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Landwirtschaft: Was es bedeutet, wenn ein Landwirt auf "Bio" setzt

Landwirtschaft

Was es bedeutet, wenn ein Landwirt auf "Bio" setzt

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    Stefan Geiger aus Opferstetten (Mitte) hat vor mehr als drei Jahren seinen Betrieb mit mehr als 100 Tieren auf ökologischen Landbau umgestellt. Grundsätzlich bestimmen der Handel und das Einkaufsverhalten der Verbraucher den Markt. Über seinen Betrieb informierten sich Landwirtschaftsdirektor Reinhard Bader (rechts) und AELF-Behördenleiter Axel Heiß.
    Stefan Geiger aus Opferstetten (Mitte) hat vor mehr als drei Jahren seinen Betrieb mit mehr als 100 Tieren auf ökologischen Landbau umgestellt. Grundsätzlich bestimmen der Handel und das Einkaufsverhalten der Verbraucher den Markt. Über seinen Betrieb informierten sich Landwirtschaftsdirektor Reinhard Bader (rechts) und AELF-Behördenleiter Axel Heiß. Foto: Peter Wieser

    Was sind die Erwartungen, was macht der Markt? Ort der Erntepressefahrt, bei der das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Krumbach (AELF) in jedem Jahr zu Anbau- und Erntesituation informiert, war am Freitag der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Geiger im Bibertaler Ortsteil Opferstetten. Ziel sei es, ein objektives Bild über die verschiedenen Facetten der Landwirtschaft und was sie bedeute, an die Bevölkerung weiterzugeben, so Behördenleiter Axel Heiß.

    Im Januar 2016 hatte Stefan Geiger seinen Betrieb von konventioneller Landwirtschaft auf ökologischen Landbau umgestellt. Seine Einstellung sei gewesen: Weg vom Pflanzenschutz und den Betrieb geordnet an die Bevölkerung herüberzubringen, so Geiger. Schwerpunkt ist die Milchviehhaltung mit mehr als 100 Tieren.

    Die Erträge werden weniger

    „Bio“ ohne Tierhaltung sei auf lange Zeit schwierig. Die bewirtschafteten Flächen dienten größtenteils zur Eigenverwertung, der Betrieb sei so aufgestellt, dass diese ausreichend für die Tierhaltung zur Verfügung stünden. Man lebe nicht besser oder schlechter als bisher, man lebe anders – auch wenn Erträge im Gegensatz zu denen, wie zuvor im konventionellen Bereich, weniger seien, erklärte Geiger, der weiterhin auf dieser Schiene fahren will.

    Von den insgesamt 1879 landwirtschaftlichen Betrieben im Dienstgebiet des AELF sind 132 Öko-Betriebe. Dies sind etwa sieben Prozent. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt rund 40 Hektar, etwa ein Viertel mehr als bei einem konventionellen Betrieb, begründet durch den größeren Flächenbedarf. Aufgrund der deutlich besseren Erlössituation im Milchsektor hat der ökologische Landbau ab 2017 deutlich an Bedeutung gewonnen. Die Entwicklung hin zu Öko-Betrieben liege bei etwa zwölf Prozent, sie seien tendenziell auch die größeren Betriebe, so Landwirtschaftsdirektor Reinhard Bader. Zum einen stehe die Landwirtschaft unter der Beobachtung der Gesellschaft, letztendlich sei sie immer mit der Orientierung auf dem Markt auf der Suche nach einer Nische. Auch bei der Familie Geiger sei dies vor drei Jahren so der Fall gewesen.

    Beste Wachstumsbedingungen für Mais

    Wie sieht sie Situation vor der Ernte allgemein aus? Inzwischen wurde bereits mit dem Dreschen der Wintergerste begonnen. Der Januar sei von den Temperaturen im Durchschnitt gelegen. Durch den milden Februar und März seien die Kulturen gut über den Winter gekommen und die Aussaatbedingungen seien sehr gut gewesen. Gerade der überaus heiße und trockene Juni habe eine sehr rasches Abreifen des Getreides bewirkt. Beste Wachstumsbedingungen auch für Mais – „der hat sich bombig entwickelt“, so Bader – und bestes Erntewetter für Grassilage und Heu.

    „Das große Glück war, dass die Niederschläge heuer gleichmäßiger verteilt waren.“ Bader bezog sich aber auch auf den Starkregen und den Hagel am 1. Juli, speziell zwischen Ichenhausen und Leipheim ( Unwetter: Bäume stürzen um, Land unter in Ichenhausen) : Hier sei es beim Mais, bei Zuckerrüben und Kartoffeln dann doch an manchen Stellen zu Schäden gekommen.

    Gegenüber dem Vorjahr haben 27 Betriebe die Landwirtschaft aufgegeben, was einen Rückgang von 1,4 Prozent bedeutet. Damit liege man im bayerischen Durchschnitt. Der Strukturwandel mache sich hauptsächlich bei Haupterwerbsbetrieben bemerkbar, da es immer schwieriger werde mit einem solchen eine Familie zu ernähren, so Bader.

    Viehbestände werden immer weniger

    Rund 30 Prozent der Flächen sind Grünland, die bewirtschaftete Flächen an Wiesen ist damit konstant geblieben. Die Maisflächen dagegen haben abgenommen. Bader begründet dies unter anderem mit dem stetigen Abbau der Viehbestände. Beim Sommergetreide konnte lediglich die Sommergerste um 38 Hektar zulegen, der Kartoffelanbau dagegen gewann um fünf Prozent.

    Stephan Bissinger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands begründet dies mit dem in den in den letzten Jahren stark gewachsenem Pommes-Kartoffelmarkt aber auch mit dem Einkaufsverhalten im Hinblick auf Convenience-Produkten. Die herkömmliche Frischkartoffel, so wie früher, werde immer weniger nachgefragt. Dagegen hat sich der Rapsanbau um fast zeh n Prozent reduziert. Hier greift vor allem die Konkurrenz aus Sojaprodukten und Palmöl.

    Letztlich bestimmten der Handel und der Verbraucher den Markt, so Bader. Es werde das produziert, was nachgefragt werde, hieß es von Seiten der Landwirte.

    Eine Geschichte über zwei Landwirte, die stolz auf ihren Beruf sind, lesen Sie hier: Vom Stolz, ein Bauer zu sein

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