Über sich sagt Manuela Stone: „Ich bin Grundoptimistin.“ Diese Basis-Zuversicht wird aber gerade auf eine harte Probe gestellt. Denn der Eröffnungstermin für das Legoland, einer der größten Freizeitparks in Deutschland, kann wieder nicht gehalten werden. Der 27. März als Zieldatum ist mit der jüngsten Zusammenkunft der Länderchefs und der Bundeskanzlerin passé. Denn im Lockerungskonzept des faktischen Corona-Beratungsgremiums haben Freizeitparks vorerst keinen Platz gefunden. Und selbst wenn es ein „Ja“ gibt: „Wir können nicht von heute auf morgen aufmachen, benötigen einen Vorlauf von ungefähr drei Wochen“, sagt die Chefin der Günzburger Klötzchenwelt. Noch hat sie wenigstens die zweite Woche der bayerischen Osterferien nicht abgeschrieben, um dann erstmals die Parktore öffnen zu können. „Aber dann brauchen wir in den nächsten Tagen auf jeden Fall eine Tendenz“, sendet Stone ein Signal an die Politik.
Sie kann nicht verstehen, dass Zoos im Gegensatz zu Freizeitparks öffnen dürfen, „obwohl beide Einrichtungen sich im Prinzip an dieselbe Kundschaft richten: Familien.“
Die Unsicherheit wächst, die Frustration auch
Das sei in der gesamten Merlin-Entertainmentgruppe, zu der Legoland Deutschland gehört, auf Kopfschütteln gestoßen. Neben diesem Unverständnis wachse unter den Mitarbeitern auch Unsicherheit und Frustration. Die 248 Festangestellten werden deshalb in der kommenden Woche zu einer virtuellen Konferenz eingeladen – um gemeinsam Kraft zu sammeln und ins Bewusstsein zu rufen, „dass wir auch im vergangenen Jahr und trotz Corona im Park viel Spaß und Freude vermitteln konnten“. Außerdem sei das eigene Mitarbeiter-Restaurant vergrößert worden. Die Erste-Hilfe-Station ist innerhalb des Parkgeländes umgezogen und modernisiert worden. Gute Nachrichten in einer miesen Zeit.
Manuela Stone denkt aber auch an die 471 Saisonkräfte in Vollzeit und Teilzeit, denen bislang immer am Ende der Saison ein Vertrag vorgelegt worden ist, dass sie auch im Jahr darauf ihre Arbeit im Legoland fortsetzen können. Diesmal: Fehlanzeige, weil niemand sagen konnte, wann es tatsächlich weitergeht. Das finanzielle Risiko, Personal zu zahlen, obwohl dann im ungünstigen Fall Besucher noch wochenlang keinen Zutritt haben, können die Verantwortlichen nach eigenen Angaben nicht eingehen. „Und in Kurzarbeit kann ich niemanden schicken, den ich ihn während des Lockdown anstelle“, beschreibt Stone ihr Dilemma. Die Situation sei „nevenzerreißend für das ganze Team. Wir alle brauchen Antworten, wie es weitergehen soll.“
Schlechter als vor einem Jahr
Die Lage sei schlechter als noch vor einem Jahr. Damals sei alles vorbereitet gewesen, das Legoland stand vor der Eröffnung – bis der erste Lockdown gekommen sei. Diesmal habe man die Beschäftigten noch nicht einmal vollständig rekrutieren können.
Zu den Saisonkräften kämen noch Mini-Jobber und weitere Mitarbeiter sowie die Belegschaft mit einem festen Arbeitsplatz. In Summe müssten 1100 Personen für die Saisoneröffnung zur Verfügung stehen.
Dass vor den Toren Günzburgs ein großes Rad gedreht wird, lässt sich noch an einer anderen Zahl festmachen: Fürs Feriendorf und das Hotel stehen aus der vergangenen Saison noch knapp 3000 Umbuchungen an, die abgearbeitet werden müssen.
Irgendwann geht auch die Flexibilität zu Ende
Auch Lieferanten, Partnerhotels und viele kleinere Beherbergungsbetriebe, die über den Winter investiert hätten, wüssten momentan nicht, mit was sie zu rechnen haben. Das könne irgendwann auch nicht mehr selbst mit der größten Flexibilität aufgefangen werden, mahnt Stone. Sie gibt am Mittwoch zum „touristischen Jahresauftakt“ des Regionalmarketings Günzburg ein virtuelles Statement ab.
Das ist im Legoland 2021 geplant
Trotz der auf einen unbekannten Zeitpunkt verschobenen Eröffnung planen die Verantwortlichen des Legolands die Saison. Die Langen Nächte im Sommer und der Park im Halloween-Kostüm im Herbst werden danach auch 2021 beibehalten.
Über neue Attraktionen soll zu einem späteren Zeitpunkt genauer informiert werden. Ein Ziel ist es, in einem Bereich des Parks, Lego wieder erlebbarer zu machen. Das kündigte Parkchefin Manuela Stone am Dienstag gegenüber unserer Redaktion an. Außerdem solle es einen "Augen- und Ohrenschmaus" geben. (ioa)
Die neue Legoland-Saison, wird sie vermutlich konstatieren, fängt nicht besser an, als die alte aufgehört hat. Sollte es nicht möglich sein, wenigstens gleich nach Ostern zu öffnen, sind Umsatzeinbußen im hohen einstelligen Millionen-Eurobereich gewiss. Aussichten, die auch einer Grundoptimistin wie Stone zu schaffen machen.
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