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Landkreis Günzburg: Wie steht es um die Tierarten im Kreis Günzburg?

Landkreis Günzburg

Wie steht es um die Tierarten im Kreis Günzburg?

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    Hermann Borsutzki (links) und Ralf Schreiber untersuchen im Auftrag des Landesamts für Umwelt, wie artenreich der Landkreis Günzburg ist. Mit zu den wichtigsten Gerätschaften der "Feldarbeiter" gehören ihre Kescher.
    Hermann Borsutzki (links) und Ralf Schreiber untersuchen im Auftrag des Landesamts für Umwelt, wie artenreich der Landkreis Günzburg ist. Mit zu den wichtigsten Gerätschaften der "Feldarbeiter" gehören ihre Kescher. Foto: Till Hofmann

    Hermann Borsutzki und Ralf Schreiber haben ein feines Gehör. Vielleicht nicht ein solches, um gleich wie einstmals das Wunderkind „Wolferl“ loskomponieren zu können. Aber höchstwahrscheinlich hätte Herr Mozart auch die beiden Biologen aus Ulm und Neu-

    Was sich amüsant anhört, hat freilich einen ernsten Hintergrund. Denn die Naturschutzfachkartierung, so die offizielle Bezeichnung soll helfen, die Naturschönheiten und Besonderheiten im Landkreis im Hinblick auf vorkommende Arten zu untersuchen. Mit diesen Erkenntnissen „kann die Arbeit der Naturschutzbehörden unterstützt und erleichtert werden“, sagt Ines Langensiepen, die im bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) mit Sitz in Augsburg das Referat „Fachgrundlagen Naturschutz“ leitet.

    Bedeutend für den Artenschutz

    Für den Artenschutz sei es sehr wichtig, die Vorkommen zu kennen, um sie durch gezielte Pflege und Förderung zu erhalten und sie in Projekten wie Artenhilfsprogrammen berücksichtigen zu können.

    In Bayern gibt es derzeit nach Auskunft des LfU etwa 25 Artenhilfsprogramme, die Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Schmetterlinge, Muscheln, Krebse und Pflanzen umfassen. Viele sind auf einzelne Arten speziell ausgerichtet, einige zielen auf den Schutz von mehreren Arten, zum Beispiel bei Muscheln oder Fledermäusen, ab.

    Es ist eine Übersicht, aber keine vollständige Zählung - wie auch?

    Eine vollständige Zählung der Tierarten ist natürlich nicht möglich. Es ist eine Übersichtskartierung, die die Experten dieses und nächstes Jahr bis zum Ende der Vegetationsperiode im Gelände vornehmen. Danach folgt die Auswertung.

    Das Untersuchungsprogramm

    Bayern Seit 2003 wurden 40 Naturschutzfachkartierungen in Bayern durchgeführt (31 Kreise, neun kreisfreie Städte). Insgesamt gibt es 71 Kreise und 25 kreisfreie Städte.

    Ablauf Die Naturschutzfachkartierung erhebt zoologische Daten und baut auf die für den Kreis Günzburg 2016 fertiggestellte Biotopkartierung auf, die sich auf vorhandene Pflanzenarten konzentriert hat.

    Kreis Günzburg Ausgewählte Vogelarten werden auf einer Fläche von 3000 Hektar beobachtet; Reptilien in 50 Transekten (mehrere Punkte entlang einer geraden Linie); Amphibien: 190 Gewässer; Libellen (25 Fließgewässer, 100 Stillgewässer), Tagfalter und Heuschrecken (je 100 Lebensräume). (ioa)

    Die Biologen müssen Augen und die bereits beschriebenen Ohren offenhalten (Borsutzki: „40 Prozent der Arten bekommen wir ausschließlich über das Gehör mit“). Hilfreich ist außerdem ein Fernglas, da nicht jeder Schmetterling wartet, bis die beiden Herren ganz nah sind und ihre Beobachtungen aufnotieren können. Das wichtigste „Instrument“ der „Feldarbeiter“ dürften ihre Kescher sein, mit denen sie durchs Gras streifen oder in ein Gewässer eintauchen.

    Der Fokus liegt auf sechs Artengruppen

    Auf sechs Artengruppen legen die zwei Fachmänner ihr Hauptaugenmerk: auf Reptilien, Amphibien, Tagfalter, Heuschrecken, Libellen und Vögel. Als Untersuchungsflächen dienen zwischen 400 und 450 vermutete Lebensräume der Tiere. Ökologisch besonders wertvolle Bereiche im Landkreis Günzburg sind nach Langensiepens Auskunft Talzüge von Günz, Kammel und Mindel mit Niedermoorresten, Wiesenbereichen, kleinen Gräben und Abbaustellen.

    Die Donau-Auen und das Leipheimer Moos sind nicht Gegenstand der Naturschutzfachkartierung, da es aus Sicht des LfU hier durch die langjährige Arbeit der ARGE Donaumoos bereits eine „relativ gute Datengrundlage“ gibt.

    Zu den besonderen Arten im Landkreis zählen Kammmolch, Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Helm- und Vogel-Azurjungfer, Wald-Wiesenvögelchen, der Gelbringfalter und die Sumpfschrecke.

    Grundlagen für den Schutz und die Entwicklung der Heimat

    Auf die Ergebnisse ist Günzburgs Landrat Hubert Hafner „schon sehr gespannt“, wie er bei einer Vorführung der Arbeit der Biologen am Jettinger Torlehrpfad sagte. Wenn die Resultate feststehen und im Sommer 2021 in der LfU-Datenbank eingepflegt sind, geht es Hafner zufolge darum, „die Grundlagen für den Schutz und die Entwicklung unserer Heimat zu nutzen“. Damit könne die „konkrete Lebensqualität vor unserer eigenen Haustüre“ verbessert werden.

    Der Landkreis, so die Biologen, sei „relativ gut von der Lebensraumausstattung her“. Dennoch seien einige vermutete Tagfalterarten nicht mehr angetroffen worden, „obwohl 2019 eigentlich ein gutes Jahr für Schmetterlinge ist“.

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