eine Diskussion in der vergangenen Stadtratssitzung am 20. Januar. Das Gremium erarbeitet bis zur Ratssitzung am 17. März vorbereitende Maßnahmen für den Stadtrat.

    Langfristiges Ziel des Arbeitskreises sei es, den Ratsbeschluss vom Oktober vergangenen Jahres, einen Kindergartenneubau, so schnell wie möglich umzusetzen, teilte die UWG in einer Mitteilung mit. Bislang wurde bereits eine Mitarbeiterin eingestellt, die sich in Teilzeit um die Kindergartenverwaltung kümmere. Sie habe etwa bereits Einstellungsgespräche mit potenziellen Erzieherinnen geführt, sagte Galgenmüller auf Nachfrage der GZ.

    Verändert das Wachstum den Charakter der Stadt Leipheim?

    Ein Ausbau bei Wasser, Abwasser, Kindergarten – ist das auch das Ergebnis eines gewissen Baubooms? Insgesamt sei ein Baudruck in Leipheim vorhanden, sagte Konrad. Dieser werde auch in den nächsten Jahren bestehen bleiben. Als Grund sieht er erstens, dass Leipheim wachse und an Attraktivität gewonnen habe. Zweitens schaffe das Areal Pro Arbeitsplätze, was wiederum die Nachfrage nach Bauland steigen lasse. Ein dritter Faktor sei, dass die nahe gelegene Großstadt Ulm zu teuer werde. Deshalb würden viele Menschen nach Leipheim ziehen.

    Ändert sich durch das Wachstum auch der Charakter Leipheims? „Früher war es eine Stadt mit dörflichem Charakter, jetzt eine richtige Stadt. Das merkt man schon“, sagte Konrad. Das Wachstum sei noch im Rahmen, noch schneller dürfe es aber nicht gehen. Die geplante Unterbrechung sei zwar gut, damit sich die neu Zugezogenen gut in die Stadt einfügen könnten. Das sei aber nicht der Grund für den geplanten Aufschub der beiden Großprojekte.

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